Ibrahim und Ismail bauen die Kaaba
Als Ismail zum Mann herangewachsen war, konnte man das öde Wüstental, in dem Ibrahim ihn und seine Mutter einst zurückge- lassen hatte, nicht mehr wiedererkennen. Statt kahler Felsen und trockenem Sand war um den Brunnen Zamzam herum eine richti- ge Stadt entstanden. Immer, wenn Ibrahim Ismail und seine Mut- ter besuchen kam, war die Stadt wieder um ein paar Häuser ange- wachsen. Auf dem Markt gab es viele verschiedene Waren und merkwürdige Dinge, denn die Stadt lag ja gerade an der Karawa- nenstraße zwischen Palästina und Jemen und hatte deshalb Ver- bindung mit Ägypten, dem Zweistromland, Afrika und sogar In- dien. Die reisenden Kaufleute freuten sich, einen angenehmen Rastplatz gefunden zu haben, Sie luden ihre Waren ab: Elfenbein, Gewürze, seltsame Stoffe, edle Steine und Metalle. Sie tränkten ihre Tiere, ruhten sich aus und zerstreuten sich beim Geschichten- erzählen und beim Vortragen von Gedichten.
Diese Stadt nannte man Mekka. Allah gab Ibrahim und Ismail den Befehl, in Mekka ein Haus zu bauen. Aber in diesem Haus sollte niemand wohnen. Darin sollten sich die Menschen versammeln, wenn sie zu Allah beten wollten, ohne dass sie jemand störte oder ablenkte. Ibrahim und Ismail sammelten schwere Steine und bearbeiteten
sie, so dass sie richtige Bausteine wurden. Mitten in der Stadt auf einem großen freien Platz begannen sie dann mit der Arbeit. Als sie das Fundament gelegt hatten, beteten sie gemeinsam zu Allah:
„Unser Herr, nimm diese Pflicht von uns an. Du bist doch der, der alles hört und weiß. Unser Herr, mach uns zu Deinen Dienern, und laß auch unsere Nachkommen Deine Diener sein. Zeig uns, wie wir zu Dir beten sollen, und vergib uns. Nur Du bist der Vergebende, der Barmherzige. Unser Herr, erhebe aus ihrer Mitte einen von ihnen als Deinen Gesandten, damit er ihnen Deine Offenbarung vorträgt und sie in der Schrift und Weisheit unterrichtet, und laß sie gedeihen und wachsen. Nur Du bist der Mächtige und Weise."
Das Gebetshaus wurde ein einfaches, würfelförmiges Gebäude. Es war größer als die übrigen Häuser von Mekka, denn damals bauten die Menschen noch nicht Häuser mit mehreren Stockwerken. Täg- lich versammelten sich die Einwohner von Mekka dort zum Gebet oder um den Weisen zuzuhören, wenn sie von Allah und Sei- nen Gesandten erzählten.
Da dieses Gebetshaus ein würfelförmiges Aussehen hat, nennt man es auf Arabisch Kaaba. Jahrtausende sind bisher vergangen, und die Kaaba steht noch immer im Zentrum von Mekka. In der Zwischenzeit hatten die Menschen sie für ihren Götzendienst miß- braucht, bis unser Prophet Muhammad kam und die Götzen hinaus- warf und die Menschen an Allah, den einzigen Gott, erinnerte.
Einst wollte auch ein fremder König mit seinem Heer von Elefanten Mekka erobern und die Kaaba zerstören, aber Allah sandte eine Schar Vögel, welche die Elefanten aus der Luft mit Steinen bewarfen, so dass sie ihre Reiter abschüttelten und entsetzt die Flucht ergriffen. Jedes Jahr reisen Tausende von Muslimen nach Mekka. Sie laufen
um die Kaaba herum, wie die Planeten um die Sonne kreisen. Längst ist dieses Gebetshaus zu klein für all die Menschen, die zu Allah beten. Wenn wir beten, zu Hause oder in der Moschee oder irgend- wo auf der Welt, wenden wir uns in diese Richtung. Denn von hier kam das Licht des Islam zu allen Menschen, erst durch Ibrahim, Allahs Freund, und Ismail, der aus Liebe zu Allah bereit war zu sterben, und zuletzt durch Allahs letzten Gesandten Muhammad, der die ganze Menschheit dazu aufrief, Brüder und Schwestern im Islam zu sein.
Allahs Friede sei mit Ibrahim und Ismail.
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Die Geschichte von Shuaib
Während sich Yakubs zwölf Söhne und deren Nachkommen in Ägypten ansiedelten, lebte in der Landschaft Madyan in Palästina ein Volk, das im Laufe der Zeit immer größer geworden war. Madyan lag genau an der großen Karawanenstraße, die Ägypten und das babylonische Reich miteinander verband. Diese beiden großen Weltmächte der damaligen Zeit tauschten Waren mitein- ander aus, die alle mit Kamelen über diese Straße transportiert wurden.
Zuerst gab es in Madyan Rastplätze für die Reisenden. Schon bald entstanden auch Märkte, und im Laufe der Zeit wurde das Volk von Madyan immer gieriger nach Geld und Luxuswaren. Sie fingen an, die Kaufleute zu bestehlen und zu betrügen. Da es im Land viel Wald gab, lauerten sie auch nicht selten im Hinterhalt, um eine Karawane zu überfallen und die Diebesbeute selbst weiterzuver- kaufen. Solche Lebensweise war im ganzen Volk verbreitet, und sie waren stolz auf ihren wachsenden Reichtum.Sobald aber einer von ihnen auf den Gedanken kam, hilfsbereit und ehrlich zu sein, Gier und Neid in seinem Herzen zu bekämpfen und dadurch den Weg zu Allah zu finden, dann machten seine Landsleute ihm das Leben unerträglich schwer. Sie sprachen zu ihm: „Allah hat uns Reichtum gegeben. Warum nicht soviel davon nehmen wie mög- lich?" Damit verdrehten sie alles, was Allah jemals den Menschen hatte sagen lassen.
Dennoch gab es einige Menschen im Land, die daran dachten, dass aller Reichtum vergeht und sie einst zu Allah zurückkehren. Diese Menschen waren ehrlich und hilfsbereit zu Fremden und strebten danach, in sich selbst gute Charaktereigenschaften zu entwickeln. Unter diesen Menschen gab es einen Mann namens Shuaib, und diesen wählte Allah als Seinen Gesandten aus, um das Volk von Madyan zu ermahnen.
Shuaib sprach zu seinem Volk: „O mein Volk, dient Allah. Es gibt keinen Gott außer Ihm. Jetzt ist ein klares Zeichen von eurem Herrn zu euch gekommen. Gebt den Leuten volles Maß und Ge- wicht und unterschlagt nicht, was ihnen zusteht. Und bringt kein Unrecht in die Welt, nachdem Recht geschafft worden ist. Das ist besser für euch, wenn ihr nur ein Einsehen hättet
Und lauert nicht an jeder Straße, um die Menschen zu bedrohen und sie von ihrem Weg zu Allah abzubringen, wenn sie an Ihn glau- ben. Erinnert euch doch, wie ihr klein wart, und Allah hat euch
groß werden lassen. Vergeßt nicht, wie die Übeltäter enden.
Und wenn es unter euch solche gibt, die an die Botschaft glauben, mit der Allah mich gesandt hat, und solche, die nicht glauben, übt euch in Geduld und Standhaftigkeit, bis Allah zwischen uns die Entscheidung trifft. Er ist der beste Richter." Die arroganten Führer des Volkes erwiderten: „O Shuaib, wir werden ganz sicher dich und deine Nachfolger aus der Stadt verweisen, wenn ihr nicht zu unseren Traditionen zurückkehrt." Denn auf ihr Räuberhandwerk und ihren angehäuften Reichtum waren sie sehr stolz und nannten jede Schandtat ihre Tradition. Er sprach: „Eure abscheulichen Traditionen lehnen wir ab. Wir
würden tatsächlich eine Lüge gegen Allah erfinden, wenn wir eurer Lebensweise folgen würden, nachdem uns Allah davon befreit hat. Allah kennt die verborgensten Dinge, und Ihm vertrauen wir. 0
Allah, entscheide Du zwischen uns und unserem Volk, denn Du bist der beste Richter."
Die Führer des Volkes versuchten nun, die Gottesfürchtigen von ihrem Weg abzubringen. Sie sprachen zu ihnen: „Wenn ihr Shuaib nachfolgt, habt ihr nur Nachteile davon. Ihr werdet verachtet und verfolgt, und wenn ihr nicht Geld erwerbt, wo immer ihr könnt, und ehrliche, selbstlose Menschen sein wollt, werdet ihr sicher arm, oder jedenfalls nicht so reich wie wir."
Shuaib erwiderte: „Jetzt seid ihr scheinbar reich, weil ihr glaubt, viel Geld zu haben. Aber unrecht erworbenes Gut kann auf die Dauer kein Glück bringen. Euer Reichtum kann euer Leben nicht verlängern und euch nicht von der gerechten Strafe freikaufen. Seid zufrieden mit dem, was Allah euch zugedacht hat, und be- herrscht eure Gier. Wolltet ihr doch nur die Warnung annehmen! Aber ich kann nicht mehr tun als euch ermahnen. Ich bin nicht als Wächter über euch eingesetzt. Ich bin nichts als ein Gesandter von meinem Herrn und verlange nur, dass ihr euch Ihm zuwendet."
Sie erwiderten: „Willst du uns vorschreiben, dass wir zu deinem Gott beten, statt unseren Traditionen zu folgen, und uns verbieten, mit unserem Eigentum zu machen, was wir wollen? Du bist wohl so ein Moralprediger, der langweilige Reden hält."
Shuaib erwiderte: „Seht doch, dass ich einen klaren Beweis von Eurem Herrn bringe. Hat Er mir nicht meinen Unterhalt gegeben? Ich will darum nicht so wie ihr Verbotenes tun und an mich rei- ßen, was mir nicht gehört. Ich will nur das Beste für euch und ver- traue allein auf Allah. Seid nicht eigensinnig und trotzig, nur weil ich euch ermahne, sondern wendet euch Allah zu, damit ihr nicht ein ähnliches Schicksal erleidet wie die Völker vor euch. Bittet um Vergebung und kehrt zu Allah zurück, denn Er ist der Vergebende und Barmherzige."
Einige sprachen: „Das meiste von dem, was du sagst, verstehen wir nicht. Wir sehen nur, dass du keine Macht hast. Nur deiner Familie zuliebe haben wir dich nicht gesteinigt, denn du versuchst, uns Vorschriften zu machen, ohne dass du dazu berechtigt bist." Shuaib antwortete: „Nehmt ihr mehr Rücksicht auf meine Familie
als auf Allah? Denn Ihn mißachtet ihr, obwohl Ihm die eigentliche Macht gehört. Er hat euch von allen Seiten eingekreist. Tut, was der Wahrheit entspricht. Seht euch vor, und ich will mich vor- sehen." Sie aber erwiderten: „Du bist ein gewöhnlicher Sterblicher wie wir, und wir sind davon überzeugt, dass du lügst, um dich wich- tig zu machen. Laß doch den Himmel auf uns herunterfallen, wenn du die Wahrheit sagst." Damit wandten sie sich ab und überlegten, ob sie den Gesandten Allahs nicht doch töten oder wenigstens aus dem Land vertreiben sollten, so waren ihre Herzen von der Gier nach Reichtum besessen. Ja, die Leute von Madyan unterschieden sich dabei nicht von anderen Völkern, die Allahs Gesandte ver- höhnten und sie sogar töten wollten.
Sie waren noch dabei, heimlich in der Nacht zu beratschlagen, wie sie Shuaib loswerden könnten, da gab Allah Seinem Gesandten den Befehl, mit den Gottesfürchtigen das Land zu verlassen. Noch in der gleichen Nacht machten sie sich auf den Weg. Kaum waren sie fortgezogen, da brach in Madyan ein gewaltiges Erdbeben los. Alle die hochmütigen Männer, deren Lebensweise aus Raub und Be- trügerei bestanden hatte und die sogar Allahs Gesandten hatten töten wollen, wurden davor überrascht, während sie noch berat- schlagten, und lagen am Morgen erschlagen unter den Trümmern ihrer Häuser.
Allahs Friede sei mit Shuaib.
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Allah rettet Musa vor dem Pharao
Yusuf und seine Brüder hatten Kinder und Enkelkinder. Sie wur- den alt und starben, aber ihre Nachkommen blieben in Ägypten und wurden zu einem großen Volk. Sie nannten sich Bani Israel (Kinder von Israel), nach ihrem Stammvater Yakub, der auch Israel hieß. So vergingen die Jahrzehnte und Jahrhunderte. Längst war auch eine neue Königsfamilie an die Macht gekommen, und längst erinnerte sich niemand mehr daran, wie Yusuf einst mit Allahs Hilfe das Land vor einer Hungersnot bewahrt hatte. Die Ägypter fingen an, die Bani Israel zu hassen, weil sie eine andere Sprache und Lebensweise hatten. Der Pharao behandelte die Bani Israel als seine Sklaven, und immer, wenn er eine neue Stadt, einen Palast oder einen Tempel bauen wollte, ließ er sie hart arbeiten und machte ihnen auch sonst das Leben schwer. Aber wie Allah schon vor langer Zeit Seinem Gesandten Ibrahim versprochen hatte, ließ Er die Bani Israel zu einem großen Volk werden. Schon bald fing der Pharao an, sich insgeheim vor den Fremden zu fürchten, denn er meinte, sie könnten ihn eines Tages vom Thron stürzen.
Ohnehin hatte er große Angst um seine Macht, denn auch das ägyptische Volk hatte unter seiner Tyrannei sehr zu leiden und hätte sich jederzeit in einem Volksaufstand gegen ihn auflehnen können. Aber der Pharao hatte schon vorsorglich das Volk in Parteien geteilt und gegeneinander aufgehetzt, so dass sie durch ihre ständige Uneinigkeit keine Zeit hatten, über die Unge- rechtigkeit im Land nachzudenken. Am gefährlichsten aber er- schienen ihm die Bani Israel, denn sie weigerten sich offen, ihn an- zubeten, wie er es in seinem Größenwahnsinn von den Ägyptern verlangte. Sie beteten nur zu Allah und lebten in Frieden als Volk von Brüdern. Oft hatte er überlegt, sie aus dem Land zu vertreiben, aber dann, so fürchtete er, könnten sie sich mit seinen Feinden gegen ihn verbünden. Sie alle zu töten, wie er es am liebsten getan hätte, wagte er auch nicht, denn sie hätten sich sicher gewehrt. Darum beschloß er, das Volk langsam auszurotten, und gab Befehl, alle neugeborenen Jungen der Bani Israel zu entführen und zu
töten und nur die kleinen Mädchen am Leben zu lassen.
Als so das Leid der Bani Israel am größten war, wurde ein Junge geboren, der später als Allahs Gesandter das Volk von dem grau- samen Tyrannen befreien und ihm Allahs Gesetz überbringen sollte. Aber zunächst war der kleine Junge in größter Gefahr, denn überall lauerten die Soldaten des Pharao, um jeden neugeborenen Jungen zu töten. Die ersten paar Tage gelang es der Mutter, ihn zu verstecken, aber sie betete zu Allah um Hilfe, denn das Kind wuchs und wurde immer lebhafter.
Da gab Allah der Mutter einen Gedanken ein: „Leg das Kind in einen wasserdichten Kasten und wirf ihn in den Nil. Die Wellen werden ihn dann an den Strand treiben, und seine Freunde werden sich seiner annehmen. Sie werden ihn nicht töten." Dies tat die Mutter, und die ältere Schwester blieb heimlich am Fluß, um zu beobachten, was mit dem Brüderchen geschah.
Bald schwemmte der Fluß den Kasten in ein Schilfdickicht. Und kurze Zeit später stieg vom königlichen Palast die Frau des Pharao zum Fluß hinunter. Sie ging geradewegs ins Schilf, um zu baden und dabei nicht von jedem gesehen zu werden.
Plötzlich hörte sie ein kleines Kind schreien, und als sie dem merk-
würdigen Laut nachging, fand sie den Kasten mit dem Baby darin. Wie mochte das Baby mit dem Kasten ins Schilf gekommen sein? Sofort fühlte sie Mitleid in sich aufsteigen, denn sie hatte ein gutes Herz. Sie nahm den kleinen Jungen aus dem Kasten und trug ihn
in den königlichen Palast.
Als der Pharao seine Frau mit einem kleinen Baby im Arm daher- kommen sah, fragte er: „Was ist denn das für ein Kind?" „Ich habe es im Nil gefunden", antwortete die Frau, und als sie seinen zorni- gen Blick bemerkte, fügte sie schnell hinzu: „Ich habe es liebge- wonnen, und auch dir wird es sicher Freude machen, darum töte
es nicht. Vielleicht bringt es uns Glück, und wir können es ja an
Kindes Statt annehmen."
Da sie selbst keine Kinder hatten, stimmte der Pharao schließlich nur unwillig zu. Mit großer Freude behielt seine Frau den Jungen bei sich und nannte ihn Musa. Nun galt es, eine Kinderfrau für Musa zu finden. Die Königin ließ überall verkünden, dass sie eine Kinderfrau suchte. Aber sobald sie eine Frau in Dienst nahm, fing das Baby an zu weinen und wollte sich nicht füttern lassen.
Das alles hatte Musas Schwester beobachtet. Schließlich ging sie selbst zu der Königin und sprach: „Soll ich eine Kinderfrau für den Kleinen finden?" Die Königin war einverstanden, denn sie machte sich große Sorgen um das Findelkind, das sie in ihr Herz
geschlossen hatte, und Musas Schwester beeilte sich und holte ihre eigene Mutter. Diesmal weinte der kleine Musa nicht, als die Mut ter ihn in die Arme nahm und fütterte. So lenkte Allah, dass er
trotz der drohenden Gefahr bei seiner eigenen Mutter bleiben
konnte, während er am Königshof heranwuchs.
Als der Junge größer wurde, suchte der Pharao die besten Lehrer und Erzieher für ihn aus. Bei ihnen lernte Musa alle damals be- kannten Wissenschaften, wie es sich für einen ägyptischen Prinzen gehörte. Musa war außerordentlich klug und lernte schnell, aber
er durchschaute auch, wie die Fürsten und Götzenpriester das
Volk betrogen und unterdrückten. Wie Sklaven mußten die Bauern in der Hitze auf ihren Feldern arbeiten und dennoch fast ihre
ganze Ernte dem König abliefern, bis sie selbst kaum noch etwas
zu essen hatten. Musa sah auch, wie die Bani Israel unterdrückt und ihre Kinder getötet wurden. Insgeheim hatte er längst er- fahren, dass er selbst aus diesem Volk stammte und vor welchem grausamen Schicksal Allah ihn so wunderbar bewahrt hatte. Er beteiligte sich auch nicht an der ägyptischen Götzendienerei, und
da er selbst als ein Mitglied der königlichen Familie angesehen wur-
de, verlangte auch niemand von ihm, dass er den Pharao anbetete. Eines Tages entkam Musa seinen Lehrern und Erziehern und schlüpfte aus dem Palast, um unbeaufsichtigt in der Stadt herum- zustreifen. Da erblickte er zwei Männer, die miteinander stritten. Einer von ihnen war ein Ägypter und der andere ein Mann von den Bani Israel, und es stellte sich bald heraus, dass der Ägypter der Stärkere war. Der Mann von den Bani Israel rief daher Musa zu Hilfe, und Musa schlug den Ägypter, um den schwächeren Mann zu befreien. Aber er hatte wohl zu hart zugeschlagen, denn der Ägypter fiel um und war auf der Stelle tot.
