Freitags Khutba

#1 von henout , 03.05.2013 19:58

Ratschläge in der Religion



gemäß dem Hadith „Die Religion besteht aus Ratschlägen.“ (Tirmizî, Birr, 17) und der Sure Asr, sind jene Menschen, die einander zu Gerechtigkeit und Geduld aufrufen, immer im Vorteil. Deswegen sind Muslime offen gegenüber Ratschlägen und auch Kritik, die uns über viele Koranverse erreicht, aber auch von unseren Mitmenschen kommt. Ratschläge bringen uns Allah näher und ermöglichen uns, sein Wohlgefallen zu erlangen.



Jeder Muslim, ob jung oder alt, braucht den Rat anderer. Wie auch im Koran erwähnt, ist der Mensch vergesslich und hilflos. Daher ist es nicht nur wichtig, anderen bei Bedarf einen guten Rat zu geben, sondern auch den Rat anderer anzunehmen. Manchmal macht unser Ego es schwer, Ratschlägen Gehör zu schenken. Doch die sinnvollen Ratschläge unserer Mitmenschen zu befolgen, sollte zu den Eigenschaften eines jeden Muslims gehören. Denn im Koran heißt es, dass Ratschläge den Gläubigen von Nutzen sein werden. „Doch ermahne (weiterhin); denn Ermahnung nützt sicherlich den Gläubigen.” (Sure Zâriyât, 51:55)



Liebe Geschwister,

der Koran lehrt uns, wie wichtig Ratschläge für uns sind. In der Sure Lukmân gibt der Prophet Lukmân (a) seinem Sohn nützliche Ratschläge, die eigentlich der gesamten Menschheit von Nutzen sind. Lukmân (a) spricht also nicht nur seinem Sohn, sondern zu uns allen. Lasst uns deshalb genau hinhören, welche Ratschläge Lukmân (a) seinem Sohn und uns gibt: „Da sagte Lukmân zu seinem Sohn, ihn ermahnend: »O mein Sohn! Setze Allah keine Gefährten zur Seite. Siehe, Vielgötterei ist ein gewaltiger Frevel.« ... »O mein Sohn! Siehe, hätte es auch nur das Gewicht eines Senfkorns und wäre es in einem Felsen oder in den Himmeln oder in der Erde verborgen, Allah brächte es ans Licht. Allah ist fürwahr zielsicher und kundig. O mein Sohn! Verrichte das Gebet und gebiete, was Rechtens ist, und verbiete das Unrechte und ertrage standhaft, was dich trifft. Siehe, dies ist die richtige Entschlossenheit in allen Dingen. Und sei gegen die Menschen nicht hochfahrend und stolziere nicht eitel auf der Erde herum. Siehe, Allah liebt keinen eingebildeten Prahler. Mäßige deinen Schritt und dämpfe deine Stimme. Siehe, die hässlichste Stimme ist die Stimme von Eseln.«” (Sure Lukmân, 31:13-19)

 
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RE: Freitags Khutba

#2 von henout , 12.05.2013 19:19

Glauben bedeutet Geschwisterlichkeit und Solidarität


„Die Gläubigen sind Brüder. Darum stiftet unter euren Brüdern Frieden. Und seid gottesfürchtig, damit ihr Barmherzigkeit findet.“ (Sure Hudschurât, 49:10)

Verehrte Muslime,

unser Prophet traf alle Maßnahmen, die nötig sind, um eine neue Gemeinschaft zu gründen. Er ist auch in dieser Hinsicht das beste Beispiel für uns. Nachdem er Mekka verließ und Zuflucht in Medina fand, hatte die Bildung einer Gemeinschaft und die Geschwisterlichkeit zwischen den Muslime Mekkas und Medinas oberste Priorität. Damit folgte er diesem Koranvers: „Die Gläubigen sind Brüder. Darum stiftet unter euren Brüdern Frieden. Und seid gottesfürchtig, damit ihr Barmherzigkeit findet.“ (Sure Hudschurât, 49:10)



Geschwister im Glauben müssen sich einander unterstützen und Solidarität zeigen. Menschen, die sich danach richten, gewinnen Allahs Liebe. Wie diese Geschwisterlichkeit und die Solidarität auszusehen hat, und welche Folgen es haben kann, wenn diese Gebote nicht umgesetzt werden, wird in den folgenden Versen erklärt: „Und haltet allesamt an Allahs Seil fest, und zersplittert euch nicht, und gedenkt der Gnadenerweise Allahs euch gegenüber, als ihr Feinde wart und Er eure Herzen so zusammenschloss, dass ihr durch seine Gnade Brüder wurdet, und als ihr am Rande einer Feuergrube wart und er euch ihr entriss. So macht euch Allah seine Zeichen klar, auf dass ihr euch leiten lasst.“ (Sure Âli Imrân, 3:103)