Das hatte Musa nicht gewollt. Er hatte ja nur dem Mann aus seinem eigenen Volk helfen wollen. Er betete zu Allah um Vergebung und sprach: ,,0 mein Herr, nachdem Du mir Deine Gnade ge- schenkt hast, will ich nie wieder jemandem helfen, bevor ich weiß, ob er im Recht oder im Unrecht ist. Einen Streit kann man nicht schlichten, indem man unüberlegt zuschlägt."
Nicht lange danach gelang es ihm wieder, aus dem Palast zu ent-
kommen, und als er durch die Stadt ging, traf er den Mann wieder, der ihn tags zuvor um Hilfe gegen den Ägypter gebeten hatte. Wie- der stritt dieser mit einem ägyptischen Mann, doch als er diesmal um Hilfe rief, antwortete Musa: ,,Du fängst überall Streit an."
Aber bald sah er, dass der Ägypter im Unrecht war, und er kam näher, um die beiden Streitenden auseinanderzubringen. „Willst du mich auch umbringen wie den Mann gestern?" fragte der Ägypter da. „Du willst wohl ein Gewalttäter hier im Lande wer- den, unter dem Vorwand, für Gerechtigkeit zu sorgen."
Da wußte Musa, dass er tags zuvor beobachtet worden war. Zwar
war er verkleidet, so dass ihn niemand als königlichen Prinzen er- kennen konnte, aber vielleicht war die Polizei längst auf seiner Spur. Und richtig, bald kam auch schon einer seiner Freunde aus einem entfernten Stadtviertel angelaufen, um ihn zu warnen.
„Musa", rief er, „sie suchen nach dir, um dich zu töten. Ich kann
dir nur raten, fliehe um dein Leben."
Da sah Musa, dass er nicht länger in Ägypten bleiben konnte, ohne sein Leben aufs Spiel zu setzen. Noch in der gleichen Nacht ging er heimlich fort und wanderte jahrelang durch fremde Länder.
Auf seiner Flucht aus Ägypten kam Musa nach langer Wüstenreise ins Land Madyan. Er war erschöpft und hungrig und wußte nicht, was er nun anfangen sollte. Er sprach zu sich selbst: „Ich hoffe,
daß Allah mir den richtigen Weg zeigt."
Bald kam er an einen Brunnen, wo einige Männer damit beschäf- tigt waren, das Vieh zu tränken. Etwas abseits standen zwei Mäd- chen mit ihren Schafen.
„Warum steht ihr hier?" fragte Musa die beiden Mädchen, und sie
antworteten: „Wir können unsere Schafe nicht tränken, solange diese Männer uns nicht an den Brunnen lassen, und unser Vater ist ein sehr alter Mann. Er kann nicht herkommen, um uns zu hel- fen."
Da bahnte sich Musa einen Weg zum Brunnen und half den beiden Mädchen, die Schafe zu tränken. Als sie gegangen waren, setzte er sich erschöpft in den Schatten unter einen Baum und sprach: „O mein Herr, ich bitte Dich, schick mir in meiner Not etwas Gutes." Nicht lange danach, als schon der Abend hereinbrach, sah Musa auf einmal eins der beiden Mädchen wiederkommen. Sie trat schüchtern auf ihn zu und sagte: „Mein Vater lädt dich ein, damit er sich dafür bedanken kann, dass du uns geholfen hast/'
Musa folgte dem Mädchen und kam zum Haus des alten Vaters,
der ihn herzlich willkommen hieß und bei einem reichlichen Abendessen freundlich nach seiner Herkunft fragte. Musa be- richtete, warum er aus Ägypten geflohen war und was er unter- wegs erlebt hatte, und der alte Mann sagte tröstend: „Nun brauchst du keine Angst mehr zu haben, denn du bist dem ungerechten
Volk entkommen'
Bis spät in die Nacht hinein saßen sie beisammen und beschlossen endlich, dass Musa bei ihnen bleiben sollte. Die eine Tochter des Mannes schlug vor: „Vater, du kannst ihn doch anstellen. Es ist gut, wenn ein Mann für dich arbeitet, der stark und vertrauenswür- dig ist." So trat Musa in den Dienst des alten Mannes.
Im Laufe der Zeit gewann Musa das Mädchen lieb, das ihn an je- nem Abend zum Haus ihres Vaters geführt hatte. Das war dem alten Mann gerade recht, und er sprach zu Musa: „Es wäre schön, wenn du eine meiner Töchter heiraten würdest, und zwar unter der Bedingung, dass du acht Jahre lang für mich arbeitest. Es wäre so- gar noch besser, wenn du zehn Jahre lang bleiben würdest, aber ich will es dir nicht schwer machen. Und wenn Allah will, werde ich dir ein guter Dienstherr sein."
Damit war Musa gern einverstanden, und sie schlössen einen Ver- trag.
Nach einiger Zeit heiratete Musa wie vereinbart das Mädchen und arbeitete zehn Jahre lang für seinen Schwiegervater. Aber es war ihm klar, dass er nicht sein ganzes Leben als Viehzüchter im Land Madyan verbringen, sondern jede Gelegenheit nutzen wollte, sein Wissen zu erweitern.
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Die Geschichte von Yusuf
Ishak hatte einen Sohn, der Yakub hieß. Als er herangewachsen und ein Mann geworden war, heiratete er und bekam im Laufe der Zeit zwölf Söhne und zahlreiche Töchter. Diese halfen schon seit der frühesten Jugend ihrem Vater bei verschiedenen Arbeiten auf dem Feld oder hüteten die Schafe und Ziegen. Yakub war ein guter Vater. Er hatte alle seine Kinder lieb. Am meisten aber liebte er seinen zweitjüngsten Sohn Yusuf. Trotzdem verwöhnte und bevorzugte er ihn aber nicht, sondern war gegen alle seine Kinder gerecht
Eines Nachts hatte Yusuf einen Traum, und als er am Morgen aufstand, erzählte er ihn seinem Vater: „Ich sah, wie sich elf Sterne, Sonne und Mond vor mir verbeugten."
Da sah Yakub, dass Yusuf von Allah auserwählt war, um eine besondere Aufgabe zu erfüllen, Er sagte: „Mein lieber Sohn, sprich nicht mit deinen Brüdern über diesen Traum, denn sie werden sonst vielleicht neidisch und versuchen, dir etwas anzutun. Der Teufel ist ein verschworener Feind der Menschen und flüstert ihnen boshafte Gedanken ein. Du bist von Allah auserwählt, und Er wird dich die Deutung von Visionen und Ereignissen lehren und dir Gutes geben, so wie Er mir und meinen Vätern Gutes gegeben hat."
Yusufs Brüder waren ohnehin eifersüchtig und neidisch, und sie sprachen unter sich: „Unser Vater liebt Yusuf und unseren jüngsten Bruder mehr als uns alle. Am meisten liebt er Yusuf. Wir anderen sind ihm gleichgültig. Wirklich er ist alt, und sein Verstand ist nicht mehr klar." Einer der Brüder schlug vor: „Warum töten wir Yusuf nicht? Oder wir können ihn auch in ein fremdes Land verschleppen, dann muß der Vater uns wieder lieben, wenn er nicht mehr da ist. Hinterher können wir dann immer noch Gutes tun, damit die Schandtat ausgeglichen wird." Ein anderer
sagte: „Töten wollen wir ihn nicht, das ist zu grausam, und immerhin ist er ja unser Bruder. Wir können ihn ja in einen leeren Brunnen werfen. Dort finden ihn dann die Reisenden und nehmen ihn mit." Damit waren die anderen einverstanden, und sie machten einen Plan.
Am nächsten Tag sprachen sie zu ihrem Vater: „Vater, warum läßt du nicht Yusuf mit uns gehen, damit er draußen spielen kann? Wir wollen auch gut auf ihn aufpassen, damit ihm kein Unheil geschieht. Das wird ihm sicher Freude machen." Yakub erwiderte: „Es macht mich wirklich traurig, wenn Yusuf nicht zu Hause ist. Ich fürchte, dass ihn der Wolf frisst, wenn ihr nicht auf ihn aufpasst."
Die Brüder aber sagten: „Der Wolf wird ihn schon nicht fressen, denn wir sind viele, und er müsste uns schon alle töten, bevor er unseren Bruder angreifen kann."
Schließlich gab der Vater schweren Herzens seine Erlaubnis, und die Brüder nahmen Yusuf mit auf die Weide. Als sie weit draußen waren, wo kein Mensch sie hören konnte, packten sie Yusuf plötzlich und warfen ihn in einen ausgetrockneten Brunnen. Dann schlachteten sie ein Schaf, bespritzten Yusufs Hemd mit dem Blut und gingen nach Hause. „O Vater!" riefen sie, „während wir beim Wettlauf waren, ließen wir Yusuf bei unseren Sachen zurück. Und da kam ein Wolf und verschlang ihn. Aber du wirst uns sicher nicht glauben, obwohl wir die Wahrheit sagen." Dabei weinten sie
heuchlerische Tränen.
yakub sah das blutbefleckte Hemd und sprach: „Nein, ihr sagt nicht die Wahrheit, sondern ihr habt euch eine Geschichte ausgedacht, um mich zu betrügen. Was kann ich tun, als mich auf Allah verlassen und Ihn um Hilfe bitten?" Er weinte sehr.
Inzwischen saß Yusuf einsam in dem verlassenen Brunnenloch. Es
wurde dunkel, und die Nacht brach herein. Aber Yusuf hatte keine Angst. Er wusste, dass Allah ihn nicht verlassen hatte, und Allah ließ ihn wissen, dass er eines Tages seinen Brüdern und seinen Eltern sagen würde, was hier geschehen war.
Am nächsten Tag kam eine Karawane vorbei. Die Reisenden er-
blickten den Brunnen und hielten an, um Wasser zu schöpfen.
Aber wie verwundert waren sie, als sie statt des Wassers einen Jungen aus dem Brunnen zogen! Sie wussten nicht so recht, was sie
mit ihm anfangen sollten, aber da kamen auch schon Yusufs Brüder mit den Schafen, die sie zur Weide trieben. Sie sprachen zu den Fremden: „Wenn ihr diesen Jungen mitnehmen wollt, dann verkaufen wir ihn euch." Sie verkauften ihn sehr billig, weil sie ihn unbedingt loswerden wollten, und die fremden Kaufleute versteckten ihn unter ihren Waren, denn sie hatten bei alledem ein schlechtes Gewissen.
So zogen sie weiter, bis sie nach tagelanger beschwerlicher Wüstenreise nach Ägypten kamen. Dort verkauften sie ihre Waren und boten auf dem Markt auch Yusuf als Sklaven an. Es dauerte auch nicht lange, da kam ein reicher Ägypter auf den Markt. Er hieß Aziz und war ein hoher Beamter am Hof des Pharao. Da er gerade einen Sklaven brauchte und ihm der hübsche Junge gut gefiel, kaufte er Yusuf und brachte ihn nach Hause. Zu seiner Frau sprach er: „Behandle ihn gut, denn vielleicht bringt er uns Glück, oder wir nehmen ihn als Sohn an." Denn Aziz hatte keine Kinder.
So blieb Yusuf in Ägypten. In kurzer Zeit lernte er, die fremde Sprache fließend zu sprechen, und wuchs zu einem kräftigen und klugen jungen Mann heran. Bevor er erwachsen war, meisterte er alle Wissenschaften und Künste des Landes, und Aziz beobachtete ihn dabei mit Freude, denn Yusuf war für ihn wie ein eigener Sohn. Das ganz besondere an Yusuf war, dass Allah ihn lehrte, Träume
und merkwürdige Ereignisse zu deuten.
Wie ein grünes Band erstreckt sich Ägypten an den Ufern des Nils entlang durch die Wüste. Jedes Jahr, wenn es in den fernen Gebirgen in Afrika, wo die Nilquellen liegen, regnete, trat der Fluss über seine Ufer, überschwemmte das ganze Land und brachte fruchtbaren schwarzen Schlamm auf die Felder. Wäre einmal der Regen im afrikanischen Gebirge ausgeblieben, so hätte der Nil im Sommer nicht genug Wasser geführt, und in Ägypten hätte nichts wachsen können. So zeigt Allah den Menschen Seine Wunder.
Aber die Ägypter hatten längst vergessen, dass Allah ihnen das Wasser schickte und sie ernährte. Die ägyptischen Götzenpriester hatten im Volk den Glauben verbreitet, der Pharao sei es, der jedes
Jahr Wasser und fruchtbaren Schlamm nach Ägypten kommen
ließ. Dem Pharao war das nur recht. Er ließ sich als Gott anbeten und behandelte das Volk wie Sklaven.
An dieser Götzendienerei beteiligte sich Yusuf selbstverständlich nicht. Denn er erinnerte sich nicht nur an das, was sein Vater ihm von Allah und Seinen Gesandten erzählt hatte, sondern er erkannte auch selbst die Wahrheit und durchschaute den Betrug der Priester.
Im Laufe der Zeit gefiel der junge Mann Aziz Frau immer besser.
Sie, die verwöhnte, gelangweilte Dame, empfand seine Anwesenheit als aufregend und verliebte sich in ihn. Als ihr Mann eines Tages ausgegangen war, kam sie zu Yusuf, verschloss alle Türen, lächelte ihn an und sagte: „Komm nun. Lieber."
Aber Yusuf antwortete: „Allah bewahre mich davor! Dein Mann
ist mein Herr und hat Vertrauen zu mir, und ich werde ihn nicht betrügen, nachdem er mich so gut behandelt und mir das Leben im
fremden Land so leicht gemacht hat! Untreue bringt nichts Gutes." Aber die Frau ließ sich nicht abweisen, sondern versuchte mit Gewalt, Yusuf zu umarmen. Er wehrte sich und riss sich los, und sie wollte ihn am Hemd festhalten, aber das Hemd zerriss, und er war frei und lief zur Tür.
In diesem Augenblick kam ihr Mann nach Hause und fand die bei den so aufgeregt und seine Frau mit einem Fetzen von Yusufs
Hemd in der Hand. Sie hatte natürlich Angst, ihr Mann könnte böse auf sie sein, deshalb versuchte sie schnell, sich herauszureden.
„Dieser Taugenichts!" sagte sie. „Als du weg warst, wollte er mich belästigen. Ist das der Dank für unsere gute Behandlung? Man sollte ihn streng dafür bestrafen."
Yusuf dagegen sagte: „So war es nicht, sondern sie hat versucht, mich zu verführen." So sprachen sie beide vor dem Hausherrn, und dieser wusste nicht, was er tun sollte, bis jemand ihm riet: „Wenn Yusufs Hemd vorn zerrissen ist, dann ist ihre Anklage richtig, ist
es aber von hinten zerrissen, dann lügt sie, und er sagt die Wahrheit." Aziz fand nun ganz richtig, dass Yusufs Hemd von hinten zerrissen war, und er war sehr enttäuscht, dass seine Frau versucht hatte, ihn zu betrügen und auch noch falsche Beschuldigungen gegen Yusuf vorzubringen. Er forderte sie auf, sich bei Yusuf zu entschuldigen und ihn in Zukunft in Frieden zu lassen.
Die Geschichte sprach sich jedoch bald bei den Damen der Stadt herum und wurde zu einem richtigen Skandal. Alle sprachen über Aziz Frau und lachten sie aus. „Habt ihr schon gehört", hieß es, „sie hat versucht, ihren Sklaven zu verführen. Wie kann man sich
nur in einen Sklaven verlieben! Ach, vielleicht ist sie wirr im Kopf, die Arme!"
Das Gerede kam natürlich auch Aziz Frau zu Ohren. Sie schämte sich, zum Gesprächsthema der ganzen Stadt geworden zu sein. Um sich zu rechtfertigen, lud sie alle einflussreichen Damen ein. Jede von ihnen bekam ein Messer, mit dem sie die Früchte schälen konnte, die zum Nachtisch serviert wurden. Gleichzeitig rief Aziz Frau unter einem Vorwand Yusuf herein. Als die Damen diesen hübschen jungen Mann erblickten, vergaßen sie darüber alles andere und riefen aus: „Allah bewahre uns! So schön kann doch kein Mensch sein! Vielleicht ist er ein Engel!" Und so erstaunt waren sie, dass sie nicht achtgaben und sich in die Finger schnitten. Aziz Frau sagte zu ihnen: „Das ist der Mann, für den ihr mir Vorwürfe macht. Ich war in ihn verliebt und wollte ihn verführen, aber er wehrte sich und gab nicht nach. Aber wenn er jetzt nicht tut, was ich verlange, will ich wirklich dafür sorgen, dass er ins Gefängnis geworfen wird und sein Ansehen verliert."
Die Frauen stimmten ihr sogleich zu. „Er soll alles tun, was du von ihm verlangst", sagten sie, „sonst wollen wir alle dafür sorgen, dass er ins Gefängnis kommt."
Yusuf aber sprach: „Das Gefängnis ist mir lieber als das, wozu mich diese Frauen erpressen wollen. 0 mein Herr, wenn Du nicht ihre Nachstellung von mir abgewendet hättest, dann hätte ich vielleicht gar in meinem jugendlichen Leichtsinn nachgegeben und damit zu den Unwissenden gehört."
Die Frauen benutzten ihren ganzen Einfluss, um Yusuf ins Gefängnis zu bringen, und selbst Aziz war schließlich damit einverstanden, denn er meinte, dass dadurch der Skandal am ehesten in Vergessenheit geriete.
Bald lernte Yusuf auch seine Gefängnisgenossen kennen. Einer von ihnen war früher Mundschenk des Pharao gewesen. Der andere war Bäcker am Königshof. Beide waren wegen irgendeines Vergehens ins Gefängnis gekommen, und beide beteuerten ihre Unschuld. Eines Tages hatten diese beiden Männer einen Traum und erzählten am nächsten Morgen Yusuf davon. Der eine sagte: „Ich sah, wie ich für den König Trauben auspresste." Der andere berichtete: „In
meinem Traum ging ich eine Straße entlang und trug Brot auf meinem Kopf. Da kamen Vögel und fraßen von dem Brot." Und da sie wussten, dass Yusuf Träume deuten konnte, baten sie ihn, ihnen die Bedeutung zu enthüllen.
Yusuf sprach: „Bevor ihr euer Frühstück bekommt, werdet ihr die Bedeutung eurer Träume erfahren. Das ist ein Teil der Aufgabe, die Allah mir gegeben hat. Denn ich habe nicht die Lebensweise derer, die nicht an Allah glauben und das jenseitige Leben leugnen,
und ich folge der Lebensweise meiner Väter, Ibrahim, Ishak und Yakub." Und er erzählte ihnen viel von Allah und forderte sie auf, Ihm allein zu vertrauen und Ihm keine Götzen zur Seite zu stellen. Schließlich sprach er zu dem Mundschenk : „Dein Traum bedeutet, dass du in kurzer Zeit wieder als Mundschenk zum Pharao zurückkehren wirst' Aber zu dem Bäcker sprach er: „Dein Traum bedeutet, dass du zum Tode verurteilt und gekreuzigt wirst, und die Vögel werden von deinem Kopf fressen. Zu dem Mundschenk sagte er noch: „Wenn du zu deinem Herrn zurückkommst, dann berichte ihm doch, wie ich deinen Traum gedeutet habe, und dass ich unschuldig im Gefängnis sitze."
Schon bald geschah es, wie Yusuf vorausgesagt hatte. Der Bäcker wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet, und der Mundschenk wurde aus dem Gefängnis entlassen und kehrte an den Hof des Pharao zurück. Aber er vergaß Yusuf sofort, und dieser musste noch ein paar Jahre lang im Gefängnis bleiben.
Eines Nachts hatte der Pharao einen Traum und berichtete am nächsten Morgen seinen Hofbeamten: „Ich sah im Traum sieben fette Kühe, und dann kamen sieben magere Kühe und verschlangen die sieben fetten Kühe. Davon wachte ich auf. Als ich wieder eingeschlafen war, sah ich sieben volle Kornähren, und dann kamen sieben leere Kornähren und verschlangen die sieben vollen. Was kann das nur bedeuten? Ich bin sehr besorgt. Könnt ihr mir die Deutung sagen?"
Die Hofbeamten verbeugten sich und antworteten: „Ein merkwürdiger Traum! Aber wir haben nicht gelernt, Träume zu deuten." Dies hörte auch der Mundschenk, und gleich fiel ihm ein, was er viele Jahre zuvor vergessen hatte. Er sagte zum König: „Ich kann vielleicht die Deutung von irgendwoher besorgen."
Sogleich eilte er zum Gefängnis und fand Yusuf immer noch dort.
,,O Yusuf", sagte er, ,,enthülle mir die Bedeutung von diesem Traum, damit ich sie dem König mitteilen kann."
Yusuf erwiderte: „Dieser Traum ist äußerst wichtig für das ganze Land. Sieben Jahre lang wird nämlich der Nil genügend Wasser führen, so dass ganz Ägypten grünt und die Ernte reichlich wird. Alle werden genug zu essen und Früchte und Fleisch im Überfluss haben. Hütet euch aber, alles gleich zu verzehren. Ihr sollt vielmehr den größten Teil der Ernte als Vorrat aufspeichern. Denn gleich darauf werden sieben Hungerjahre kommen, wo ihr diese Vorräte dringend braucht, bis auf einen kleinen Teil, den ihr als Saatgut behalten sollt, denn danach wird es wieder genügend Wasser geben zum Säen und Ernten. Und nur Allah ist es, der den Menschen und Tieren Nahrung und Wasser gibt. So zeigt Allah die Wahrheit."
Der Mundschenk kehrte eilig in den Palast zurück und teilte den Beratern des Pharao die Deutung mit. Diese wiederum beeilten sich, sofort dem König davon zu berichten, der sich außerordentlich wunderte und nachforschen ließ, woher sie die Deutung bekommen hatten. So erfuhr er schließlich von Yusuf und befahl, ihn augenblicklich freizulassen und in den Palast zu bringen.
Sofort eilte ein Bote ins Gefängnis, um Yusuf zu holen, aber dieser weigerte sich. „Geh zu deinem Herrn zurück", sagte er, „und frage ihn, ob jene Damen inzwischen zu Verstand gekommen sind, die sich damals in die Finger geschnitten hatten. Denn mein Herr
kennt sicherlich ihre Nachstellungen."
So kehrte der Bote zum König zurück und berichtete, was Yusuf ihm gesagt hatte. Der Pharao ließ sofort die Damen der Stadt in den Palast holen und stellte sie zur Rede: „Was hattet ihr vor, als ihr ihn so schändlich erpressen wolltet?"
Die Damen erwiderten: ,,Allah bewahre uns! Wir haben nichts
Böses gegen ihn vor." Und Aziz Frau sagte: „Jetzt liegt die Wahrheit klar und offen da. Ich war diejenige, die ihn verführen wollte, aber er gehört zu den Treuen und Ehrlichen. Sagt ihm, dass ich in seiner Abwesenheit nichts Schlechtes mehr geplant habe, denn Allah hilft den Bösen nicht. Die Seele der Menschen ist sicher schwach gegenüber schlechten Gedanken, bis Allah uns Seine Barmherzigkeit schenkt. Und Er ist der Vergebende und Barmherzige."
Da befahl der König, Yusuf aus dem Gefängnis freizulassen und
vor ihn in den Palast zu führen. „Ich will ihn zu meinem persönlichen Berater ernennen", dachte er sich dabei.
Als er diese Nachricht vernahm, badete Yusuf und zog neue, prächtige Kleider an, die der Pharao ihm hatte bringen lassen. Als er in den Palast eintrat, sprach er: „O Allah, ich bitte Dich um ein wenig Gutes von ihm und nehme Zuflucht zu Dir vor dem Bösen an ihm." Dann grüßte der den König in seiner eigenen Muttersprache. Der Pharao war sehr verwundert. Er verstand nämlich zahlreiche Sprachen, diese aber hatte er noch nie gehört. „Was ist das für eine Sprache?" fragte er. Yusuf erwiderte: „Das ist die Sprache meiner Vorfahren." Darauf redete der Pharao mit Yusuf in allen Sprachen, die er kannte, und Yusuf versäumte nicht, ihm in jeder Sprache zu antworten, wovon der Pharao sehr beeindruckt war.
Er sprach zu Yusuf: „Ich will dich heute besonders auszeichnen und dich zu meinem Minister machen." Yusuf erwiderte:
„Laß mich dann die Getreidespeicher verwalten, denn von ihnen hängt das Schicksal des ganzen Landes ab."
So wurde Yusuf zum obersten Verwalter der Kornspeicher, und er war verantwortlich dafür, dass selbst während der sieben mageren Jahre niemand im Land zu hungern brauchte.
Alles traf nämlich so ein, wie der König geträumt hatte. Sieben Jahre lang wuchsen Korn und Früchte im Überfluss. Der große Teil der Ernte wurde in den Speichern gelagert. Dann kamen sieben Jahre, in denen es nicht genug Wasser gab und die Pflanzen auf den Feldern vertrockneten. Da wurden die Speicher geöffnet und das Korn an die Bevölkerung verteilt. Auch in Palästina, wo Yakub mit seinen Söhnen wohnte, kamen
sieben trockene Jahre, und da die Menschen dort nichts von der nahenden Hungersnot gewusst und deshalb auch kein Getreide aufbewahrt hatten, gab es bald nichts mehr zu essen. Yakub hörte, dass es in Ägypten Getreide gab, und er gab seinen Söhnen Geld, damit sie dort welches einkauften. Die zehn ältesten Söhne machten sich auf den Weg, aber der jüngste blieb bei den Eltern zu Hause.
Als die Brüder nach Ägypten kamen, fragten sie, wo man denn hier Getreide kaufen könnte, und sie wurden zu Yusuf geschickt, der in seinen ägyptischen Kleidern ganz fremd aussah und außerdem die ägyptische Sprache sprach, so dass sie ihn überhaupt nicht erkannten. Yusuf dagegen wußte wohl, wen er vor sich hatte, aber er gab sich nicht zu erkennen, sondern erkundigte sich höflich nach ihrer Herkunft und ihrer Familie, während sie den Preis für das Korn aushandelten. Sie erzählten von ihrem alten Vater und von ihrem jüngsten Bruder, der zu Hause geblieben war, und Yusuf konnte nur mit Mühe die Tränen zurückhalten. Schließlich sagte er zu ihnen: „Wenn ihr das nächste Mal wiederkommt, müsst ihr euren jüngsten Bruder unbedingt mitbringen. Ich mache ein ehrliches Geschäft mit euch. Aber wenn ihr wiederkommt, ohne ihn mitzubringen, sollt ihr überhaupt nichts bekommen und braucht gar nicht erst in meine Nähe zu kommen." Darüber wunderten sich die Brüder, aber sie sagten: „Wir wollen ganz bestimmt versuchen, von unserem Vater die Erlaubnis dazu zu bekommen."
Inzwischen hatten die Diener die Kornsäcke aufgeladen, und Yusuf hatte ihnen befohlen, heimlich auch das Geld der zehn Brüder mit in die Säcke zu legen, denn er wollte sicher sein, dass sie auch wiederkamen. Dann reisten die Brüder in ihre Heimat zurück.
Als sie zu Hause ankamen, erzählten sie ihrem alten Vater alles, was unterwegs geschehen war. Sie sagten: „Der ägyptische Verwalter will uns kein Korn mehr verkaufen, wenn wir nicht das nächste Mal unseren jüngsten Bruder mitbringen. Lasse ihn deshalb mit uns nach Ägypten reisen. Wir wollen auch gut auf ihn achtgeben." Der Vater schüttelte misstrauisch den Kopf. ,Soll ich euch meinen jüngsten Sohn anvertrauen und dann das gleiche erleben wie mit Yusuf?" fragte er. „Allah kann am besten auf die Menschen achtgeben."
Schließlich packten die Bruder das mitgebrachte Korn aus und fanden in den Säcken ihr Geld wieder. „Sieh nur, Vater", riefen sie, „was können wir besseres erwarten? Wir haben unser Geld zurückbekommen, und nun können wir mehr Korn für unsere Familie kaufen, wenn wir nur unseren jüngsten Bruder mitnehmen können. Vielleicht schenkt uns der ägyptische Verwalter sogar noch etwas." Yakub sprach: „Ich will ihn nicht mit euch reisen lassen, wenn ihr
nicht feierlich in Allahs Namen versprecht, dass ihr ihn gesund zurückbringt, es sei denn, ihr wäret selbst in Gefahr."
Da legten die Brüder ein feierliches Versprechen ab und sprachen: „Allah sieht und hört alles, was wir sagen."
Bevor sie abreisten, ermahnte der Vater sie noch: ,,0 meine Söhne, tretet nicht alle durch das gleiche Stadttor in die Stadt ein, damit euch die Leute nicht verdächtigen. Das soll nur ein guter Rat sein, und niemand kann im Voraus wissen, was Allah bestimmt hat. Auf Ihn allein sollt ihr vertrauen."
Die Brüder taten alles, was der Vater ihnen aufgetragen hatte, und
schließlich kamen sie wieder zu Yusuf. Yusuf empfing sie sehr freundlich und konnte kaum seine Freude über das Wiedersehen mit dem jüngsten Bruder verbergen, aber noch gab er sich nicht zu erkennen. Nur den Jüngsten nahm er beiseite und sagte zu ihm:
„Ich bin in Wirklichkeit dein Bruder Yusuf. Sei nicht mehr traurig
über mein Verschwinden, denn Allah hat alles zum Besten gelenkt." Aber nun, nach diesem Wiedersehen, wollte er sich nicht mehr von seinem jüngsten Bruder trennen, und auch den alten Vater wollte er so bald wie möglich wiedersehen. Während er also die Brüder zum Essen in seinen Palast einlud, befahl erden Dienern, nicht nur wie das erste Mal das Geld wieder in die Kornsäcke zu stecken, sondern seinen eigenen wertvollen Becher, den er vom Pharao als Ehrengeschenk erhalten hatte, dem Jüngsten in die Satteltasche zu legen. Zufrieden reisten bald darauf die Brüder ab. Aber sie kamen nicht weit, bis sie von Reitern eingeholt wurden. „Halt! Stehenbleiben!" riefen diese. „Ihr seid vielleicht Diebe."
Erstaunt wandten sich die Brüder um. „Was fehlt euch denn?"
fragten sie die Verfolger, die ägyptische Soldaten waren.
„Wir vermissen den Becher des Königs. Wer ihn zurückbringt, erhält eine Belohnung", erwiderten die Soldaten.
Die Brüder sprachen: „Allah ist unser Zeuge, ihr wisst, dass wir
nicht ins Land gekommen sind, um Verbrechen zu begehen, und wir sind keine Diebe."
„Und wenn ihr nun lügt?" fragten die Soldaten. „Was sollen wir tun, wenn wir beweisen, dass einer von euch der Schuldige ist?" Die Brüder sagten: „Ihr könnt unser Gepäck durchsuchen, und wenn ihr bei einem von uns den Becher findet, könnt ihr ihn zurückhalten und bestrafen."
So fingen die ägyptischen Soldaten an, das Gepäck der Brüder zu durchsuchen, bis sie schließlich bei den Satteltaschen des jüngsten Bruders ankamen. Und hier fanden sie den Becher.
Entsetzt dachten die Brüder an das Versprechen, das sie ihrem
alten Vater gegeben hatten. Gleichzeitig waren sie froh, auch ihn loszuwerden, denn noch immer waren sie neidisch und eifersüchtig. Alle kehrten sie mit den Soldaten zusammen in die Stadt zurück, und als sie Yusuf wieder gegenüberstanden, sprachen sie zu ihm:
„Wenn er gestohlen hat, dann ist das nicht weiter merkwürdig. Er hatte einen Bruder, der auch gestohlen hat."
Damit meinten sie Yusuf, denn sie wollten sagen, er hätte die Liebe ihres Vaters gestohlen. Ist das nicht eine dumme Idee?
Yusuf verstand wohl, was sie in Wirklichkeit meinten, aber er ließ
sich nichts anmerken und dachte nur im Stillen: „Ihr seid in einer schlimmeren Lage als er, und Allah weiß am besten, was in Wirklichkeit geschehen ist."
Die Brüder dachten aber auch daran, dass der Vater zornig auf sie werden könnte, wenn sie ihr Versprechen nicht hielten, darum versuchten sie scheinheilig, für den Jüngsten ein gutes Wort einzulegen: „Denk doch, er hat einen alten, ehrwürdigen Vater, der um ihn trauern wird, wenn er nicht zurückkommt. Darum nimm doch einen von uns an seiner Stelle. Wir sehen, dass du ein großzügiger Mann bist."
Aber Yusuf erwiderte: „Das verhüte Allah, dass wir einen anderen bestrafen als den, bei dem wir den gestohlenen Becher gefunden haben. Denn das wäre ja wirklich eine Ungerechtigkeit!"
Als die Brüder sahen, dass Yusuf nicht nachgeben wollte, sprach
der Älteste zu den anderen: „Nun stehen wir hier mit dem Versprechen an unseren Vater, das wir nicht halten können. Und zuvor haben wir uns an Yusuf vergangen, nur wegen eurer Eifersucht. Darum will ich dieses Land nicht verlassen, bis mein Vater es mir erlaubt oder Allah es mir befiehlt. Kehrt zu unserem Vater zurück und berichtet wahrheitsgemäß, was geschehen ist." Selbst blieb er in Ägypten zurück, um den jüngsten Bruder nicht im Stich zu lassen.
Mit schlechtem Gewissen reisten die Brüder heim, und als sie ihrem
Vater gegenüberstanden, sprachen sie: „Vater, dein jüngster Sohn hat in Ägypten einen Diebstahl begangen, heimlich und ohne unser Wissen. Wir haben nur gesehen, dass der gestohlene Becher bei ihm gefunden wurde. Wenn du uns nicht glaubst, kannst du in der
Stadt nachfragen, wo wir gewesen sind, oder bei den Reisegefährten in unserer Karawane, denn diesmal sagen wir wirklich die Wahrheit."
Aber Yakub erwiderte: „Nein, diese Geschichte könnt ihr nicht
einmal selbst glauben. Ich weiß nicht, was wirklich geschehen ist, darum bleibt mir nichts anderes übrig als Geduld zu üben und mich auf Allah zu verlassen. Vielleicht bringt Er am Ende alle wieder
zu mir zurück." Dann wandte er sich von ihnen ab und weinte, bis
er das Augenlicht verlor. Seine Söhne machten ihm Vorwürfe: „Du wirst nie aufhören, an Yusuf zu denken, bis du krank wirst oder stirbst", aber er erwiderte: „Ich klage nur vor Allah meinen Schmerz, und ich weiß von Allah, was ihr nicht wißt." Denn tief
in seinem Herzen wußte er, dass irgendwo in der Welt Yusuf noch
am Leben war, und dass sein jüngster Sohn kein Dieb sein konnte. Schließlich schickte Yakub seine Söhne wieder nach Ägypten. Diesmal hatten sie nicht einmal genug Geld übrig, aber Yakub sprach: „Geht und sucht nach Yusuf und seinem Bruder, und gebt die Hoffnung auf Allahs Barmherzigkeit nicht auf, denn niemand kann Allahs Barmherzigkeit ableugnen außer denen, die keinen Glauben haben."
In Ägypten traten die Brüder wieder vor den Verwalter der Korn-
speicher. Verschämt sagten sie zu ihm: „Hoher Herr, Verzweiflung hat uns und unsere Familie ergriffen. Wir haben nicht genug Geld. Gib uns doch bitte ein volles Maß an Korn, und gib uns als Almosen, was wir nicht bezahlen können, denn Allah belohnt die Freigiebigen."
Yusuf schaute sie streng an. „Nun kommt ihr und bittet um Al-
mosen und sprecht von Allahs Belohnung. Habt ihr bei allem, was ihr Yusuf und seinem Bruder angetan habt, auch einmal an Allahs Gerechtigkeit gedacht?"
Erschrocken schauten die Brüder einander an. Wie konnte der
fremde Verwalter wissen, wie sie sich ihren Brüdern gegenüber verhalten hatten? Sie erinnerten sich, wie sie Yusuf an die fremden Reisenden verkauft hatten, die auf dem Weg nach Ägypten waren, und endlich fragten sie zaghaft: „Bist du etwa Yusuf?"
„Ich bin Yusuf", bestätigte der Verwalter, „und dieser Junge ist
mein Bruder. Allah war uns allen gnädig, und Er lässt nicht zu, dass sich das Unrecht vermehrt."
Da riefen die Brüder: „Wahrhaftig hat Allah dich unter uns auserwählt, und wir haben ein großes Unrecht begangen." Sie bereuten ihre neidischen Gedanken und ihre bösen Taten und erwarteten, dass Yusuf sie bestrafen und mit Schande beladen heimschicken würde.
Yusuf aber sprach: „Ich will euch heute keine Vorwürfe machen.
Allah wird euch vergeben, denn Er ist der Barmherzige. Kehrt
heim zu unserem alten Vater und nehmt mein Hemd mit. Das sollt ihr auf sein Gesicht legen, und er wird sein Augenlicht wiederbekommen. Dann kommt alle zusammen hierher zu mir."