Liebe Geschwister,

eine Gemeinschaft, in der sich Menschen gegenseitig unterstützen, wird positive Auswirkungen auf alle Bereiche der Gesellschaft haben. Daher müssen wir Muslime uns von jeglichem Verhalten fernhalten, das unserer Geschwisterlichkeit schaden könnte. Wir dürfen uns nicht von dem Teufel und dem eigenen Ego in die Irre führen lassen. Um gute Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und Freundschaften zu pflegen, muss man gelegentlich zusammenkommen und sich gemeinsam neuen Projekten zuwenden. Am schönsten ist die Zusammenkunft von Menschen, die dasselbe Ziel anstreben und an dasselbe glauben. Eine dieser besonderen Zusammenkünfte ist zweifellos der „Tag der Geschwisterlichkeit und Solidarität“ unserer Gemeinschaft am Sonntag, den 19. Mai 2013 in der belgischen Stadt Hasselt. Veranstaltungen wie diese sind eine gute Gelegenheit, um Geschwisterlichkeit und Solidarität zu stärken und die Gemeinschaft zusammenzuschweißen. Lasst uns daher diese Gelegenheit nutzen und versuchen, mit unserer gesamten Familien an dieser Veranstaltung teilzunehmen.

In diesem Sinne wünschen wir allen Muslimen schon jetzt eine gesegnete Regâib-Nacht, die den Anfang der gesegneten Drei Monate markiert. Möge Allah unsere gemeinsamen Gebete in unseren Moscheen annehmen.

 
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RE: Freitags Khutba

#3 von henout , 17.05.2013 13:21

Wohlstand - Gabe und Prüfung zugleich







„Und spendet von dem, was wir euch gaben, bevor zu einem von euch der Tod kommt und er ruft: »O mein Herr! Wenn du mir nur für eine kleine Weile Aufschub gewähren wolltest, so würde ich Almosen geben und so zu einem der Rechtschaffenen werden!«“ (Sure Munâfikûn, 63:10)

Verehrte Muslime,

wir leben in einer der wohlhabendsten Regionen der Welt. Natürlich gibt es auch hierzulande Armut. Doch während wir ein relativ gutes Leben führen können, leiden in anderen Teilen der Welt Millionen Menschen an Hunger, Krankheiten und Katastrophen.



Reichtum ist eine große Gabe, aber zugleich eine schwere Prüfung. Wichtig ist, es für das Richtige auszugeben und auf diese Weise Gutes sowohl für das Diesseits als auch für unser Jenseits (Âchira) zu tun. Wenn wir das nicht tun, wird Reichtum im Diesseits und im Jenseits zur Last und führt zu Leid. Dies wird im Koran folgendermaßen beschrieben: „Und spendet von dem, was wir euch gaben, bevor zu einem von euch der Tod kommt und er ruft: »O mein Herr! Wenn du mir nur für eine kleine Weile Aufschub gewähren wolltest, so würde ich Almosen geben und so zu einem der Rechtschaffenen werden!«“ (Sure Munâfikûn, 63:10)



Unser Prophet Muhammad (s) beschreibt unseren Schöpfer als schön, rein und großzügig, der es mag, wenn seine Geschöpfe ebenfalls großzügig sind. Also sollten wir dementsprechend handeln und unser Vermögen und unseren Reichtum mit den Armen und Bedürftigen teilen.



Liebe Geschwister,

wenn wir von Reichtum sprechen, meinen wir natürlich nur das rechtmäßig (halal) erworbene Vermögen. Vermögen und Besitztümer, bei denen nicht auf „halal“ oder „haram“ geachtet wird, stellt für das Diesseits und das Jenseits eine große Gefahr dar. Unser Verdienst muss der islamischen Ethik im Allgemeinen und der Handelsethik im Besonderen entsprechend sein. Allah kann jede Sünde vergeben, aber nicht die Missachtung der Rechte Anderer. Wer sein Einkommen auf rechtmäßige Weise verdient, der wird davor zurückschrecken, sein Geld zu verschwenden und ein Leben in Luxus zu führen. Während auf der Welt so viele Menschen Hunger und Durst erleiden und in Armut leben, sollte ein Muslim kein luxuriöses Leben führen.



Verehrte Muslime,

was wir tun sollen, beschreibt Allah (t) im Koran so: „Und suche mit dem, was dir Allah gegeben hat, die künftige Wohnung, ohne deinen Anteil an dieser Welt zu vergessen. Und tue Gutes, so wie Allah dir Gutes tat, und stifte kein Verderben auf Erden; siehe, Allah liebt nicht die, welche Unheil stiften!“ (Sure Kasâs, 28:77) Möge Allah uns zu denen zählen, die ihr Leben auf erlaubtem Wege bestreiten und es auf dieselbe Weise ausgeben.

„Und suche mit dem, was dir Allah gegeben hat, die künftige Wohnung, ohne deinen Anteil an dieser Welt zu vergessen. Und tue Gutes, so wie Allah dir Gutes tat, und stifte kein Verderben auf Erden; siehe, Allah liebt nicht die, welche Unheil stiften!” (Sure Kasas, 28:77)

Verehrte Muslime,

„Dunyâ” (das Diesseits) und „Âhira” (das Jenseits) sind Teil einer einzelnen Lebenslinie. Das Diesseits ist vergänglich. Es ist ein Saatfeld für das Jenseits, das ohne Bemühung zu keiner Belohnung führen kann. Damit der Mensch seine Bemühungen unter Beweis stellen kann, braucht er einen Ort, an dem er geprüft wird. Dieser Ort ist die Welt, in der wir alle leben. Das diesseitige Leben ist wie Erde, die wir bebauen. Im jenseitigen Leben werden wir nur ernten können, was wir in dieser Welt gesät haben. Deshalb sollten wir auf ein ausgeglichenes Verhältnis von Diesseits und Jenseits achten. Im Koran heißt es hierzu: „Und suche mit dem, was dir Allah gegeben hat, die künftige Wohnung, ohne deinen Anteil an dieser Welt zu vergessen. Und tue Gutes, so wie Allah dir Gutes tat, und stifte kein Verderben auf Erden; siehe, Allah liebt nicht die, welche Unheil stiften!” (Sure Kasas, 28:77)



Liebe Geschwister,

so hart, wie wir für das Diesseits arbeiten, sollten wir unsere Möglichkeiten nutzen, um uns auch für das Jenseits einzusetzen. Wir sollten in dem Bewusstsein leben, dass jede Bemühung im Diesseits unser Jenseits formt. Genauso wie es bei Yûsuf (a) war, können wir bei unseren Bemühungen für das Jenseits, auf Hindernisse stoßen. Menschen mit schlechten Absichten, unser Ego (Nafs), finanzielle Probleme, Armut, Einschränkungen und eine übermäßige Sorge um unseren Ruf können uns im Weg stehen. Doch selbst wenn das passieren sollte, sollten wir nach dem Vorbild des Propheten Yûsuf (a) jedes Hindernis zu beseitigen versuchen. Wir sollten nicht vergessen: Alles, was uns im Jenseits begegnen wird, sind unsere im Diesseits vorausgeschickten Taten. Unser Prophet hat das so beschrieben: „Wenn du ein Bäumchen zu pflanzen hast, pflanze es, selbst wenn du weißt, dass das Jüngste Gericht beginnt.” (Ahmad bin Hanbal, Musnad, III, 191)



Deshalb sollten wir uns in unserem Alltag stets um ein ausgeglichenes Verhältnis von Diesseits und Jenseits bemühen. Wichtig dabei ist, dass wir darauf achten, die Welt als Mittel zu betrachten und nicht als eigentliches Ziel. Denn ein jenseitsloses Diesseits macht das Leben sinnlos. Das Diesseits an sich ist im Auge des Muslims nicht völlig bedeutungslos. Es ist einfach nur ein Übergang zum Jenseits.



Verehrte Muslime,

Mit Hinblick auf das jenseits ist es wichtig, dass wir unsere guten Taten auf dieser Welt mehren. Doch bei all unseren Sorgen und unserer Hektik im Leben dürfen wir eins nicht vergessen - und das ist das Wohlgefallen Allahs.



Die Zufriedenheit Allahs ist das einzige, was wir mit unseren Taten erstreben sollten. Wenn wir viele gute Taten verrichten, ohne dabei das Wohlgefallen Allahs anzustreben, heißt das, dass wir uns umsonst bemühen. Hierfür gibt es leider sehr viele Beispiele in der Geschichte.



Möge uns Allah an dem großen Tag des Jüngsten Gerichts, zu denen zählen, die sein Wohlgefallen erlangt haben. Möge er uns erleichtern, ein ausgewogenes Verhältnis von Diesseits und Jenseits herzustellen und gebe er im Diesseits und auch im Jenseits nur Gutes. Âmin!

 
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RE: Freitags Khutba

#4 von henout , 24.05.2013 19:24

Den Islam (re)präsentieren




„Lade zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung ein, und diskutiere mit ihnen auf die beste Art und Weise. Siehe, dein Herr weiß am besten, wer von seinem Weg abgeirrt ist, und er kennt am besten die Rechtgeleiteten.“ (Sure Nahl, 16:125)