Voll Freude machten sich die Brüder auf den Heimweg. Noch
während sie unterwegs waren, sprach Yakub zu Hause: Mir ist, als wenn ich Yusufs Geruch spüren würde." Seine Hausgenossen
sagten: „Ach was, du bist alt geworden, und nun bist du zerstreut." Aber dann kam einer seiner Söhne, der in Eile der Karawane vorausgeritten war, um die frohe Nachricht zu überbringen. Er legte Yusufs Hemd auf das Gesicht seines Vaters, und schon konnte dieser wieder sehen. Und Yakub sprach: „Habe ich euch nicht gesagt, dass ich von Allah weiß, was ihr nicht wißt?"
Als die anderen Brüder nach Hause kamen, sprachen sie zu ihrem Vater: „Wir haben wahrhaftig großes Unrecht begangen. Bitte doch Allah um Vergebung für uns."
Yakub erwiderte: „Sicher will ich trotz allem Allah um Vergebung
für euch bitten, denn Er ist der Verzeihende und Barmherzige." Unverzüglich machte sich die ganze Familie auf den Weg nach Ägypten.
Yusuf empfing seine Eltern mit großer Freude. Er ließ Gnade über
sie walten, so dass sie sich in Frieden in Ägypten niederlassen konnten.
Da verbeugten sich seine Eltern und Brüder alle vor Yusuf, und dieser sprach: „So hat dann Allah den Traum in Erfüllung gehen lassen. Wahrhaftig kennt Allah alle Geheimnisse'
Als Yakub spürte, dass er bald sterben musste, rief er seine zwölf Söhne zu sich. Er machte sich Sorgen, dass sie vielleicht in diesem fremden Land Allah vergessen und die götzendienerischen Gewohnheiten der meisten Bewohner annehmen könnten, sobald er nicht mehr da war, um sie zu ermahnen. Er fragte sie: „Wen werdet ihr anbeten, wenn ich nicht mehr am Leben bin?" Sie antworteten: „Wir werden Allah anbeten, den du und deine Väter angebetet haben, der Ibrahims, Ismails und Ishaks Gott ist. Er ist der einzige und wahre Gott. Ihm wollen wir uns hingeben."
Und dieses Versprechen haben alle zwölf Söhne ihr Leben lang ge-
halten.
Allahs Friede sei mit Yakub und Yusuf.
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mshallah uhkti das füür eine wundervolle sache
möge Allah diech für deine mühen mit dem paradies belohnen.
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Musa und Khidhr
Wie kann man mehr Wissen erlangen als auf der Reise durch fremde Länder? Täglich sieht und hört man neue, interessante Dinge oder trifft Menschen, die Merkwürdiges zu berichten haben.
So erfuhr Musa bald von einem Diener Allahs, der uralt und weise war und irgendwo versteckt in der Nähe einer Stelle wohnte, die man den Zusammenfluss der beiden Meere nannte. Niemand
kannte genau diesen geheimnisvollen Ort, aber Musa erfuhr, dass ein Fisch ihm den Weg zeigen konnte. So machte er sich zusammen mit einem Diener und einem Fisch auf den Weg.
Musa sprach zu seinem Gefährten: „Ich will nicht eher rasten, bis ich den Zusammenfluss der beiden Meere erreicht habe, und wenn ich mein ganzes Leben lang wandern muß. Musa war, wie wir wissen, ein gelehrter Mann. Der Mann aber, den er suchte, war niemand anderes als Khidhr. Sein Name bedeutet grün, denn sein Wissen ist stets frisch und blühend wie junge Pflanzen im Frühling, nicht trocken und verstaubt wie die Bücherweisheiten in Ägypten und anderswo.
Denn sein Wissen kam direkt von Allah.
Als sie aber endlich am Zusammenfluss der beiden Meere angekommen waren, vergaßen sie den Fisch, und dieser entkam und schwamm im Meer davon.
Erschöpft hielten sie schließlich an, und Musa sprach zu seinem Diener: „Mach uns etwas zu essen. Die Reise war wirklich sehr anstrengend, und wir wollen uns ein bisschen ausruhen. Da fiel dem Diener plötzlich wieder der Fisch ein. „Hast du nicht gesehen, was mit dem Fisch geschah, als wir an jenem Felsen waren?" fragte er. „Der Fisch gelangte auf wundersame Weise ins Wasser und schwamm davon/'
„Das war dann der Ort!" rief Musa aus. Und ohne sich lange zu besinnen oder an ihre Müdigkeit zu denken, kehrten sie auf dem gleichen Weg um und suchten, bis sie endlich Khidhr trafen.
Musa grüßte ihn ehrerbietig und fragte: „Darf ich dir folgen, damit du mich etwas von dem lehren kannst, das Allah dich gelehrt hat?" Khidhr erwiderte: „Du wirst keine Geduld mit mir haben können. Denn wie kannst du Geduld mit Dingen haben, die du nicht vollständig verstehst? Musa ließ sich nicht entmutigen. „Du wirst mich geduldig finden,
wenn Allah will", sagte er, „und ich will nichts in Frage stellen, sondern dir ohne Zögern gehorchen. Khidhr sprach: „Wenn du mir also folgen willst, dann frage mich nach nichts, bevor ich dir nicht selbst die Bedeutung enthülle." Unter dieser Bedingung wurde Musa Khidhrs Schüler und folgte ihm, wohin er auch immer ging.
Bald kamen sie in eine Stadt am Meer, wo es einen Hafen gab.
Gerade waren Fischer dabei, mit ihrem Boot in See zu stechen. Da stieg Khidhr an Bord und schlug ein Loch in den Rumpf, so dass das Boot unterging.
Darüber war Musa empört. „Hast du das Schiff versenkt, um die fleißigen Fischersleute zu ertränken?" fragte er. „Das Ist-wirklich eine seltsame Tat. Khidhr erwiderte: „Hatte ich nicht gesagt, dass du mit mir keine Geduld haben kannst? Musa entschuldigte sich und sagte: „Sei mir nicht böse, ich hatte nur vergessen, dass ich nicht fragen darf. Sie wanderten weiter und trafen unterwegs einen jungen Mann. Den schlug Khidhr tot.
Darüber war Musa sehr erregt. „Hast du einen unschuldigen Menschen getötet?" fragte er. „Das ist doch entsetzlich. Khidhr erwiderte nur: „Habe ich dir nicht von Anfang an gesagt,
daß du keine Geduld mit mir haben kannst? Musa schämte sich und sagte: „Gib mir noch einmal die Gelegenheit, meine Geduld zu üben. Wenn ich dich dann noch einmal etwas frage, kannst du mich wegschicken.
Lange wanderten sie weiter, bis sie endlich müde und hungrig in eine Stadt kamen. Aber als sie die Einwohner um etwas zu essen und einen Schlafplatz baten, wurden sie mit Schimpf und Schande fortgeschickt. Die Leute in jener Stadt kannten weder Gastfreundschaft noch Freigebigkeit.
In jener Stadt entdeckten die beiden Wanderer eine Mauer, die fast
zusammengebrochen war. Mit großer Mühe richtete Khidhr sie wieder auf und befestigte sie. Müde und erschöpft von der Arbeit
murrte Musa: „Du hättest von diesen herzlosen Leuten wenigstens Bezahlung annehmen können, wenn du schon ihre Mauer reparierst. „Hier trennen wir uns", erwiderte darauf Khidhr, „aber bevor wir
auseinandergehen, will ich dir erklären, was du nicht verstanden hast und worüber du keine Geduld haben konntest.
Das Schiff gehörte, wie du gesehen hast, armen Fischersleuten, die damit ihren Lebensunterhalt erwarben. Ich habe es versenkt; denn der König jenes Landes ist ein ungerechter Tyrann, der gerade dabei ist, alle Schiffe zu beschlagnahmen, um sie zu Kriegsschiffen umzubauen und zu Raubzügen gegen andere Völker zu benutzen. Wenn die Beamten des Königs dortgewesen sind und kein Schiff gefunden haben, können die Fischer es bergen und ausbessern, und so bleibt ihr Lebensunterhalt unangetastet.
Was den jungen Mann angeht, so war er der Sohn gottesfürchtiger
Eltern. Er selbst aber war dabei, ihnen durch zahlreiche Verbrechen viel Kummer zu bereiten. Vielleicht wären sie sogar mit gebrochenem Herzen gestorben. Aber nun wird Allah ihnen einen anderen Sohn geben, der ihnen Freude macht und sie liebt.
Die Mauer schließlich gehörte zwei Waisenkindern in der Stadt, die bei Pflegeeltern aufwachsen. Ihr Vater war ein guter Mann gewesen, und bevor er starb, vergrub er das Geld, das die Kinder erben sollten unter der Mauer, damit die ungerechten Menschen es nicht den wehrlosen Waisen wegnehmen konnten. Erst später,
wenn sie erwachsen werden, sollen sie das Geld finden. Wenn aber nun die Mauer eingestürzt wäre, dann hätten die gierigen Nachbarn schon jetzt den Schatz entdeckt und geraubt.
Dieses Wissen stammt aber nicht von mir, sondern von Allah. Du aber konntest deine Ungeduld darüber nicht zügeln und hattest zu wenig Vertrauen zu mir. Auch Khidhr wußte nur einen kleinen Teil von dem, was Allah weiß. Denn Allah kennt alle Menschen und weiß, was sie offen bekanntmachen und was sie verheimlichen. Vieles von dem, was in der Welt geschieht, ist schwierig zu verstehen, wenn man nicht
auf Allah vertraut und weiß, dass Er für jeden Menschen das Beste will.
Musa führt die Bani Israel aus Ägypten
Musa hatte Frau und Kinder, Diener und seine eigene Viehherde, aber er war rastlos, denn er wußte, dass Allah ihn für eine besondere Aufgabe vorgesehen hatte. Ständig war er auf der Wanderschaft, begleitet von seiner Familie, dem Gesinde und den Tieren. Als sie in der Wüste rasteten, erblickte Musa in der Ferne ein Feuer. Er sprach zu seinen Leuten: „Wartet hier einen Augenblick, ich
sehe dort ein Feuer. Vielleicht kann ich euch einen Brand mitbrin-
gen, damit ihr euch wärmen könnt, oder vielleicht kann ich dort einen neuen Weg finden." Damit machte er sich auf den Weg dorthin und gelangte bald an einen brennenden Busch. Daraus erklangen Stimmen, die sprachen: „Heilig sind diejenigen im Feuer und diejenigen in seiner Nähe, und Lob sei Allah, dem Herrn der Welten."Als er nähertrat, sprach eine Stimme zu ihm: „O Musa, ich bin wahrhaftig dein Herr! Zieh deine Schuhe aus, denn du befindest dich im heiligen Tal Tuwa! Ich habe dich auserwählt, darum höre, was ich dir sage. Wahrhaftig, ich bin Allah, außer mir gibt es keinen Gott. Darum diene nur mir und verkünde mein Lob in Wort und Tat. Wahrhaftig, die Zeit wird kommen — wann, das bleibt mein Geheimnis, aber dereinst wird jeder es deutlich sehen — wo jede Seele ihren Lohn zugemessen bekommt nach dem, was sie erstrebt hat. Darum laß dich nicht ablenken von denen, die nicht daran glauben, damit du nicht verlorengehst. Und die Stimme sprach weiter: „Was hast du da in deiner rechten
Hand? Musa erwiderte: „Das ist mein Stab. Ich stütze mich darauf, wenn ich müde bin, und ich schlage damit Blätter von den Sträuchern als Futter für die Tiere, und er dient noch vielen anderen nützlichen Zwecken. Allah sprach: „Wirf ihn auf den Boden! Musa tat, wie ihm geheißen war, und plötzlich verwandelte sich der Hirtenstab in eine lebendige Schlange, die zischend herumkroch, so dass Musa einen richtigen Schrecken bekam und ein paar Schritte zurücktrat.
Aber Allah sprach: „Hab keine Angst. Faß sie nur am Schwanz
an, dann will ich ihr wieder ihre alte Gestalt geben." Zögernd faßte Musa die Schlange an, aber da hatte er nichts anderes in der Hand als seinen Hirtenstab.
„Steck nun deine Hand in dein Gewand", sprach Allah. „Wenn du
sie herausziehst, wird sie schneeweiß aussehen, aber nicht etwa wegen einer Krankheit, wie die Leute glauben, sondern als Wunderzeichen. Denn ich will dir und den Menschen meine Macht zeigen. Reise nach Ägypten und geh zum Pharao, denn er hat alle Grenzen der Menschlichkeit überschritten. Bei dem Gedanken, dem Pharao gegenübertreten zu müssen,
fühlte sich Musa nicht wohl, denn er wußte, dass er nicht gut sprechen konnte. Wenn es nun nicht gelang, den Tyrannen zu überzeugen? Gleichzeitig wußte er, dass er sich Allahs Auftrag nicht entziehen konnte. Darum sprach er: „O mein Herr, mach meine Brust weit und löse den Knoten in meiner Zunge, damit sie verstehen, was ich sage. Und gib mir einen Helfer von meiner Familie, meinen Bruder Harun, damit er mich unterstützt und mir
bei meiner Aufgabe hilft, so dass wir Dich unablässig loben und an
Dich denken, denn Du bist der, der unser Innerstes kennt. „Deine Bitte soll gewährt sein," sprach Allah. Und Er teilte ihm nicht nur mit, wie Er ihn als kleines Kind vor den Soldaten des Pharao gerettet hatte, sondern gab ihm auch die Worte ein, die er dem Pharao und seinem Volk übermitteln sollte.
„Sprich aber sanft und freundlich zum Pharao," ermahnte Allah ihn noch, „denn vielleicht läßt er sich warnen." Denn auch auf Yusuf hatte der Pharao seinerzeit gehört und war seinem Rat gefolgt.
Unverzüglich machte sich Musa auf den Weg nach Ägypten. Unterwegs traf er seinen Bruder Harun, den er so lange Jahre hindurch nicht gesehen hatte. Sie sprachen über Musas Auftrag und über Ägypten, wo der Pharao immer grausamer die Menschen unterdrückte und immer größenwahnsinniger wurde. Wenn er sich früher noch an seine eigenen Gesetze und Regeln gehalten hatte, so kannte er jetzt nichts mehr als blinde Willkür.
Musa und Harun sprachen: „Unser Herr, wir befürchten, dass der Pharao sich an uns vergeht, wo er doch alle Grenzen der Menschlichkeit überschritten hat. Aber Allah sprach zu ihnen: „Habt keine Angst, denn ich bin bei
euch. Ich höre und sehe alles. Noch etwas anderes hatte Musa auf dem Herzen. Er sprach: „Unser Herr, ich habe vor langen Jahren in Ägypten einen Mann getötet und fürchte, dass mir der Pharao deshalb nach dem Leben trachtet. Aber Allah erwiderte: „Der Pharao wird dir nichts antun, und du
brauchst keine Angst zu haben. Nun aber geht und erfüllt euren
Auftrag."
So gingen Musa und Harun in die Hauptstadt zum königlichen
Palast, und tatsächlich wurden sie bald vor den Pharao geführt.
„Wir sind Gesandte von deinem Herrn," stellten sie sich vor,
„und wir fordern dich in Seinem Namen auf, Gerechtigkeit im Land zu üben. Die Bani Israel sollst du nicht länger unterdrücken, sondern sie mit uns aus dem Land ziehen lassen. Friede sei mit allen, die Allahs Gebote befolgen. Wahrhaftig, uns ist mitgeteilt worden, dass schwere Strafe auf alle wartet, die sich abwenden. „Was redet ihr da?" fragte der Tyrann. „Ich bin der Herr in die-
sem Land. Was meint ihr zwei denn, wer mein Herr sein sollte?" Musa und Harun sprachen: „Unser Herr ist der, der alle Dinge geformt und ihnen ihre Eigenschaften gegeben hat, und der außerdem alles lenkt und leitet. „Was soll das heißen", fuhr der Pharao ihn an, „einer, der alles lenkt und leitet? Musa erwiderte: „Der Himmel und Erde lenkt und leitet und
alles, was es zwischen ihnen gibt, wenn du es genau wissen willst. „Ihr wollt wohl die Leute von ihrer Kultur abbringen", sprach der Pharao. „Was glaubt ihr denn, was aus unseren Ahnen geworden ist, die das Land zu dem gemacht haben, was es heute ist? Ihr wollt doch nicht etwa sagen, sie wären Irrlehren gefolgt? „Das weiß nur Allah", erwiderte Musa, „Er kann sich weder irren
noch etwas vergessen. Er ist es in Wirklichkeit, der die Erde ausgebreitet und euch gelehrt hat, Straßen und Kanäle zu bauen, und der Wasser vom Himmel schickt und dadurch verschiedene Arten von Pflanzen wachsen läßt, damit ihr essen und das Vieh weiden könnt. Das sind Zeichen von Allah für Menschen mit Verstand. Von der Erde hat Allah die Menschen erschaffen, und in die Erde kehren sie zurück, und aus der Erde bringt Allah sie einst wieder hervor. Der Pharao merkte, dass seine Hofbeamten dem Gesandten Allahs gespannt zuhörten. „Ihr hört doch nicht etwa auch noch auf diesen Schwätzer!" schrie er sie an. „Er ist offensichtlich geistesgestört. Musa aber fuhr unbeirrt fort: „Es gibt keinen Gott außer Allah. Er ist unser und euer Herr von Anfang an. Er ist der Herr über
Ost und West und was dazwischen liegt. Hättet ihr doch nur Verstand! „Wenn du weiterhin von einem anderen Gott außer mir redest' sagte der Pharao, „werde ich dich auf der Stelle ins Gefängnis werfen oder töten lassen. Ein Ägypter, der Musa glaubte und die Wahrheit einsah, wider-
sprach dem Pharao: „Willst du einen Mann töten, weil er Allahs Diener ist, wo er doch klare Zeichen bringt? Wenn er ein Lügner wäre, dann würde er Schande über sich selbst bringen. Wenn er aber wirklich von Allah gesandt ist, dann wird das, wovor er warnt, eines Tages eintreffen." Und zu seinen Landsleuten sprach
er: „Seid nicht hochmütig, weil ihr heute noch ungestört in diesem Land wohnt. Wenn Allahs Strafe eintrifft, wer kann uns davor bewahren? „Ich bin derjenige, der das Volk rechtleitet", schrie der Pharao
dazwischen. „Ich sehe und verstehe alles, und entsprechend befehle ich." Aber Pharao führte sein Volk auf den falschen Weg und nicht auf Allahs Weg.