Verehrte Muslime,

„Tablîg“ ist, den Glauben zu vermitteln. Dies ist vor allem die Aufgabe von Propheten gewesen. Indem sie den Menschen die Botschaft Allahs brachten, führten sie sie zur Quelle der diesseitigen und jenseitigen Glückseligkeit. Muslime folgen dem Weg der Propheten und richten ihr Leben danach aus. Den Tawhîd, also den Glaube an den einen Gott, und alles andere Gute können wir anderen nicht erklären. Wichtiger ist aber, es ihnen auch durch unser Verhalten vorzuleben und unseren Glauben durch unsere Haltung zu repräsentieren. Die Vermittlung islamischer Werte gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines Muslims. Zum Guten aufzurufen und vom Schlechten fernzuhalten, ist ein wichtiger Bestandteil unserer Religion. Im Koran heißt es: „Jene, welche Allahs Botschaft ausrichteten und ihn fürchteten und niemand fürchteten außer Allah. Und niemand hält Abrechnung wie Allah.“ (Sure Ahzâb, 33:39)



Liebe Geschwister,

den Islam gibt es dank der Bemühung der Muslime und durch Allahs Gnade überall auf der Welt. Nicht nur aus der Geschichte des Islams wissen wir, dass Aufrichtigkeit sehr wichtig bei der Vermittlung islamischer Werte ist. Grundlegen ist, dass man diese zunächst selbst versteht und auch lebt. Die Bedeutung des Tablîgs wird in folgendem Koranvers deutlich: „O du Gesandter! Verkünde alles, was von deinem Herrn auf dich hinabgesandt wurde. Wenn du es nicht tust, so hast du seine Botschaft nicht ausgerichtet. Allah wird dich vor den Menschen beschützen; siehe, Allah leitet nicht die Ungläubigen“ (Sure Mâida, 5:67)



Als erstes müssen wir uns bewusst werden, dass wir Allahs Diener sind, um es dann anderen vermitteln zu können. Nur wer seine Religion liebt, der wird auch andere mit dieser Liebe anstecken können. Seine Gottesdienste (Pl. Ibâdas) werden Glück und Harmonie in sein Leben bringen. Wir dürfen nicht vergessen: Der Mensch wird einen herzlichen und aufrichtigen Ratschlag gerne zu Herzen nehmen. Ein Ratschlag in scharfen und strengen Worten, möge er noch so richtig sein, ist aber schwer anzunehmen.



Verehrte Muslime,

lasst uns also den Islam richtig lernen und ihn auf die beste Weise anderen Menschen nahe bringen. „Lade zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung ein, und diskutiere mit ihnen auf die beste Art und Weise. Siehe, dein Herr weiß am besten, wer von seinem Weg abgeirrt ist, und er kennt am besten die Rechtgeleiteten.“ (Sure Nahl, 16:125) Wir müssen wissen, dass Tablîg keine besondere Handlungsweise ist, sondern der Normalzustand sein sollte. Der alltägliche Umgang mit anderen Menschen im Alltag ist bereits Tablîg. So wie die Rechtleitung (Hidâya) ein Segen für uns ist, so möchten wir, dass auch andere diese Glückseligkeit erfahren. Wir strengen uns an, auf dem rechten Weg zu bleiben und wünschen dies auch für andere. Jemanden zur Rechtleitung zu verhelfen ist ein großer Segen. Möge uns Allah zahlreiche Möglichkeiten eröffnen Gutes zu tun.

 
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RE: Freitags Khutba

#5 von henout , 31.05.2013 13:11

Hindernisse der Familiengründung



„Und verheiratet die Ledigen unter euch und eure Diener und Dienerinnen. Wenn sie arm sind, wird Allah sie aus seinem Überfluss reich machen; denn Allah ist großzügig und wissend.“ (Sure Nûr, 24:32)

Verehrte Muslime,

in einem Koranvers heißt es: „Zu seinen Zeichen gehört auch, dass er euch Gattinnen aus euch selbst schuf, damit ihr bei ihnen ruht. Und er hat zwischen euch Liebe und Barmherzigkeit gesetzt. Darin sind fürwahr Zeichen für nachdenkliche Leute.“ (Sure Rûm, 30:21) Gemäß diesem Vers hat Allah die Frau und den Mann als Partner füreinander erschaffen, damit sie ihr Leben gemeinsam als Familie führen können. Die Gründung einer Familie wird jedoch immer schwieriger. Wir alle können in unserem Umfeld beobachten, dass das Heiratsalter steigt. Dafür gibt es viele Ursachen.



Liebe Geschwister,

eine der Ursachen, warum junge Männer und Frauen im Vergleich zu früher immer später heiraten, ist die übertriebene Vereinnahmung der Kinder durch ihre Eltern. Die Eltern glauben, dass sie durch ihre übertriebene Fürsorge das Beste für ihre Kinder erreichen können. Jedoch führt das bei den Jugendlichen oft zur Abhängigkeit von den Eltern, Schutzbedürftigkeit und Unsicherheit. Am Ende sehen sie sich nicht in der Lage, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Zu hohe Erwartungen und übertrieben wählerisches Verhalten der Jugendlichen zählen ebenfalls zu den Gründen. Jeder von uns kennt junge Leute, die durch eine rosarote Brille auf das Familienleben blicken und unrealistische Träume in Bezug auf die Ehe haben. Die Suche nach der perfekten Beziehung führt manchmal zu großen Problemen. Außerdem flüchten Personen, die noch nie in ihrem Leben Verantwortung übernommen haben, vor der Ehe, weil sie die Ehe als eine Last betrachten. Zudem stellen finanzielle Aspekte und zu hohe materielle Erwartungen an die Familie des Partners ein Hindernis dar. Natürlich gibt es auch Jugendliche, die aufgrund von beruflichen Anforderungen, einfach nicht die Zeit finden, an ihr privates Glück zu denken. Diese Karrieremenschen neigen oft dazu, die Familiengründung zu verschieben.



Verehrte Muslime,

die Liste ist zweifellos lang. Allahs Empfehlung in Bezug auf die Ehe ist jedoch unmissverständlich. Im Koran heißt es: „Und verheiratet die Ledigen unter euch und eure Diener und Dienerinnen. Wenn sie arm sind, wird Allah sie aus seinem Überfluss reich machen; denn Allah ist großzügig und wissend.“ (Sure Nûr, 24:32) Auch unser Prophet betont in vielen Hadithen die Bedeutung der Ehe. So sollten wir unsere Kinder zu verantwortungsbewussten Menschen erziehen, und sie dazu ermutigen zu heiraten, wenn sie ein bestimmtes Alter und eine gewisse Reife erreicht haben. Zu unseren Aufgaben gehört es auch, ledigen Freunden und Verwandten materielle und emotionale Hilfe zu leisten. Wir müssen uns bewusst werden, dass wir nicht nur für unsere eigene Familie verantwortlich sind und müssen versuchen, unseren Geschwistern bei der Familiengründung zu helfen.



Denn vergessen wir nicht: Stabile Familien sind die Grundlage einer funktionierenden Gesellschaft. Anderen bei der Familiengründung zu helfen, ist also ein wichtiger Beitrag zum Wohl der Gesellschaft. In einem Hadith unseres Propheten heißt es: „Hochachtung gebührt demjenigen, der der Gesellschaft dient.“ (Kanz al-Ummal, Bd. 6, 17517)


Möge Allah unsere guten Taten annehmen und unsere Bittgebete erhören.

 
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RE: Freitags Khutba

#6 von henout , 14.06.2013 13:23

Der Ramadan ist ein Segen



„Eines ist sicher: Der Fastende verfügt mit dem Bittgebet, das er beim Fastenbrechen spricht, über ein Bittgebet, das niemals abgewiesen, sondern immer angenommen wird.“ (Kutub as-sitte, Hadith 6504)

Verehrte Muslime,

wir haben den Monat Radschab hinter uns gelassen und befinden uns nun im Monat Schabân. Bald ist Ramadan, der Monat der Barmherzigkeit und des Segens. Im Ramadan erreicht unsere Spiritualität ihren Höhepunkt. Der fastende Muslim beschäftigt sich in diesem Monat nur mit Dingen, die ihn Allah näher bringen. Das Fasten stärkt unser Bewusstsein. Der Ramadan erinnert uns im hektischen Treiben des Alltags an die Bedürfnisse unseres Geistes und gibt uns die Möglichkeit, uns auf uns selbst zu konzentrieren.



Liebe Geschwister,

der Ramadan erinnert uns nicht nur an die Bedürfnisse unseres Geistes. Er macht es uns auch möglich, uns in die Lage hungernder Menschen zu versetzen, an die Bedürftigen zu denken und uns um die Notleidenden zu kümmern. Er erinnert uns an die Menschen, die beim Iftâr und Sahûr nichts zu essen haben. Außerdem erinnert er an uns die Menschen in Kriegsgebieten, die vertrieben werden, die umgeben von Gewalt ums Überleben kämpfen müssen und trotz allem fasten. Der Ramadan macht uns bewusst, dass es Menschen gibt, die ihr Fasten mit Wasser brechen und am Tag darauf das Fasten erneut nur mit Wasser beginnen. An all diese Menschen sollte uns der Ramadan erinnern, weil dies eine Notwendigkeit unserer Geschwisterlichkeit ist. Muslime sind wie ein einziger Körper. Schmerzen in einem Körperteil werden in anderen Körperteilen ebenfalls empfunden. Deshalb dürfen wir nicht die Augen vor dem Leid anderer Menschen verschließen, die es nicht so leicht haben wie wir.



Verehrte Muslime,

wir Muslime geben uns Mühe, im Ramadan mehr Gutes zu tun als sonst. Der Ramadan ist ein Segen sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft. Deshalb sollten vor allem auch arme Menschen an unseren Tischen willkommen sein. Für uns Muslime, die in Europa leben, ist es nicht immer einfach, wirklich arme und hungernde Menschen ausfindig zu machen. Doch können wir mit unseren Spenden viele Bedürftige erreichen.