Und der Mann fuhr unbeirrt fort: „Ich fürchte, dass ein schreck-
liches Schicksal über euch alle hereinbricht, wie es mit früheren Völkern geschehen ist. Eines Tages wird euch euer Stolz verlassen, und niemand kann einem den richtigen Weg zeigen, wenn Allah ihn nicht leitet. Der Mann sprach weiter zu
seinem Volk: „Folgt mir nach, dann
will ich euch den rechten Weg zeigen. Dieses Leben ist nur eine vorübergehende Sache, bis der Mensch zu seinem Schöpfer heim kehrt. Wer ungerecht ist, wird die Folgen davon sehen, und wer Gutes tut, ob Mann oder Frau, wird Gutes im Überfluss haben." So mahnte er seine Landsleute, aber die meisten von ihnen hatten doch Angst vor dem Pharao und seinen Beamten und Soldaten und hörten nicht auf ihn.
Da hielt der Pharao vor dem ägyptischen Volk eine Rede: „Bin
ich nicht der Herr in Ägypten? Seht ihr nicht, wie der Nil, der an meinem Palast vorbeifließt, meinem Befehl gehorcht und jedes Jahr Wasser und fruchtbaren Schlamm auf eure Felder trägt? Ohne mich wäret ihr längst verhungert. Bin ich nicht besser als dieser dahergelaufene Ausländer, der nicht einmal richtig Ägyptisch sprechen kann? Warum kommt er nicht mit goldenen Armreifen und einer Leibwache von Engeln?" So versuchte er, das Volk zum Narren zu halten. Tatsächlich glaubten die Ägypter, der Pharao könne dem Fluß Befehle erteilen, und ihr Lebensunterhalt hinge davon ab. Darum hörten die meisten von ihnen nicht auf Musa. Musa sprach zum Pharao: „Wehe dir. Erfinde nicht eine Lüge gegen Allah, damit Er dich nicht auf der Stelle hinwegrafft. Lügen führt zu nichts. Allah hat uns mit deutlichen Zeichen zu dir geschickt." Mit diesen Worten warf Musa seinen Stab auf den Boden, und er wurde zur Schlange. Dann steckte er seine Hand in
sein Hemd und zog sie schneeweiß wieder heraus, so dass jeder es deutlich sehen konnte.
Da sprachen die ägyptischen Würdenträger zum Pharao: „Dieser Mann scheint tatsächlich ein geschickter Zauberer zu sein. Vielleicht will er einen Aufstand entflammen und dich von deinem Thron und aus deinem Land vertreiben. Jedenfalls ist er ein gefährlicher Mann. Was sollen wir also tun? Jemand schlug vor, Musa und seinen Bruder eine Zeitlang festzu-
halten und in der Zwischenzeit alle Zauberer des Landes zusammenzurufen, damit sie bei einem Wettkampf feststellen konnten, wessen Zauber der mächtigste war. Und so geschah es dann auch. Der Pharao ließ im ganzen Land alle Zauberer zusammenrufen
und versprach ihnen eine fürstliche Belohnung, wenn sie Musa besiegen konnten. Er hoffte, Musa würde sich in aller Öffentlichkeit blamieren und von sich aus aufhören, von seinem Gott zu reden. An einem festgesetzten Tag standen Musa und Harun also den ägyptischen Zauberern gegenüber. Sie alle hatten Stäbe mitgebracht, denn sie wollten zeigen, dass sie das gleiche konnten wie Musa und noch mehr. Hinterlistig fragten sie: „Willst du deinen Stab zuerst werfen, oder sollen wir anfangen?" Musa erwiderte:
„Werft ihr nur zuerst. Da warfen die Zauberer ihre Stäbe auf den Boden, und sofort verwandelten sich alle in Schlangen und krochen wild durcheinander. Bei diesem Anblick wurden die Zuschauer von Angst und Grauen gepackt. Selbst Musa war es nicht wohl, als er das Schlangengewimmel sah. Aber Allah sprach zu ihm: „Hab keine Angst, denn das ist alles nur ein Zaubertrick. Die Schlangen sehen nur so aus als ob sie lebendig wären. Du wirst mit der Wahrheit über ihren Schwindel siegen. Wirf deinen Stab hin! Dies tat Musa, und sofort verwandelte sich der Stab in eine noch größere Schlange. Die stürzte sich fauchend auf die anderen Schlangen und verschluckte sie allesamt.
Da sahen die Zauberer, dass Musa und Harun in Allahs Namen viel mächtiger waren als sie, denn selbst konnten sie nur mit ihren
Tricks das Volk erschrecken. Sie fielen nieder und sprachen:
„Wir glauben an Allah, den Herrn der Welten, den Herrn von Musa und Harun. Es gibt keine wirkliche Macht außer bei Ihm. Das hatte der Pharao nicht erwartet. Außer sich schrie er: „Wollt
ihr etwa diesem Mann glauben, ohne dass ich euch meine Erlaubnis erteilt habe? Das ist wohl eine Verschwörung gegen mich, um mich und mein Volk aus dem Land zu vertreiben oder einen Umsturz anzuzetteln. Dieser Mann ist wahrscheinlich insgeheim euer Anführer. Aber wartet nur ab, ich lasse euch allesamt kreuzigen. Ich lasse euch die Hände und Füße wechselseitig abhauen!"
Aber die Zauberer entgegneten: „Wir haben die Wahrheit mit unseren eigenen Augen gesehen und sind zu unserem wirklichen Herrn zurückgekehrt. Du willst dich ja nur rächen, weil wir die Zeichen unseres Herrn erkannten, als sie deutlich zu uns kamen." Sie beteten: „O unser Herr, gib uns Geduld und Standhaftigkeit, und laß uns als Deine Diener zu Dir zurückkehren."
Die ägyptischen Fürsten fühlten sich betrogen und sprachen zum Pharao: „Willst du Musa und seine Leute im Land Aufruhr anstiften lassen, so dass das Volk dir und den Göttern den Rücken kehrt?" Sie waren sich einig, dass sie das nicht zulassen wollten, und der Pharao befahl erneut, alle männlichen Kinder der Bani Israel zu töten und nur die Mädchen am Leben zu lassen. „Sie sind in unserer Gewalt", sprach er.
„Für euch gibt es keinen Gott außer mir!" rief der Pharao seinen
Beamten zu, und zu seinem Minister sagte er laut und spöttisch:
„O Haman, laß Ziegelsteine brennen und einen hohen Turm bauen, damit ich zu Musas Gott hinaufsteige und ihm die Meinung sage. Aber in Wirklichkeit halte ich Musa für einen Lügner." So wollte er in seinem Spott seine Angst verbergen. Aber innerlich hoffte er immer noch, er könnte Musa auf irgendeine Weise loswerden. Unter vier Augen sprach er zu ihm: „Was fällt dir eigentlich ein? Haben wir dich deswegen am königlichen Hof aufgezogen und dir die beste Erziehung gegeben, damit du jetzt kommst und
uns Vorhaltungen machst? Jahrelang bist du einer von uns gewesen, bis du jemanden totgeschlagen hast und davongelaufen
bist."
„Damals war ich im Irrtum", erwiderte Musa, „und ich floh vor euch, weil ich Angst hatte. Aber inzwischen hat mir Allah Weisheit gegeben, dass ich klar urteilen kann, und mich zu Seinem Gesandten erwählt. Und welchen Gefallen hast du mir eigentlich getan? dass du meine Brüder, die Bani Israel, versklavt hast und ausrotten willst? Soll ich etwa dafür auch noch dankbar sein? Mich hättest du schließlich auch getötet, wenn nicht die Königin dich überredet hätte."
Denn Musa wußte sehr gut, dass nur die Überredungskunst der
Königin den Pharao dazu bewegt hatte, ihn überhaupt am Leben
zu lassen. Sie war eine liebe, gute Frau, die unter der Grausamkeit ihres Mannes viel zu leiden hatte. Als Musa mit seiner Botschaft zum Pharao kam, wußte sie gleich, dass er die Wahrheit sprach.
Sie betete zu Allah um Hilfe und sprach: „O mein Herr, laß mich
dereinst im Garten in Deiner Nähe wohnen und rette mich vor dem Pharao und seinen Plänen und vor den Ungerechten."
Allah sprach zu Musa: „ Sage den Bani Israel, dass sie ihre Wohnstätten in Ägypten zu Gebetsstätten machen sollen. Dort sollt ihr beten und die Botschaft denen weitergeben, die glauben."
Musa sprach zu seinem Volk: „Bittet Allah um Hilfe und wartet in
Standhaftigkeit und Geduld. Denn Allah gehört die ganze Erde, und Er wird Seinen Dienern einen schönen Ort geben, wo sie in Frieden leben können. Für die Gerechten wird endlich alles gut."
Die Bani Israel sprachen: „Wir haben nichts als Schwierigkeiten, bevor du kamst, und danach." Die meisten von ihnen weigerten sich, auf ihn zu hören, denn sie fürchteten die Rache des grausamen Herrschers. Nur einige wenige nahmen seine Botschaft an. Zusammen mit Musa beteten sie: „O unser Herr, auf Dich vertrauen wir. Laß uns nicht den Unterdrückern zum Opfer fallen, und befreie uns durch Deine Barmherzigkeit von denen, die die Wahrheit ablehnen."
Musa sprach: „O mein Volk, wenn ihr wirklich an Allah glaubt, dann vertraut nur auf Ihn. Ihr braucht euch nicht vor euren Feinden zu fürchten."
Musa betete: „O unser Herr, Du hast dem Pharao und seinen
Fürsten Pracht und Reichtum in diesem Leben gegeben. Darum verwandle den Reichtum für sie in einen Fluch, so dass dadurch ihre Herzen verhärtet werden und sie nicht umkehren, bis sie die Strafe sehen."
Und Allah antwortete ihm: „Deine Bitte ist bereits in Erfüllung gegangen. Du aber stehe aufrecht und folge nicht dem Weg der Unwissenden."
immer wieder forderte Musa den Pharao auf, die Bani Israel aus dem Land ziehen zu lassen, aber dieser weigerte sich und befahl seinen Soldaten, die Grenzen schärfer zu bewachen, damit sie nicht etwa heimlich entkommen konnten.
Da ließ Allah eine große Trockenheit über das Land kommen, so dass eine Hungersnot ausbrach. In dieser Zeit wandten sich viele Ägypter zu Allah und beteten um Hilfe. Aber als die Hungersnot zu Ende war, sprachen sie untereinander: „Wir haben selbst die schlechten Zeiten überwunden, die Musa mit seiner Zauberei über das Land gebracht hat." Und zu Musa sprachen sie: „Was auch immer für Zeichen du mit deiner Zauberei zeigst, wir werden dir doch nicht glauben."
Da ließ Allah Plagen über Ägypten hereinbrechen. Scharenweise kamen Heuschrecken, die alles Grün verschlangen und das Land verwüsteten. Frösche stiegen aus den Gewässern heraus und drangen in die Häuser ein, und allerlei Ungeziefer überfiel den Pharao und das starrsinnige Volk. Jedesmal, wenn eine Plage am schlimmsten im Lande herrschte, riefen die Ägypter: „O Musa, bitte deinen Gott für uns, dass Er sich an Sein Versprechen an Dich
erinnert, damit Er die Plage von uns abwendet. Wir wollen dir dann auch glauben und die Bani Israel mit dir ziehen lassen." Aber sobald die Plage vorüber war, brachen sie ihr Wort und nahmen ihren alten Hochmut und Starrsinn wieder an.
Dann wieder ließ Allah alles Wasser im Nil über Nacht zu Blut werden. Voller Entsetzen wandten sich die Ägypter an Musa und sprachen zu ihm: „Du fremder Zauberer, du hast mit deinem Gott einen Vertrag gemacht. Bitte Ihn doch, dass Er die Plage von uns nimmt, dann wollen wir auch auf dich hören."
Doch kaum war wieder Wasser im Fluß, da waren die Ägypter
hochmütig wie nie zuvor, und der Pharao sprach: „Glaubt nicht, dass ihr mit eurer Zauberei etwas erreichen könnt, du und dein Bruder."
„Du weißt sehr wohl, dass diese Dinge keine Zauberei sind, son-
dern vom Herrn der Welten kommen, damit dir die Augen geöffnet werden. Ich sehe, dass du wirklich dem Untergang entgegengehst," entgegnete Musa. Aber der Pharao tat nur, als höre er es gar nicht.
Schließlich gab Allah Musa den Befehl, mit den Bani Israel ohne die Erlaubnis des Pharao das Land zu verlassen. In jener Nacht sollten sie alle bereitsein und alle zusammen heimlich davonziehen.
„Habt keine Angst", sprach Allah zu Musa, „ich will euch den Weg zeigen, und wenn die Ägypter euch verfolgen, wirst du mit deinem Stab einen trockenen Weg durch das Meer schlagen, und nichts Böses wird euch geschehen."
Heimlich packten da die Bani Israel ihre Habe zusammen, und als die bestimmte Nacht hereinbrach, waren sie alle bereit zum Aufbruch.
Die Ägypter blieben zu Hause und weinten und klagten. Sie
wünschten, der grausame Pharao würde endlich die Bani Israel gehen lassen, wohin sie wollten, damit nur diese schrecklichen Plagen aufhörten. Da gab Musa das vereinbarte Zeichen, und die Bani Israel verließen ihre Häuser und zogen in die Wüste. Sie wanderten die ganze Nacht auf die ägyptische Grenze zu. Musa kannte wohl den Befehl des Pharao, die Grenze besonders scharf zu bewachen, und er führte die Bani Israel etwas weiter südlich an die Meeresküste.
Als der Pharao merkte, dass die Bani Israel fortgezogen waren,
packte ihn die Wut. Unverzüglich gab er seinen Soldaten den Befehl, sie zu verfolgen, und ritt selbst an der Spitze seiner Armee. Außerdem schickte er Boten in alle Dörfer und Städte mit der Nachricht, dass die Bani Israel ohne seine Erlaubnis das Land verlassen wollten. „Sie sind nur wenige, wir aber viele", ließersagen,
„darum gebt ihnen kein Obdach, sondern haltet sie fest und liefert
sie uns aus."
„Und Gott leitet das Volk der Unterdrücker nicht recht." Sure 2, Vers 258
Die ägyptische Armee verfolgte die Bani Israel die ganze Nacht durch, und als der Morgen graute, hatten sie sie schon fast eingeholt. Zudem waren die Bani Israel am Meeresufer angekommen, und als sie in der Ferne die feindlichen Soldaten heranreiten sahen,
sprachen sie zu Musa: ,,Du hast uns in eine Falle geführt. Bald werden sie uns überrumpelt haben." Denn innerlich glaubten sie ihm nicht, dass er sie in die Freiheit führen konnte.
Musa aber erwiderte: „Keineswegs. Mein Herr ist bei mir und wird
mir einen Ausweg zeigen."
Allah sprach zu Musa: „Schlage mit deinem Stab auf das Wasser!" Das tat Musa, und da teilte sich das Meer und gab einen Weg frei, so dass die Bani Israel hindurchgehen konnten, während sich links und rechts die Wassermassen auftürmten.
Doch als der Pharao mit seinem Heer den Bani Israel folgen wollte
und sich schon seines Sieges gewiß war, da kehrte das Meer zurück, und die ganze Armee ging unter. Von Todesangst gepackt rief der Pharao: „Nun sehe ich, dass es keinen Gott gibt außer dem Gott
der Bani Israel. Ich gebe meinen Machtanspruch auf." Aber da war
es für ihn schon zu spät. Nur sein Körper wurde aus den Fluten geborgen und nach ägyptischer Sitte einbalsamiert und beigesetzt. Am Tag der Auferstehung jedoch wird dem Pharao nichts von all der Pracht nützen, mit der er beigesetzt wurde. In dieser und in jener Welt folgt dem grausamen Tyrannen ein Fluch, und am Tag der Auferstehung wird er den Ungerechten aus seinem Volk vorangehen.
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Musa bringt den Bani Israel Allahs Gesetz
Die Bani Israel erreichten bald die Halbinsel Sinai auf der anderen Seite des Meeres und waren frei und in Sicherheit. Soweit hatte Musa also nicht zuviel versprochen, so dachten sie, wenn er sie nur bald in das versprochene Land bringen würde, wo sie, wie er sagte, in Frieden leben konnten. Denn was sie hier vor sich sahen, war nichts als Wüste, weit und breit Sand, kein Baum und kein Strauch und nur ganz selten einmal ein Felsen, der Schatten spendete. Wo sollten sie vor allem etwas zu essen finden? Denn sie hatten ja
nicht so viele Vorräte mitnehmen können. Aber bevor sie noch Musa fragen konnten, sprach dieser zu ihnen:
„Allah hat schon für euch gesorgt." Er zeigte ihnen eine merkwürdige Speise, die sie einfach in der Wüste am frühen Morgen finden konnten, und die sie Mannah nannten. Jeden Tag schickte Allah eine Schar Vögel, von denen sie einige fangen und essen konnten. Musa sprach: „Eßt von den guten Dingen, die Allah euch gegeben hat, und seid nicht undankbar." Außerdem schickte Allah täglich Wolken, die die Bani Israel vor der starken Mittagssonne schützten und ihnen den Weg zeigten. So zogen die Bani Israel durch die Wüste, zwölf Stämme, die Nachkommen der zwölf Söhne Yakubs. Jeder Stamm folgte seinem Ältesten, und die Stammesältesten folgten Musa.
Doch bald fingen die Bani Israel an zu rebellieren. „Hier in der Wüste gibt es überhaupt kein Wasser", sprachen sie zu Musa.
„Sollen wir etwa elend verdursten?" Sie hatten nämlich überhaupt keine Geduld, und im Grunde genommen glaubten sie immer noch nicht so recht, was Musa sagte, sie waren nur einstweilen froh, aus der Sklaverei in Ägypten entkommen zu sein.
Musa betete zu Allah, und Allah sprach zu ihm: „Schlag mit deinem Stab an den Felsen." Dieses tat Musa, und sogleich sprudelten zwölf Quellen aus dem harten Stein heraus, eine für jeden Stamm der Bani Israel. Und Allah sprach zu den Bani Israel: „Eßt und trinkt und begeht auf der Erde keine Ungerechtigkeiten mehr." Aber bald darauf fingen die Bani Israel wieder an zu nörgeln. Mit nichts waren sie zufrieden. Sie sagten: „Jeden Tag das gleiche Essen! Das halten wir ja nicht aus!" Und zu Musa sagten sie: „Bete doch zu Allah, dass Er uns andere Sachen zu essen gibt, zum Beispiel Gemüse, Gurken, Linsen, Zwiebeln und Knoblauch." Denn diese Dinge hatten sie während ihrer Sklavenzeit in Ägypten zu essen bekommen, und statt sich über ihre Freiheit zu freuen und mit Geduld die lange Wanderung zu bewältigen, verlangten sie nach solchem Luxus. Musa erwiderte: „Wollt ihr das Gute gegen das Schlechte tauschen? Dann geht doch nach Ägypten zurück, wenn es euch in der Sklaverei besser gefällt. In Ägypten findet ihr alles zu essen, was ihr wollt. Das wollten die Bani Israel dann doch lieber nicht, und damit war dieses Thema vorläufig abgeschlossen. Aber trotzdem hatten sie noch längst kein Vertrauen zu Musa.