Mit diesem Ziel hat der IGMG Hilfs- und Sozialverein Hasene eine Ramadan-Kampagne gestartet. Mit ihren Spenden möchte Hasene die Tische der Notleidenden und Bedürftigen decken und den Ramadan als Segen für alle erlebbar machen. Im Rahmen der Kampagne werden während des gesamten Ramadans gemeinsame Iftâr-Essen für syrische Flüchtlinge organisiert. Auf drei Kontinenten, in insgesamt 25 Ländern überall auf der Welt und in 25 Provinzen in der Türkei möchte Hasene den Menschen mit Ramadan-Hilfspaketen eine Freude bereitet.



Liebe Geschwister,

unser Prophet sagte: „Eines ist sicher: Der Fastende verfügt mit dem Bittgebet, das er beim Fastenbrechen spricht, über ein Bittgebet, das niemals abgewiesen, sondern immer angenommen wird.“ (Kutub as-sitte, Hadith 6504). Wer will denn nicht, dass Tausende von Bedürftigen an den Iftar-Tischen Bittgebete für ihn sprechen? Mögen unser Fasten und unsere guten Taten unsere Zeugen im Jenseits (Âhira) sein.

 
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RE: Freitags Khutba

#7 von henout , 21.06.2013 17:20

Barmherzig sein – Barmherzigkeit erfahren


„Den Barmherzigen ist Allah barmherzig. Seid barmherzig gegenüber denen, die auf Erden sind, dann sind auch die im Himmel (Allah und die Engel) euch gegenüber barmherzig.“ (Abû Dâwûd, Adab, 58)

Verehrte Muslime,

unser Prophet Muhammad (s) sagte: „Als Allah die Lebewesen erschuf, schrieb er in sein Buch, das auf seinem Thron ist: ‘Meine Barmherzigkeit ist grösser als mein Zorn.’” (Muslim, Tawba, 14-16) Barmherzigkeit bedeutet, für jedes Lebewesen das Gute zu wollen und ihnen zu helfen. Die Barmherzigkeit (Rahma) Allahs gehört zu seinen schönsten Namen. Seine Namen, die im Koran an mehr als hundert Stellen auftauchen, zeigen uns die unendliche und alles umfassende Barmherzigkeit Allahs.



Rahma ist der Ursprung allen Lebens. Jedes Lebewesen, das auf die Welt kommt, wächst und entwickelt sich durch die Gaben (sing. Nima) Allahs und die Liebe und Barmherzigkeit seiner Eltern. Ohne diese Barmherzigkeit wäre ein Fortbestehen nicht möglich. Im Koran heißt es: „Meine Barmherzigkeit umfasst alle Dinge.“ (Sure Arâf, 7:156) Allah hat den Menschen neben unzähligen Gaben und der Natur auch Bücher und Propheten gesandt, damit sie den rechten Weg finden. Auch das ist ein Zeichen für seine Barmherzigkeit. Über den letzten Propheten, Muhammad (s) heißt es im Koran: „Und wir entsandten dich fürwahr als eine Barmherzigkeit für alle Welt.“ (Sure Anbiyâ, 21:107)



Liebe Geschwister,

„Allah ließ die Barmherzigkeit aus 100 Teilen entstehen, behielt davon 99 Teile bei sich und sandte nur einen Teil davon auf die Erde hinab. Aus diesem Teil üben die Geschöpfe Barmherzigkeit untereinander aus. Dies ist der Fall, wenn etwa eine Pferdestute ihren Huf von ihrem Fohlen hochhebt, damit sie es nicht verletzt!“ (Buhârî, Adab, 19) Aus diesem Hadith geht hervor, dass Barmherzigkeit nicht nur Menschen, sondern alle Lebewesen umfasst. Darüber hinaus wird die für uns unvorstellbare Größe von Allahs Barmherzigkeit deutlich. Barmherzige Menschen tragen einen Teil der göttlichen Barmherzigkeit in sich. Unbarmherzige Menschen haben ihren Anteil von dieser göttlichen Gabe nicht in Anspruch genommen. „Wer nicht barmherzig ist, der findet auch kein Erbarmen.“(Muslim, Fadâil, 66), sagt unser Prophet. In unseren Bittgebeten wenden wir uns an Allah und bitten ihn, und zu jenen zu zählen, die auf direktem Weg ins Paradies kommen. Wir alle wünschen uns, dass uns unsere Sünden vergeben werden und wir nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Nicht wahr? Doch können wir mit derselben Selbstverständlichkeit auch anderen Menschen verzeihen? Und wünschen wir ihnen dasselbe wie uns selbst?



Verehrte Muslime,

angesichts der kommenden Berât-Nacht müssen wir anderen Menschen gegenüber die Barmherzigkeit zeigen, die Allah uns gegenüber zeigt. Unsere Barmherzigkeit muss Muslime, Nichtmuslime und sogar alle anderen Geschöpfe umfassen. „Den Barmherzigen ist Allah barmherzig. Seid barmherzig gegenüber denen, die auf Erden sind, dann sind auch die im Himmel (Allah und die Engel) euch gegenüber barmherzig.“ (Abû Dâwûd, Adab, 58) Und wenn wir zu Allah beten „Du bist verzeihend, du liebst es zu verzeihen, verzeihe auch mir.“ (Tirmizî, Daawât, 84) sollten auch wir die Fehler anderer verzeihen. Wenn andere unsere Rechte missachten, sollten wir ihnen trotzdem verzeihen und das befreiende Gefühl erleben, dass keiner mehr in unserer Schuld liegt. Hoffen wir, dass ein derartiges Verhalten zu Allahs Wohlgefallen und Erbarmen führen wird. Möge uns Allahs auf ewig mit seiner Barmherzigkeit segnen.

 
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RE: Freitags Khutba

#8 von henout , 28.07.2013 16:13

Zakat ist Solidarität



„Und wenn das (Freitags-)Gebet beendet ist, dann zerstreut euch und bemüht euch wieder um Allahs Gaben.“ (Sure Dschum’a, 62:10)

Verehrte Muslime,

zu den Zielen unserer Religion gehören soziale Gleichheit und Gerechtigkeit. In vorislamischer Zeit lebten die Menschen in Mekka in einer Gesellschaft der sozialen und finanziellen Ungleichheit. Es gab verschiedene Formen der Ausbeutung. Zinsen, Glücksspiele, und Gewalttätigkeit waren weit verbreitet. Im Koran werden die Menschen jener Zeit mit folgenden Worten beschrieben: „Wehe einem jeden Verleumder und Nörgler, der ein Vermögen zusammenscharrt und (immer wieder) abzählt im Glauben, dass sein Vermögen ihn unsterblich mache. Keineswegs! Wahrlich, er wird in die Zertrümmernde hinabgestürzt werden. Und was lässt dich wissen, was die Zertrümmernde ist? Das von Allah entfachte Feuer, das bis in die Herzen dringt! Es wird über ihnen zusammenschlagen in langen (Feuer-) Säulen.“ (Sure Humaza, 104:1-9)



Liebe Geschwister,

wenn man diese Vers hört, könnte man denken, Reichtum werde im Islam abgewertet. Doch das ist nicht der Fall. In dem Koranvers „Und wenn das (Freitags-)Gebet beendet ist, dann zerstreut euch und bemüht euch wieder um Allahs Gaben.“ (Sure Dschum’a, 62:10) wird geboten, zu arbeiten und Geld zu verdienen. Was aber nicht gebilligt wird, ist es, Vermögen und Reichtum für Schlechtes und Sinnloses auszugeben. Dies geht aus dem Vers in der Sure Nadschm hervor: „Darum wende dich von dem ab, der sich von unserer Ermahnung abkehrt und nur das irdische Leben begehrt.“ (Sure Nadschm, 53:29)



Verehrte Geschwister,

mit unserem Einkommen sollten wir Muslime unser Leben bestreiten und es ferner für wohltätige Zwecke ausgeben. Das Einkommen soll also für persönliche Bedürfnisse ausgegeben werden. Doch zugleich soll ein Teil davon für wohltätige Zwecke genutzt werden. Das gehört zu Allahs Geboten.

Menschen, die egoistisch handeln und nicht an die Bedürftige denken, werden im Koran wie folgt kritisiert: „Doch nein! Ihr haltet die Waise nicht in Ehren und spornt einander nicht zur Speisung des Armen an und braucht das Erbe (des Unmündigen) auf. Und liebt euer Vermögen maßlos.“ (Sure Fadschr, 89:17-20) Um solchem Verhalten vorzubeugen, hat unsere Religion zwei Regelungen eingeführt. Zum einen wurden Zinseinnahmen beim Kauf und Verkauf verboten, zum anderen wurden die Zakat zur Pflicht gemacht. Auf diese Weise war und ist die Zakat ein Grundstein gesellschaftlicher Solidarität.



Mit der Zakat ermöglicht Allah die Lösung zahlreicher gesellschaftlicher Probleme. In der 1400-jährigen Geschichte des Islams gibt es wunderschöne Beispiele dafür. So gab es Zeiten des Wohlstandes und der gesellschaftlicher Harmonie, in denen man nicht recht wusste, wofür die Zakat ausgegeben werden sollte.



Möge Allah die Zahl der reichen und großzügigen Menschen mehren. Möge er unsere Dienste im Rahmen unseres Zakat und Fitra-Fonds segnen.