Unterwegs durchzogen die Bani Israel ein Land, in dem ein Volk wohnte, das Götzen anbetete. Sogleich kamen sie zu Musa und sagten: „Mach uns doch Götter, wie wir sie bei jenem Volk gesehen haben. Dann wollen wir dir gehorchen und nicht mehr zweifeln. Denn deinen Gott können wir nicht sehen. „Allah bewahre mich davor, dass ich eine offenkundige Lüge erfinde, nachdem die Wahrheit gesiegt hat", entgegnete Musa, „es gibt keine wirkliche Macht außer bei Allah! Habt ihr denn schon vergessen, wie Allah euch vor dem Pharao in Ägypten errettet hat, der das ganze Volk betrog und unterdrückte, indem er sich selbst als Gott ausgab? Dennoch seid ihr undankbar. Es ist wahrhaftig eine Schande mit euch. Der Götzendienst, den jenes Volk betreibt, ist nichts als ein Zeichen für ihren Untergang, und was sie tun, bringt ihnen nichts Gutes. Wie kann es für euch einen anderen Herrn geben als Allah, der euch mehr geschenkt hat als anderen Nationen? Wollt ihr etwa dem gleichen Weg folgen wie die Völker vor euch, von denen ich euch oft genug erzählt habe?" Da schwiegen die
Bani Israel beschämt, aber der Gedanke blieb weiter in ihren Köpfen, und in Wirklichkeit folgten sie Musa nur, weil sie den Weg durch die Wüste selbst nicht finden konnten und nicht wußten, wo das versprochene Land lag.
Nach tagelanger anstrengender Wanderung gelangten die Bani Israel an den Berg Sinai. In einem nahegelegenen Tal schlugen sie ihre Zelte auf, während Musa Allahs Befehl folgte und auf den Berg hinaufstieg.
Musa blieb vierzig Tage und Nächte lang auf dem Berg, und Allah sprach mit ihm direkt und ohne Vermittler. Musa sprach zu Allah:
„O mein Herr, laß mich Dich doch einmal sehen." Allah aber erwiderte: „Das ist keinesfalls möglich. Schau nur einmal auf jenen Berg, ob er angesichts meiner Macht auf seinem Platz bleiben kann." Und Allah enthüllte einen Teil Seiner Pracht und Herrlichkeit vor einem der gegenüberliegenden Berge, und obwohl dieser aus hartem Felsengestein bestand, zerfiel er doch augenblicklich zu Staub. Bei diesem Anblick fiel Musa in Ohnmacht, und als er wieder zu sich kam, sagte er: „Preis sei Dir! Ich wende mich mit Reue zu Dir, und ich will der erste sein, der sich Dir hingibt." Allah sprach: „O Musa, ich habe dich von den anderen Menschen auserwählt und dir mein Wort gegeben und den Auftrag, es bekanntzumachen. Nimm darum die Offenbarung von mir und sei dankbar." Und Allah gab ihm die Steintafeln, auf denen die Gesetze für die Bani Israel geschrieben standen und alle Dinge für sie erklärt waren:
„Betet niemand an außer Allah, seid freundlich zu Eltern und Verwandten, helft den Waisen und Armen und denen, die in Not geraten sind, sprecht nichts als die Wahrheit, betrügt nicht die Menschen und stehlt nicht ihre Habe, denkt oft an Allah, der euch aus der Sklaverei befreit hat", und vieles andere.
Er sprach zu Musa: „Nimm diese Tafeln und halte daran fest, und
ermahne das Volk, daran festzuhalten. Während Musa auf dem Berg weilte, hatte er seinen Bruder Harun beauftragt, das Volk zu leiten: „Vertritt mich bei meinem Volk, tu das Rechte und folge nicht dem Weg des Bösen", hatte er zu ihm gesagt.
Während die Bani Israel auf Musa warteten, fingen sie an, unter
sich zu sprechen. Einige von ihnen dachten, Musa hätte sie hier mitten in der Wüste verlassen und sei seiner Wege gegangen. Andere wiederum meinten, ihm sei vielleicht etwas zugestoßen. Auf Harun wollten sie jedenfalls nicht hören. Sie taten so, als sei er gar nicht
da. Schließlich sprachen sie: „Wir wissen nicht, ob Musa wiederkommt ob es seinen Gott überhaupt gibt." Und sie sammelten sämtliche goldenen Schmuckstücke und schmolzen sie und machten aus dem Gold ein Kalb, das so aussah, als sei es lebendig. „Dies soll unser Gott sein", sprachen sie und fingen an, es anzubeten und ihm Opfer zu bringen. Vergeblich versuchte Harun, sie zur Vernunft zu bringen, sie waren wie berauscht von dem Götzenbild,
das sie selbst gemacht hatten, und sie schienen gar nicht zu merken, dass es nur ein totes, machtloses Standbild war. Sogar kam es
ihnen so vor, als ob es blökte.
Harun warnte die Bani Israel: „Laßt euch nicht verführen, denn in Wirklichkeit ist Allah der, der euch alles gibt. Folgt mir und hört auf mich. Aber die Bani Israel erwiderten hinterlistig: „Wir werden so lange das Kalb anbeten, bis Musa zurückkommt." Und innerlich glaubten sie nicht, dass er jemals zurückkäme.
Endlich kam Musa mit den Gesetzestafeln vom Berg herab. Ach,
was mußte er da sehen! Mitten im Lager der Bani Israel stand das goldene Kalb, und die Leute waren darum herum mit verschiedenen Zeremonien beschäftigt.
Musa wurde zornig und traurig. Er legte die schweren Steintafeln
zur Seite und suchte seinen Bruder Harun. Als er ihn endlich gefunden hatte, zog er ihn an den Haaren zu sich und rief: „Was für eine Schandtat habt ihr in meiner Abwesenheit begangen! Wollt
ihr etwa so schnell wie möglich Allahs Urteil über euch herabrufen?" Harun verteidigte sich. „Bruder", sagte er, „das Volk hat einfach
nicht auf mich gehört. Sie taten so, als sei ich gar nicht da, und einige wollten mich auch totschlagen. Mach mich nicht vor meinen Feinden lächerlich, und denke nicht, dass ich einer von jenen Übeltätern bin. Da sah Musa, dass Harun schuldlos war, und es tat ihm leid, dass er ihn angeschrieen hatte, ohne sich zuerst zu erkundigen, welchen Anteil er an dem Götzendienst hatte. Er betete um Vergebung, für sich selbst und für seinen Bruder, der gegen die Volksmasse nichts hatte ausrichten können.
Diejenigen unter den Bani Israel, die behauptet hatten, Musa käme
nie wieder, waren sehr erschrocken, als sie Allahs Gesandten vor sich sahen. Als sie sein zorniges Gesicht sahen, versuchten sie, sich herauszureden.
„Wir haben nicht unser Versprechen brechen wollen. Aber das Gold war sehr schwer für uns, darum schmolzen wir es, und dann schlug Samiri vor, ein Kalb daraus zu machen." Samiri hatte wohl den Ägyptern abgeguckt, wie sie Statuen von Kühen und Kälbern
machten und diese anbeteten, und er war in seinem Herzen ein
Götzendiener geworden. Darum hatte er den Bani Israel gesagt:
„Dieses Kalb ist jetzt euer Gott. Musas Gott ist ja nirgends zu sehen, und wahrscheinlich hat er euch auch vergessen/' Das war alles eine dumme Ausrede. Denn hätten die Bani Israel nicht selbst sehen können, dass das Kalb nur eine leblose Figur war, die ihnen nicht antwortete und weder schaden noch nützen konnte?
Musa zog Samiri zur Verantwortung. „Was hast du dir eigentlich
dabei gedacht?" fragte er ihn.
Samiri erwiderte: „Ich habe gesehen, was sie nicht sehen konnten. Ich nahm eine Handvoll Erde aus deinen Fußstapfen und warf sie in das geschmolzene Gold. Ich bin nur meinen Gefühlen gefolgt." So hatte er also nicht nur das Volk zum Götzendienst verführt, sondern auch noch versucht, die Götzendienerei durch einen abergläubischen Brauch zu rechtfertigen. Und nun wollte er sich gar herausreden, indem er Musa damit schmeichelte.
Aber Musa sprach: „Geh mir aus den Augen! In diesem Leben sollst du ein Ausgestoßener sein, und danach wird Allah Sein Versprechen einlösen. Und nun schau zu, was mit deinem Götzen geschieht, den du gebaut und angebetet hast. Musa ließ ein großes Feuer anzünden und warf das goldene Kalb in
die Flammen. Das Gold zerschmolz und wurde zu Staub, und die
Bani Israel streuten seine Überreste ins Meer.
Dann sprach Musa zu seinem Volk: „Ihr habt euch selbst betrogen, als ihr das Kalb angebetet habt. Kehrt reuevoll zu eurem Herrn zurück, der euch von dem tyrannischen Pharao befreit hat, und tötet die Verführer unter euch, die diesen Verrat angestiftet haben." Darauf folgte im Lager der Bani Israel ein großes Strafgericht. Schließlich holte Musa die Gesetzestafeln und trug dem Volk alles vor, was daraufstand. Die Bani Israel machten dann eine besondere Lade, in der sie die Tafeln aufbewahrten und die sie auf ihren Wanderungen immer bei sich trugen.
Aber die Bani Israel waren längst nicht zufrieden. Eines Tages
sprachen sie zu Musa: „Wir können einfach nicht glauben, was du uns sagst, bis wir den Gott, von dem du sprichst, mit eigenen Augen gesehen haben." Sie wußten wohl, dass dies nicht möglich war. Niemand kann Allah sehen, und es gibt vieles, was vor dem menschlichen Auge verborgen ist. In Wirklichkeit wollten sie auch nur eine neue Entschuldigung für ihren Starrsinn finden und Allahs Gesetz nicht folgen.
Allah ließ daraufhin alle Bani Israel sterben, und nach einiger Zeit erweckte Er sie wieder zum Leben, damit sie am eigenen Leib seine Macht spüren konnten. Denn schließlich hatte Allah sie vor allen Völkern als Zeugen für die Wahrheit ausgewählt.
Musa wählte siebzig der würdigsten Männer aus und stieg mit ihnen zusammen noch einmal auf den Berg Sinai. In einigem Abstand sollten sie beobachten, wie Musa mit Allah sprach.
Musa betete: „O mein Herr, wenn du gewollt hättest. Du hättest
sowohl das Volk als auch mich schon längst vernichten können. Willst Du uns für die Taten der Unwissenden unter uns bestrafen? Dies ist eine Prüfung, durch die Du offenkundig machst, wer rechtgeleitet ist und wer sich abwendet. Vergib uns und schenk uns Deine Barmherzigkeit. Du bist der Vergebende. Und gib uns in dieser und in jener Welt Gutes, denn zu Dir kehren wir zurück." Allah schloß einen Bund mit Musa und den Bani Israel. Während der Berg Sinai sich drohend über dem Lager der zwölf Stämme erhob, sprach Allah: „Haltet fest an dem, was euch offenbart wurde, und erinnert euch immer daran, so dass ihr Gottesfürchtige werdet." Und die Bani Israel antworteten: „Wir hören und gehorchen. Aber innerlich dachten sich die meisten von ihnen: „Wir hören und gehorchen nicht." Aber keiner von ihnen sagte dies laut. Und nur Allah weiß, was die Menschen laut aussprechen und was sie heimlich denken.
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Uhkti kennst du vielecht ein paar islaamische kindergeschichten die man vorsesen kann eine gute internetseite ich kenne nur
http://www.lilatfal.de/
und
http://www.grünebanane.de
gibt es noch eine vieleicht nur für kinder?
barakallhu feeki
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Davud und Jalut
Die Philister fanden bald heraus, dass sie sich bei dem Angriff im Morgengrauen getäuscht hatten und vor ein paar Männern und ihrem König geflohen waren. Um diese Schande wettzumachen, beschlossen sie, sich an den Bani Israel blutig zu rächen und sie endgültig aus Palästina zu vertreiben. Sie sammelten alle kampffähigen Männer und zogen gegen Jerusalem.
Die Bani Israel erfuhren, dass sich das Philisterheer ihrer Hauptstadt näherte, bereit zum tödlichen Angriff, und Angst ergriff dasVolk. Alle griffen zu den Waffen und zogen mit ihrem König Talut den Philistern entgegen.
Zu jener Zeit gab es unter den Bani Israel einen alten Mann, der viele Söhne hatte. Sie alle waren mit dem König ins Feld gezogen, bis auf Davud, dem jüngsten von ihnen, der noch zu klein dazu war. Er blieb bei seinem alten Vater und hütete die Schafe.
Davud hatte eine außerordentlich schöne Stimme, und Allah gab ihm Lieder ein, die Seine Herrlichkeit priesen. Immer, wenn Davud diese Lieder vortrug, war jeder gerührt, der sie hörte. Alle Vögel stimmten mit ein, und selbst die Berge blieben nicht still, sondern sangen das Echo zurück. Niemand ahnte, dass Allah Davud auserwählt hatte, später Sein Gesandter zu werden. Aber wegen seiner Lieder war er schon als Kind im ganzen Land bekannt, und selbst der König ließ ihn manchmal holen, wenn er traurig und mutlos war, damit er seine Lieder hören konnte. Aber nun war der König mit seinem Heer in den Krieg gezogen, und in einem großen offenen Feld standen sich die beiden Heere gegenüber, das starke und schwer bewaffnete Philisterheer und die schwachen und furchtsamen Bani Israel.
Plötzlich trat aus dem feindlichen Heer der Anführer hervor, der berüchtigte Jalut, der riesig groß und stark war. Er war außerordentlich stolz auf seine Kraft und ließ sich gern bewundern. Er rief; „He, wer will mit mir kämpfen? Heraus, wer einen Zweikampf mit mir wagt! Mich kann niemand schlagen."
Da verließ auch die tapfersten Männer der Bani Israel der Mut.
Keiner von ihnen war auch nur im entferntesten so groß und stark wie Jalut. Sie wußten nicht, was sie auf seine Herausforderung antworten sollten. Selbst König Talut fürchtete sich.
Auf einmal kam der kleine Davud von irgendwoher angelaufen. Er hatte die Schafe gehütet und war dabei in die Nähe des Schlachtfeldes gekommen. Und da war er nun. Er hörte die Herausforderung des Riesen, aber er hatte keine Angst vor ihm, denn er vertraute auf Allah, der mächtiger ist als alle anderen. Er rief dem verzweifelten König zu: „Ich will mit Jalut kämpfen."
Die Männer der Bani Israel waren entsetzt. Der Junge hatte ja nicht einmal Waffen bei sich, nur eine Steinschleuder, wie sie Jungen manchmal bei sich tragen. Nicht einmal einen Helm hatte er, und als jemand ihm seinen eigenen Helm aufsetzen wollte, war dieser viel zu groß für Davud. Trotzdem trat der Junge vor.
Als Jalut ihn sah, war er beleidigt. „Was für ein Zwerg will mit mir kämpfen? Ihr wollt mich wohl zum Narren halten?" rief er. Aber er hatte kaum den Satz zu Ende gebracht, da legte Davud einen Stein in die Schleuder und schoß ihn dem Riesen an die Schläfe. Jalut fiel um und war auf der Stelle tot.
Da wurde das ganze feindliche Heer vom Schrecken ergriffen. Alles schrie durcheinander und rannte schließlich Hals über Kopf davon. Sogar ihre Waffen ließen sie liegen. Denn wenn die Bani Israel nur wenige Männer gegen ihr großes Heer ins Feld schickten, und wenn schließlich ein unbewaffneter Junge ihren großen Feldherrn mit einer Steinschleuder töten konnte, dann mußte eine unbekannte Macht mit ihnen im Bunde sein.
Die Männer der Bani Israel waren erstaunt und verblüfft über den unerwarteten Sieg. Sie schämten sich auch ein bißchen, weil sie erst von einem Jungen lernen mußten, auf Allah zu vertrauen.
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Davud wird König
Der König ließ Davud zu sich kommen und lobte ihn sehr. Er ließ den Jungen bei sich im Palast wohnen und behandelte ihn wie seinen eigenen Sohn.
So wuchs Davud zu einem großen starken Mann heran. Allah gab ihm nicht nur Lieder ein, sondern Er lehrte ihn, Eisen zu schmelzen und daraus Panzerhemden und Schilde zu machen, durch welche die Soldaten vor den Waffen der Feinde geschützt waren. Er offenbarte ihm Sein Gesetz und befahl ihm, Gerechtigkeit zu üben und die Menschen vor Willkürund Unterdrückung zu schützen. Er sollte sie auch ermahnen, an Allahs Offenbarung festzuhalten und auf Ihn allein zu vertrauen, denn das ist der beste Schutz in diesem Leben, und im nächsten Leben werden die Gottesfürchtigen weder Furcht noch Trauer kennen. Als Talut nach vielen Jahren alt wurde und starb, wurde Davud König der Bani Israel. Und er war König und Gesandter Allahs in einer Person. Während Davuds Herrschaft lebten die Bani Israel in Frieden mit ihren Nachbarvölkern und in Sicherheit vor ihren Feinden.
Davud sorgte dafür, dass es keine Götzenpriester, Diebe, Räuber, Mörder und Betrüger in Palästina gab, dass alle fleißig arbeiteten und sich gegenseitig halfen, so dass niemand Not zu leiden brauchte. Als Richter versöhnte er Streitende und war in allen Ländern für seine Gerechtigkeit berühmt.
Abends zog sich Davud in sein privates Zimmer zurück, um zu beten und die Schrift zu lesen. Da kamen eines Abends zwei Männer zu ihm, und nicht etwa durch die Tür, wie es sich gehört, denn da hätte sie sicher der Wächter zurückgeschickt, damit sie nicht zu so später Stunde noch den König stören. Nein, sie kletterten einfach über die Mauer. Davud erschrak, denn die beiden hätten ja Mörder oder Aufrührer sein können.
Die beiden Männer aber sprachen zu ihm: „Du brauchst keine Angst vor uns zu haben. Wir sind nur zwei Brüder, die miteinander in Streit geraten sind, und wir wollen, dass du zwischen uns entscheidest, ohne dass die ganze Öffentlichkeit davon erfährt, denn wir wissen, dass du gerecht bist und uns den rechten Weg zeigen kannst." Und der eine von ihnen trug den Grund für ihren Streit vor: „Mein Bruder hier hat neunundneunzig Schafe, und ich habe nur ein einziges Schaf. Dennoch verlangt er, ich soll mein Schaf ihm überlassen, und außerdem redet er mit mir, als ob ich sein Feind wäre und nicht sein Bruder."
„Das ist sicherlich ungerecht", erwiderte Davud, „er sollte nicht auch noch dein einziges Schaf haben wollen, wenn er schon selbst so viele hat. Viele Leute versuchen heutzutage, Vorteile von anderen zu haben, außer denen, die aufrichtig sind und nach Gerechtigkeit streben. Aber wie wenige sind das!"
Als er so gesprochen hatte, wußte Davud plötzlich, dass Allah die beiden Männer zu ihm geschickt hatte, um ihn zu prüfen und zu ermahnen. Denn hatte Allah ihm nicht so viel geschenkt? Einst war er ein einfacher Hirtenjunge gewesen, und jetzt war er ein König und ein Gesandter Allahs, und er war berühmt für seine Weisheit und Gerechtigkeit. Er war zufrieden mit dem, was Allah ihm gegeben hatte, und an jenem Abend sah er klar und deutlich, dass Allah ihn davor warnen wollte, durch seine Würde und Berühmtheit stolz und hochmütig zu werden und dadurch Allahs Weg zu verlassen, um den eigenen Launen zu folgen, denn dann wäre er ein ungerechter Tyrann geworden.
Davud hatte einen Sohn namens Suleiman. Der war schon als kleiner Junge so klug, dass er alle Erwachsenen im Land übertraf. Mit elf oder zwölf Jahren half er seinem Vater bei den Regierungsgeschäften, und alle wunderten sich, wieviel Weisheit Allah ihm gegeben hatte.
Einst kamen zwei Männer zu Davud und baten ihn um ein gerechtes Urteil in ihrem Streit. Der eine Mann besaß eine Herde Schafe, deren Wolle und Milch er verkaufte, und davon lebte er mit seiner Familie. Der andere besaß einen Acker, auf dem er Weizen gesät hatte. Eines Tages hatte der erste Mann auf seine Schafe nicht aufgepaßt, und sie waren auf den Weizenacker gelaufen und hatten alle jungen grünen Pflanzen aufgefressen. Der Besitzer des Ackers verlangte nun, dass der andere Mann den Schaden ersetzen sollte, aber dieser hatte überhaupt kein Geld, nur seine Schafe.
Davud sprach: „Der Besitzer der Schafe soll seine Tiere dem Besitzer des Ackers übergeben, damit der Schaden wiedergutgemacht wird."
„Aber nur für ein Jahr", fügte der junge Suleiman hinzu, „nicht für immer. Denn die Schafe haben ja auch nur die Ernte von einem Jahr aufgefressen, und im nächsten Jahr kann man den Acker aufs neue bestellen' Über diesen Richterspruch waren die beiden Männer sehr froh,
denn auf diese Weise wurde der Verlust ausgeglichen, ohne dass der Besitzer der Schafe zu hart bestraft wurde, und die beiden Männer waren in Zukunft gute Freunde. So wurde Suleiman schon als Kind berühmt für seine Weisheit, und als nach langen Jahren sein Vater Davud starb, wurde er an seiner Stelle König der Bani Israel.
Allahs Friede sei mit Davud.
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Der Prophet Suleiman
Als Suleiman König wurde, verstand er nicht nur die Sprachen der Menschen, sondern auch die der Tiere und Vögel. Diese berichteten ihm alles, was sie auf ihren Streifzügen in der ganzen Welt sahen, alles Außergewöhnliche und Merkwürdige. Allah befahl dem Wind, Suleiman zu dienen, so dass dieser seine Schiffe über die Weltmeere in fremde Länder schicken konnte. Ja, sogar die Jinn und die Teufel mußten ihm dienen, und er befahl ihnen, auf dem Grund der Meere nach Perlen zu tauchen und andere schwere Arbeiten zu verrichten.
Nun wirst du denken, dass Suleiman dann ungeheuer reich gewesen sein muß, wenn all diese Wesen seinem Befehl gehorchten und ihm Gold und Silber, Perlen und Edelsteine brachten. Tatsächlich waren seine Schatzkammern ständig mit kostbaren Dingen aus allen Ländern der Welt gefüllt. Aber Suleiman sprach: „Dies alles gehört nicht mir. Allah hat mir diese Schätze nur anvertraut, damit ich sie zum Nutzen des Volkes verwende." Er ließ an die Armen im ganzen Land Nahrung und Kleidung austeilen, so dass niemand mehr Not zu leiden brauchte, und er ließ Häuser, Straßen und Schulen bauen. Für sich selbst nahm er nicht das geringste bißchen von all den Schätzen, sondern verdiente mit eigenen Händen Geld für sein tägliches Brot. Alle arbeiteten für ihren Lebensunterhalt und erfüllten ihre Aufgabe in der Gesellschaft, so dass die Königsfamilie ein Vorbild für das ganze Volk war. Auf diese Weise herrschte im Land Frieden und Gerechtigkeit.
Weltberühmt waren auch Suleimans Pferde. Sie waren schlank und schnellfüßig und eine Freude für den Betrachter, aber sie waren nicht für den königlichen Luxus bestimmt, sondern für den Kampf gegen die Götzendiener, und der König wachte persönlich darüber, dass sie gesund waren und es ihnen an nichts fehlte. Abends wurden sie ihm in einer Parade vorgeführt, und Suleiman sprach: „Ich liebe alles Schöne und Gute, denn es läßt mich an Allah denken." Wenn die Sonne untergegangen war und Suleiman vom Abendgebet zurückkam, ließ er die schönen Pferde wieder zu sich bringen und fing an, sie zu streicheln und zu striegeln, bis ihr Fell glänzte. Als Suleiman in seinen Palast zurückkehrte, fand er auf seinem Thron eine leblose Gestalt sitzen die genauso aussah wie er selbst.
Er erschrak darüber und wußte zunächst nicht, ob er träumte oder wach war. Dann wußte er plötzlich, dass Allah ihm dies alles nur zeigte, um ihn zu ermahnen. Denn ohne Allahs Hilfe und Rechtleitung wäre er, der berühmte und gerechte König, nicht besser gewesen als ein Toter, und alle Reichtümer der Welt hätten nicht die Treue des Volkes sichern können. Er wandte sich zu Allah und betete: „O mein Herr, vergib mir, und gib mir ein Königreich, wie es nach mir niemand mehr haben wird. Denn Du gibst ohne Maß." Dies sprach er nicht seinetwegen, sondern damit für die ganze Menschheit ein Beispiel gesetzt würde, wie es aussieht, wenn die Menschen in Frieden untereinander und in Dankbarkeit zu ihrem Schöpfer leben.
Suleiman beschloß, in der Hauptstadt Jerusalem ein Haus zu bauen, in dem die Menschen zu Allah beten und die Schrift studieren konnten, und es mit aller Pracht auszuschmücken. Er versammelte die stärksten und geschicktesten Männer und beauftragte sie mit
dem Bau. Bis heute ist dieses Haus in der ganzen Welt als „Tempel von Jerusalem" bekannt, aber als die Bani Israel in späteren Zeiten sich von Allahs Gesetz abwandten und fremde Götzen anbeteten, wurden sie schwach, und ihre Feinde eroberten das Land und zerstörten das herrliche Gebäude.
Einst führte Suleiman sein Heer durch ein Tal, das sonst nur selten Menschen betraten. Dort hatten Ameisen ihre Burg gebaut, und tagsüber waren sie fleißig damit beschäftigt, Nahrung zu suchen, die Burg auszubessern, ihre Jungen in den Sonnenschein hinauszutragen und viele andere Arbeiten zu tun. Denn die Ameisen sind bekanntlich ein Volk mit Königin, Arbeitern und Soldaten.
Als die Ameisenkönigin Suleimans Heer herannahen hörte, rief
sie: „O ihr Ameisen, geht in eure Wohnungen, damit euch Suleiman mit seinem Heer nicht zertritt." Denn sie wußte sehr wohl, dass Menschen so groß sind, dass sie die winzigen Ameisen nicht einmal sehen und mit einem einzigen Schritt viele von ihnen töten können, auch ohne es zu wollen oder überhaupt zu bemerken.
Suleiman hatte aber gehört, was die kleine Ameise gesprochen hatte, und lächelte. Er sprach: „O mein Herr, laß mich dankbar werden für alles Gute, das Du mir und meinen Eltern gegeben hast, damit ich Gerechtigkeit übe, so dass Du mit mir zufrieden bist und mich zu Deinen gerechten Dienern zählst."
Jeden Abend mußten alle Vögel bei Suleiman Bericht erstatten über das, was sie tagsüber gesehen hatten. Eines Abends vermißte Suleiman den Wiedehopf, und er fragte: „Wo ist er geblieben? Er ist doch nicht etwa faul und kommt nicht? Dann werde ich ihn nämlich bestrafen. Ich werde ihn bestrafen, wenn er nicht einen überzeugenden Grund hat. Aber der Wiedehopf war nur verspätet. Atemlos kam er bald darauf angeflogen und berichtete: „Weit bin ich geflogen. Ich habe gesehen, was du noch nie gesehen hast, und zwar in einem Land, das Saba heißt. Dort fand ich, dass eine Frau über die Bewohner
herrscht und auf einem herrlichen Thron sitzt. In ihrem Land gibt es Gold und Edelsteine und Gewürze im Überfluss, außerdem sind die Leute gebildet und begabt. Aber sie beten außer Allah die Sonne an, denn der Teufel hat ihnen diese Idee eingeflüstert, um
sie von dem Weg zu Allah fernzuhalten, so dass sie nicht wissen, dass von Allah das wahre Licht kommt, und dass Er weiß, was im Himmel und in der Erde verborgen ist. Außer Allah gibt es keinen Gott. Bereits zuvor war zu dem Volk von Saba eine Warnung gekommen.
Es gab in dem Land herrliche Gärten, in denen alle Arten von Früchten im Überfluss wuchsen. Quer durch dieses schöne Land führte die große Karawanenstraße, auf der die Kaufleute mit Gewürzen aus Afrika weiter nach Mekka und dann nach Palästina und Mesopotamien reisten. So viel hatte Allah dem Volk in diesem Land gegeben, dennoch waren die Reichen unter ihnen bald hochmütig und gierig geworden. Sie hatten Götzenpriester ins Land geholt, um das Volk zu betrügen und ihm Angst vor ihren Phantasiegestalten einzujagen. Das Volk sollte nicht zu Allah beten, sondern die Sonne verehren und den Priestern und Fürsten gehorchen, die sich „Söhne der Sonne" nannten und dem Volk grausame Strafen androhten. Tag und Nacht sprachen sie: „Wären wir doch noch reicher!" Schließlich begannen sie sogar, die fremden Kaufleute
zu belästigen, die durch ihr Land zogen. Sie verkauften ihnen Speise und Trank zum zehnfachen Preis und ließen sie für ein einfaches Nachtlager teuer bezahlen, statt sie als ihre Gäste zu bewirten.
Suleiman erwiderte: „Ich werde bald herausfinden, ob du die Wahrheit gesagt oder übertrieben hast." Denn all das war seh merkwürdig. Er schrieb der fremden Königin einen Brief, in dem er sie aufforderte, zu ihm zu kommen, damit er ihr die Wahrheit er klären konnte. Diesen Brief mußte der Wiedehopf am nächster
Tag bei ihr abliefern.
Die Königin war sehr verwundert, als sie einen Brief bekam, ohne den Boten gesehen zu haben, noch dazu offensichtlich aus einem fernen Land. Sie öffnete ihn und las ihn ihren Ministern und Hof beamten vor: „Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmher zigen! Sei nicht hochmütig, sondern komm in Demut zu mir und wende dich zu Allah. „Was soll ich tun?" fragte sie dann ihre Berater. „Ich will nicht! entscheiden, bevor ich euren Rat angehört habe. Der Brief kommt von Suleiman, einem edlen König. „Wir sind stark und mächtig", sagten die Berater, „und wir haben
eine große Armee, die zum Krieg bereit ist. Aber du hast zu entscheiden. Sie glaubten nämlich, Suleiman sei ein König wie jeder andere der fremde Länder erobern und die Macht an sich reißen wollte Aber die Fürsten und Hofbeamten fürchteten noch etwas anderes Sie hatten seit langer Zeit das Volk betrogen, um Macht und Geld zu erlangen, und sie wußten, dass es damit vorbei sein würde, wenn ihre Königin auf Suleimans Botschaft hörte. Am liebsten wollten sie darum gleich Suleiman den Krieg erklären und machten der Königin diesen Vorschlag.
Sie dachte eine Weile nach und sagte dann: „Wenn Könige im Krieg in eine Stadt einmarschieren, dann zerstören sie sie und erniedrigen ihre Bewohner. Krieg bringt nicht viel Gutes. Ich will ihm lieber ein Geschenk schicken und abwarten, welche Antwort meine Botschafter von ihm bringen. Als jedoch die Gesandtschaft mit ihrem wertvollen Geschenk bei Suleiman eintraf, sprach dieser: „Ich brauche keine Geschenke. Allah hat mir ebensoviele kostbare Dinge gegeben wie euch, und Er hat mir Seine Rechtleitung gegeben, die unendlich viel besser ist als Alle Güter dieser Welt. Behaltet euer Geschenk, denn ihr könnt mich dadurch nicht daran hindern, mit meinem Heer zu euch zu kommen, um euch zu demütigen."
Als die Königin diese Botschaft erhielt, war sie sehr beeindruckt. Sie hatte noch nie zuvor jemanden getroffen, der nicht mit Freude ein so wertvolles Geschenk wie ihres angenommen oder gar ablehnend gesagt hätte, er besäße etwas viel Wertvolleres als alle Güter dieser Welt. Darum machte sie sich unverzüglich auf die Reise zu Suleiman, um zu sehen, was das Geheimnis dieses merkwürdigen Mannes war.
Kaum hatte sie ihre Hauptstadt verlassen, da wußte Suleiman auch schon, dass sie sich auf dem Weg zu ihm befand, und bereitete alles für ihren Besuch vor. Suleiman war ja nicht nur ein König, sondern vor allem Allahs Gesandter, und er wollte nicht etwa die fremde Königin und ihr Land unter seine Herrschaft bringen, sondern auf den Weg zu Allah, damit jenes Volk ebenso wie die Bani Israel in Frieden und Gerechtigkeit leben und ein Beispiel
für die Menschheit werden konnte.
Aus diesem Grund wünschte er, dass ihr eigener Thron zu ihm gebracht würde, damit sie als geehrter Gast darauf Platz nehmen konnte. Er fragte: „Wer kann mir ihren Thron bringen, bevor sie zu mir kommt? Da trat ein riesiger starker Jinn vor. „Ich kann dir den Thron bringen, bevor du von dieser Ratsversammlung aufstehst, denn ich bin unglaublich stark, und du kannst dich auf mich verlassen", rief er mit Donnerstimme.
Dann meldete sich ein weiser Mann, der Allahs Offenbarung kannte und viele Geheimnisse aus der ganzen Welt wußte. „Ich werde ihn in einem einzigen Augenblick zu dir bringen", sprach er, und schon stand der Thron für alle sichtbar vor dem König.
Suleiman sprach: „Dies ist durch Allahs Gnade geschehen, um mich zu prüfen, ob ich undankbar und hochmütig oder dankbar und bescheiden bin. Denn wenn ein Mensch dankbar ist, nützt er damit seiner eigenen Seele. Aber wenn er undankbar ist, dann ist doch Allah frei von allen Mängeln und steht an Ruhm und Ehre über allem. Suleiman ließ den Thron nun so verändern, wie es sich für den Thron einer Königin gehört, die dem rechten Weg folgt, und sagte:
„Wir wollen sehen, ob sie ihren eigenen Thron wiedererkennt, denn das kann sie nur, wenn sie auf dem richtigen Weg und ihr Blick nicht von hantasievorstellungen getrübt ist."
Schließlich kam die Königin in Suleimans Hauptstadt an. Suleiman und die höchsten Würdenträger des Landes gingen ihr entgegen
und zeigten ihr ihren Thron und fragten: „Ist das nicht dein Thron?" Sie antwortete: „Meiner sah genauso aus. Das erinnert mich daran, dass wir in alten Zeiten von Allah Wissen erhalten haben, und unsere Vorfahren waren Allahs Diener. Suleiman und die Königin sprachen lange Zeit miteinander, und er erklärte ihr die Wahrheit. Endlich kamen sie an Suleimans Palast an. Die Königin aber hielt den Palast für einen See, und als Suleiman sie aufforderte, einzutreten, hob sie den Rock, damit ihr Saum nicht naß wurde. Suleiman sprach zu ihr: „Das ist kein See, sondern nur mein Palast, der mit Glas getäfelt ist. Da schaute die Königin genauer hin und erkannte ihren Irrtum, und gleichzeitig wurde ihr klar, dass sie bisher meistens nur oberflächlich hingeschaut hatte und deswegen oft ungerecht gewesen war. Sie sprach: „Ich habe tatsächlich Unrecht gegen mich selbst begangen. Aber jetzt will ich wie Suleiman nur dem Herrn der Welten ergeben sein. Als seine Lebenszeit abgelaufen war, starb Suleiman, während er auf seinem Thron saß, und niemand bemerkte, dass er nicht mehr
am Leben war, nicht einmal die Jinn, die mit dem Bau des Tempels beschäftigt waren und ihn bald darauf fertigstellten. Erst als ein Wurm den Stab annagte, auf den er sich stützte, sank er zusammen. Sogleich ließen die Jinn ihre Arbeit stehen und liegen und machten sich davon. Denn niemand hatte zukünftig von Allah die Macht, Jinn und Teufel zu beherrschen und zu nützlicher Arbeit zu zwingen.
Allahs Friede sei mit Suleiman.
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Die Geschichte von Dhulkarnein
In einem anderen Teil der Erde schickte Allah Seinen Gesandten Dhulkarnein zu den Menschen und gab ihm den Auftrag, mit seinen Gefährten in die verschiedenen Himmelsrichtungen zu reisen und Rechtleitung und Gerechtigkeit unter den umliegenden Völkern zu verbreiten. Dhulkarnein „der Mann mit den zwei Hörnern", aber selbst die größten Gelehrten haben vergeblich versucht herauszufinden, warum er so heißt, und manchmal haben
sie ihn mit berühmten Königen oder mächtigen Feldherren verwechselt. Wahr ist nur, dass Allah ihn stark gemacht und ihm treue Gefährten gegeben hat, damit er seinen wichtigen Auftrag erfüllen konnte. Und Allah weiß es am besten.
Dhulkarnein und seine Gefährten brachen also auf und folgten einem Weg, der weit nach Westen führte. Die kleine Schar sah aus wie ein gewaltiges Heer mit einem mächtigen Befehlshaber. Bald erreichten sie das Ende des Weges an einem schlammigen See, hinter dem die Sonne unterging. Dort lebte ein fremdes Volk,
unter dem es gottesfürchtige, ehrliche und fleißige Menschen gab, aber auch gierige, unehrliche und hochmütige, die nicht auf Dhulkarneins Ermahnungen hören und Stattdessen ihre Landsleute dazu bringen wollten, ebenfalls hochmütig und gierig zu sein und Böses zu tun.
Allah sprach zu Dhulkarnein: „Du kannst dieses Volk bestrafen oder ihm Freundlichkeit erweisen, wie du es richtig findest." Dhulkarnein entgegnete: „Was diejenigen angeht, die Böses tun, so will ich sie bestrafen. Sie werden sich dann vor ihrem Herrn verantworten müssen, der ihnen noch schrecklichere Strafe zuteil werden läßt. Aber diejenigen, die auf Allah vertrauen und Gutes tun, sollen eine schöne Belohnung erhalten, und ich will ihnen einfache und leichte Aufträge erteilen. Nachdem Dhulkarnein auf diese Weise Gerechtigkeit geübt hatte, ließ er jenes Volk in Frieden zurück und reiste auf einem anderen Weg in den fernsten Osten. Dort fand er, dass die Sonne hinter einer endlosen Wüste aufging. Das Volk, das in jenem Land lebte, hatte keinerlei Schutz vor der glühenden Hitze und führte ein bescheidenes, karges Leben. Aber es war zufrieden mit dem, was Allah ihm zugeteilt hatte. Auch dieses Volk ließ Dhulkarnein in Frieden in seinem Land zurück.
Dhulkarnein und seine Gefährten folgten einer weiteren Straße. Bald gelangten sie in das „Land diesseits der zwei Berge", wo ein Volk wohnte, das eine merkwürdige fremde Sprache sprach. Es waren einfache, friedliche Menschen, aber sie lebten in ständiger Angst vor den zwei mächtigen Nachbarvölkern Jagug und Magug, die jenseits der zwei Berge wohnten und immer wieder in ihr Land eindrangen, um es zu verwüsten. Das Volk diesseits der zwei
Berge hielt Dhulkarnein für einen fremden König mit seinem Heer.
Die Anführer sprachen zu ihm: „Oh Dhulkarnein, Jagug und Magug bedrohen unser Land und richten großen Schaden auf der Erde an. Wir wollen uns dir unterwerfen und Tribut zahlen, wenn du uns nur vor ihren schrecklichen Angriffen sicher machst." Dhulkarnein erwiderte: „Was Allah mir gegeben hat, ist besser als euer Tribut. Aber wenn ihr alle zugreift und uns helft, will ich zwischen euch und den Angreifern einen starken Damm aufrichten. Bringt mir nur große Eisenstücke! Jeder beeilte sich, soviel Eisen heranzuschaffen, wie er finden
konnte. Zwischen den beiden Bergen wurde es aufgehäuft, bis es den ganzen Zwischenraum ausfüllte. Dann befahl Dhulkarnein, ein großes Feuer anzuzünden. „Blast es ordentlich an," sprach er, und sie bliesen mit Blasebälgen in das Feuer, bis es hell aufloderte und das ganze Eisen anfing zu glühen und zusammenzuschmelzen.
Bringt mir nun geschmolzenes Blei, damit ich es darübergießen kann," befahl Dhulkarnein. So machte er einen eisernen Damm, den die schrecklichen Feinde weder übersteigen noch untergraben konnten. Froh darüber, dass die Gefahr für immer vorüber war, wollten die
Menschen Dhulkarnein danken und ihm Geschenke bringen.
Dhulkarnein aber sprach: „Dies ist für euch nichts als eine Barmherzigkeit von meinem Herrn. Wenn Allah eines Tages Sein Versprechen einlöst und über alle Menschen dieser Welt Gericht hält, wird selbst dieser eiserne Damm in Staub zerfallen. Allah macht Sein Versprechen wahr. An jenem Tag wird keine Festung oder Burg, die von Menschen hand erbaut wurde, stehenbleiben. Bollwerke und Grenzen werden hinweggefegt, und sogar die Gebirge werden auseinanderfliegen wie verstreute Watte. Dann wird die ganze Menschheit vor Allah versammelt. An diesem Tag wird jeder klar vor Augen sehen, dass es keine wirkliche Macht außer bei Allah gibt. Mancher wird sich dann wünschen, es schon in diesem Leben eingesehen zu haben.
Allahs Friede sei mit Dhulkarnein.
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Die Geschichte von Yunus
Niniveh war die Hauptstadt des Assyrerreiches im Zweistromland. Es war eine prächtige Stadt, aber, wie anderswo im Zweistromland und anderswo in der Welt, waren die Menschen dort stolz und hochmütig, begingen Verbrechen und Ungerechtigkeiten und beteten selbstgemachte Götzen an, mit denen sie die einfachen Menschen betrogen und von der Suche nach der Wahrheit ablenkten. Allah wollte in diese Stadt einen Gesandten schicken und beauftragte Yunus, einen ehrlichen und gottesfürchtigen Mann, die Menschen zu ermahnen und vor Allahs Strafe zu warnen.
Yunus kannte wohl die Geschichten von allen früheren Gesandten Allahs und wußte, dass die meisten Menschen nicht auf sie gehört, sondern sie verspottet und gequält hatten und oft sogar töten wollten. Was würden die hochmütigen Götzendiener in Niniveh sagen, wenn er sie ermahnte und vor der drohenden Strafe warnte?
Sicher würden sie ihn auslachen, und wer weiß, was ihnen sonst noch alles einfiel! Ja, Yunus bekam regelrecht Angst.
Zögernd fing er an, zu seinem Volk zu sprechen: „O mein Volk, dient nur Allah, denn es gibt keine wirkliche Macht außer bei Ihm, der euch erschaffen hat und am Leben erhält. Außer Allah gibt es keinen Gott."
Die Leute aber achteten nicht auf ihn, oder sie fingen an, ihn auszulachen. Yunus verlor den Mut. „Mir wird es sicher nun genauso ergehen wie den früheren Gesandten," dachte er, und vor Angst und Verzweiflung dachte er nicht daran, dass Allah Seine früheren Gesandten doch vor allem Schaden bewahrt und oft auf wundersame Weise von ihren Feinden und Verfolgern gerettet hatte. Yunus gab alle Hoffnung auf und floh aus der Stadt. Er gelangte bald zum Hafen und fand dort ein Schiff, bereit zum Auslaufen. Damit wollte er in ein fernes Land fahren, wo ihn niemand kannte und wo er in Frieden leben konnte, ohne von bösen Menschen bedroht zu werden. Er bezahlte dem Kapitän einen Preis für die Überfahrt und ging an Bord. Wenige Stunden später war das Schiff auf hoher See.
Unterwegs brach ein furchtbarer Sturm los.
Das Schiff wurde von den Wellen hinund hergeworfen und drohte unterzugehen, und die Menschen waren bleich vor Todesangst. Die Seeleute sprachen untereinander: „Das ist kein gewöhnlicher Sturm. Vielleicht gibt es an Bord jemanden, der ein Unrecht getan hat, oder einen Sklaven, der seinem Herrn entflohen ist. Wir wollen jedenfalls das Los werfen, um festzustellen, wer den Sturm verschuldet hat."
Alle waren sogleich damit einverstanden. Sie warfen das Los, und es fiel auf Yunus. Da warfen ihn die Seeleute über Bord, weil sie hofften, dass dadurch der Fluch von dem Schiff und den übrigen Menschen an Bord abgewendet würde. Bald darauf legte sich auch wirklich der Sturm. Yunus aber versank im Meer, und ein riesiger Fisch kam angeschwommen und verschlang ihn lebendig.
Da saß er nun in dem finsteren Bauch des Fisches und sah keinen Ausweg. Er sah ein, wie er sich aus Angst vor den Menschen selbst in die Gefahr gebracht hatte, bis ans Ende seines Lebens in diesem lichtlosen, ausweglosen Gefängnis verharren zu müssen und schließlich elend zu ertrinken, und er bereute, seinen Auftrag verraten und die Menschen in Niniveh verlassen zu haben. Denn vielleicht hätten doch ein paar von ihnen auf ihn gehört und wären gerettet gewesen. Er betete zu Allah: „Es gibt keinen Gott außer Dir. Preis sei Dir! Siehe, ich war einer von den Ungerechten." Allah sah, dass seine Reue aus tiefstem Herzen kam. Er befahl dem Fisch, an einen einsamen Strand zu schwimmen und Yunus auszuspucken, so dass er sicher das trockene Land erreichte.
Erschöpft lag Yunus lange Zeit am Strand und war schwach und durstig von der heißen Sonne. Da ließ Allah über ihm eine Pflanze wachsen, die ihre Blätter über ihn ausbreitete und ihn vor der Sonne schützte, und an der dann auch Früchte reiften, die seinen Hunger und Durst stillten.
Als Yunus wieder zu Kräften gekommen war, machte er sich auf den Weg nach Niniveh, um dem Volk dort Allahs Botschaft zu bringen. Er sprach zu seinem Volk: „Ich bezeuge, dass es außer Allah keinen Gott gibt. Vertraut nur auf Ihn und wendet euch zu Ihm, und Er wird euch rechtleiten und euch eure Fehler verzeihen. Er allein ist der Verzeihende und Barmherzige. Denkt daran, dass dieses Leben bald vorübergeht, und mit ihm alle Reichtümer und Vergnügen. Wer sich aber Allah hingibt und auf Ihn vertraut und Seiner Rechtleitung folgt, wird weder Furcht noch Trauer kennen, sondern ewig glücklich sein."
Mehr als hunderttausend Menschen hörten auf Yunus' Rede. Sie gaben ihr lasterhaftes Leben auf und befolgten Allahs Gesetz und ehrten Yunus als Allahs Gesandten. Die selbstgemachten Götzenbilder verbrannten sie und verjagten die betrügerischen Götzenpriester aus dem Land. Wo sie sich früher gegenseitig betrogen und beraubt hatten und hochmütig gewesen waren, halfen sie nun einander und waren ehrlich und freundlich zueinander. Lange Zeit lebten sie in Frieden und Sicherheit.
Allahs Friede sei mit Yunus.
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Die Geschichte von Ayyub
Ayyub war ein wohlhabender Mann. Er besaß ein schönes Haus, fruchtbares Ackerland und zahlreiche Herden von Rindern, Schafen und Ziegen. Er war verheiratet und hatte viele Söhne und Töchter, die zu schönen und klugen jungen Menschen heranwuchsen und ihm viel Freude bereiteten. Zu jedem war er freundlich, und gern half er den Armen und den fremden Reisenden und den Waisenkindern.
Allah hatte Ayyub als Seinen Gesandten auserwählt und zu seinem Volk geschickt, um es zu ermahnen. Und das Volk hörte auf Ayyub und folgte Allahs Gesetz und Rechtleitung.
Jeder ehrte Ayyub als Allahs Gesandten. Dies alles ärgerte Iblis, den Feind der Menschen. Er hatte ja geschworen, alle Menschen von Allahs Weg abzubringen, außer denen, deren Vertrauen auf Allah stärker war als seine Verführungskünste. Er meinte, wenn Ayyub nicht so reich und beliebt und geehrt wäre, dann würde er sicher nicht mehr so stark auf Allah vertrauen und eher bösen Gedanken zugänglich sein. Er schickte also die bösen Mächte aus, Ayyubs Habe zu vernichten. Und Allah ließ ihn gewähren, denn Er wollte Ayyub zum Vorbild für alle Menschen werden lassen.
In wenigen Tagen verlor Ayyub seinen ganzen Reichtum. Seine Hirten kamen entsetzt zu ihm gelaufen und berichteten, daß Sturm oder Krankheiten seiner Rinder, Ziegen und Schafe getötet hatten. Sein schönes Haus stürzte ein, und sein Ackerland wurde von einer Flut überschwemmt und die ganze Ernte vernichtet. Aber Ayyub behielt sein Vertrauen auf Allah. Er sprach: „Allah ist genug für mich. Es gibt keinen Gott außer Ihm."
Aber Iblis gab noch längst nicht auf. Er meinte, wenn Ayyub erst seine Kinder verlöre, dann würde er schon der Verzweiflung nachgeben. Er schickte seine bösen Mächte aus, um Ayyubs Kinder zu töten und ihm so diese Freude zu rauben. Aber als Ayyub vom Tod seiner Söhne und Töchter erfuhr, sprach er: „Wir gehören
Allah, und zu Ihm kehren wir zurück."
Doch Iblis machte weiter seine teuflischen Pläne. Er meinte, wenn Ayyub erst krank würde, dann würde er, von Schmerzen geplagt, seine Hoffnung auf Allah aufgeben. Er beauftragte seine bösen Mächte, Ayyub Wunden und häßliche Geschwüre beizubringen, die nicht nur schmerzten, sondern durch ihr scheußliches Aussehen auch die letzten treuen Freunde vertreiben würden. Aber Ayyub sprach: „Ich vertraue auf Allah. Er ist der Herr des Himmels und
der Erde." Alle seine Freunde ließen ihn im Stich und dachten: „Es wäre vielleicht besser, wenn Ayyub sterben würde."
Iblis kam noch ein letzter Gedanke. Er meinte, wenn er Ayyubs Frau dazu bringen könnte, verzweifelte Worte auszusprechen und ihm den Mut zu nehmen, dann würde er vielleicht auf sie hören. Die Frau hatte Ayyub treu gepflegt und alle Not mit ihm geteilt. Auch sie hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, aber jetzt, wo der Teufel sie mit bösen Gedanken quälte, rief sie eines Tages aus: „O weh, Allah hat dich sicher verlassen! Was soll nun aus uns werden?"
Aber trotz allen Leidens und großer Schmerzen sprach Ayyub zu ihr: „Ich nehme meine Zuflucht zu Allah vor dem verfluchten Teufel! Wahrhaftig, wenn Allah mich jemals wieder gesund und stark werden läßt, will ich dir hundert Stockschläge geben, weil du auf Allahs und unseren Feind gehörst hast."
Ayyub betete zu Allah und sprach: „O mein Herr, der Teufel verfolgt mich mit Leid und Trauer. Du aber bist der Barmherzige." Allah sah wohl, dass Ayyub standhaft geblieben war und weder im Unglück verzweifelt war noch auf falsche Ratschläge gehört noch hoffnungslosen Gedanken nachgegeben hatte. Er schickte einen Engel zu Ayyub und ließ ihm sagen: „Stampfe mit deinem Fuß auf die Erde." Dies tat Ayyub, und eine Quelle sprudelte hervor und brachte Wasser, das Ayyub trinken konnte. Er badete auch in diesem Wasser und war sogleich von seiner schrecklichen Krankheit geheilt. Als er seine Kräfte zurückkehren fühlte, fiel ihm auch das Versprechen ein, das er seiner Frau gegeben hatte. Er hatte Mitleid mit ihr, weil er wußte, wie sehr sie selbst mit ihm gelitten hatte, und hundert Stockschläge sind eine harte Strafe. Er sah ja auch, daß sie ihre voreiligen, unwissenden Worte längst bereute. Aber das Versprechen mußte er doch halten.
Der Engel half ihm aus diesem Zwiespalt. Er sprach zu Ayyub: „Nimm ein Bündel Stroh in deine Hand, hundert Halme, und schlag damit deine Frau einmal, dann
ist dein Versprechen eingelöst." Ayyub tat wie geheißen, und die beiden waren versöhnt. Allah gab Ayyub alles doppelt wieder, was er verloren hatte, Vieh, Haus, Weide und Ackerland, dazu sieben Söhne und drei Töchter, die ihm noch mehr Freude machten als die Kinder, die zuvor gestorben waren. Ayyub blieb gesund und stark und erreichte mit Würde und Ansehen ein hohes Alter.
Mit Ayyubs Beispiel will Allah die Menschen warnen und zur Standhaftigkeit ermahnen. Denn gar mancher vertraut auf Allah, solange es ihm gut geht und er zufrieden ist. Sobald ihm aber ein Unglück widerfährt oder er in Not gerät, fragt er verzweifelt: „Wie kann Allah so etwas zulassen?" Dabei denkt er nicht daran, dass alles in dieser Welt vergänglich ist, und selbst unser Leben ist nur für eine Zeitlang geliehen. Wer seine Liebe auf seine Habe richtet, der liefert sich damit wahrhaftig der Verzweiflung aus. Wer sich aber Allah hingibt und auf Ihn vertraut, den läßt Allah glücklich werden.
Allahs Friede sei mit Ayyub.
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Die Geschichte von Luqman
Einer der weisesten Menschen, die je auf der Erde gelebt haben, war ohne Zweifel Luqman. Er wußte wohl, dass wahre Macht und wahrer Reichtum nur in Allahs Händen liegt, und Allah teilt den Menschen ihren Lebensunterhalt zu.
Luqman führte ein bescheidenes Leben. Er erinnerte die Menschen an Allah und forderte sie auf: „Seid Allah dankbar!" Denn wer Allah dankbar ist, nützt damit seiner eigenen Seele, und wenn jemand undankbar und achtlos ist, dann ist doch Allah frei von jedem Mangel. Undankbare und achtlose Menschen verderben ihren eigenen Charakter.
Als Luqman alt wurde, lehrte er seinen Sohn alles, was für ein glückliches Leben in dieser Welt und nach der Auferstehung wichtig und notwendig ist. Er sprach: „Mein lieber Sohn, bete nicht außer Allah andere Wesen an. Götzendienerei ist wahrhaftig die schlimmste Übeltat."
Luqmans Sohn hörte gern auf seinen Vater und gehorchte ihm, wie Allah dem Menschen befohlen hat, sich seinen Eltern gegenüber liebevoll und folgsam zu verhalten. Unter vielen Schmerzen hat seine Mutter ihn geboren, und mit viel Arbeit hat sie ihn gepflegt, als er ein kleines hilfloses Kind war.
Darum sei dankbar gegenüber Allah und gegenüber deinen Eltern. Zu Allah wirst du am Ende zurückkehren. Wenn aber deine Eltern verlangen, dass du außer Allah andere Wesen anbeten sollst, dann gehorche ihnen nicht. Lebe aber in Gerechtigkeit mit ihnen zusammen, nimm Rücksicht auf sie und folge dem Weg derer, die sich Allah zuwenden. Sprich freundlich mit ihnen und sage: „Am Ende kehren wir alle zu Allah zurück. Ich will euch die wahre Bedeutung von allem erklären, was ihr tut."
Luqman sprach weiter zu seinem Sohn: „Mein lieber Sohn, wenn es auch nur ein kleines Teilchen gäbe, etwa wie ein Senfkorn, und dies tief in einem Felsen versteckt wäre oder sonst irgendwo im Himmel oder auf der Erde, Allah würde es doch ans Licht bringen. Denn Allah kennt die feinsten und verstecktesten Geheimnisse. Nichts ist Ihm verborgen.
Mein lieber Sohn, bete beharrlich zu Allah. Befiehl den Menschen, Gutes zu tun und verbiete das Böse. Ertrage geduldig, was dir im Leben geschieht und zeige Standhaftigkeit in allen Dingen. Sei nicht stolz und schreite nicht arrogant auf der Erde einher, denn Allah liebt hochmütige Prahler nicht. Sei bedächtig und sprich leise und deutlich. Die häßlichste Stimme ist ohne Zweifel die Stimme des Esels."
Diese Ratschläge sind nicht nur für Luqmans Sohn nützlich, sondern ebenso für alle anderen Menschen. Beherzige sie daher und wende sie in deinem Leben an.
Allahs Friede sei mit Luqman.
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