 
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RE: Freitags Khutba

#9 von henout , 03.08.2013 19:26

Die Kadr-Nacht schenkt uns Glückseligkeit im Diesseits und im Jenseits



„Wir wünschen, dass die Kadr-Nacht, deren Bedeutung und Segen vom Koran herrühren, uns allen Glückseligkeit im Diesseits und im Jenseits schenkt.” Mit diesen Worten gratulierte der IGMG-Vorsitzende Kemal Ergün allen Muslimen zur Kadr-Nacht. Ergün weiter:

„Die Bedeutung und der Segen der Kadr-Nacht sind auf den Koran zurückzuführen. Eine Sure handelt nur von dieser Nacht. In ihr wird von der Bedeutung der Kadr-Nacht und ihren Vorzügen berichtet. Die Kadr-Nacht, welche uns jedes Jahr erneut mit ihrem Segen umhüllt, hat drei Botschaften für uns.



Erstens begann in dieser Nacht die Herabsendung des Korans, die Quelle der diesseitigen und jenseitigen Glückseligkeit und Leitfaden für das Leben im Diesseits. Die Bedeutung dieser Nacht ist also auf die Tatsache zurückzuführen, dass in ihr die Herabsendung des Korans begann. Der Koran macht die Kadr-Nacht zu einer besonderen Nacht.



Zweitens bietet die Kadr Nacht den Muslimen jedes Jahr eine Gelegenheit, die man im gesamten Leben nur einmal bekommt. In dem Vers „Die Kadr-Nacht ist segenreicher als Tausend Monate“, wird auf diese Besonderheit hingewiesen. In diesem Sinne sollte diese Nacht entsprechend dem Willen Allahs verbracht werden. Wir müssen die Nacht damit verbringen, mit unserer Vergangenheit abzurechnen, unsere Handlungen zu hinterfragen, unsere Fehler einzusehen, Allah um Vergebung unserer Sünden zu bitten und Bittgebete zu sprechen.



Drittens kommt der Engel Dschibril auf die Erde herab, um Frieden und Seligkeit zu bringen. Dass dies jedes Jahr zu Ehren der Herabsendung des Korans aufs Neue geschieht, ist ein Geschenk Allahs.



Doch wir müssen mit Bedauern anmerken, dass auch in diesem Ramadan in den islamischen Ländern Sehnsucht nach Frieden herrscht. Es fließen Blut und Tränen, Menschenrechte werden missachtet. Das menschliche Drama, dessen Zeuge wir werden und von denen auch Kinder und Frauen betroffen sind, betrübt uns sehr und überschattet unsere Ramadan-Freude. Anlässlich der Kadr-Nacht müssen wir an die Armen, Unterdrückten, Notleidenden denken, sie in unsere Gebete einschließen und ihnen auf jede mögliche Weise Hilfe zukommen lassen. Das ist ein Teil der Verantwortung, die wir als Muslime haben.



Möge Allah uns zu jenen zählen, die die Bedeutung dieser Nacht erkennen. Und mögen wir alle das Ramadan-Fest bei guter Gesundheit erleben.“

 
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RE: Freitags Khutba

#10 von henout , 17.08.2013 14:21

Muslime unterstützen einander



„Die Gläubigen sind wie die Organe eines Körpers – in der Liebe, dem Erbarmen und der Barmherzigkeit, die sie gegeneinander zeigen. Wenn ein Organ erkrankt, sind die anderen auch davon betroffen.“ (Buhârî, Adab, 27)

Verehrte Muslime,

Muslime dürfen die Ereignissen in ihrer Umgebung nicht unbeachtet lassen. Allein schon ihr Glaube ruft sie dazu auf, sich einzumischen. Deshalb helfen sie den Bedürftigen, lindern das Leid der Kranken, helfen in Notsituationen und rufen alle anderen Menschen zur Unterstützung auf. Wenn sie Ungerechtigkeiten erkennen, aber nichts dagegen unternehmen können, so sehen sie sich zumindest in der Lage, die Ungerechtigkeit anzuprangern, für die Unterdrückten zu beten und die Ungerechten der Gerechtigkeit Allahs zu überlassen. Unser Prophet sagte: „Wer von euch etwas Schlechtem begegnet, der soll es mit seiner Hand richten. Falls er keine Kraft dafür aufbringen kann, dann soll er es mit seiner Zunge richten. Und wenn er auch das nicht kann, dann soll er es im Herzen verabscheuen. Und das ist die schwächste Stufe des Glaubens.“ (Muslim, Îmân, 78)



Liebe Geschwister,

das ägyptische Volk hat zum ersten Mal in seiner Geschichte in demokratischen Wahlen einen Präsidenten gewählt. Dieser wurde jedoch durch einen Putsch seines Amtes enthoben. Nun werden unsere Geschwister, die völlig friedlich gegen diese Ungerechtigkeit protestieren, ohne Rücksicht auf Kinder und Frauen, getötet. Der Wille des ägyptischen Volkes, ja sein Recht auf ein unversehrtes Leben werden dem Machtwillen geopfert. Die Ereignisse der letzten Tage, die immer noch anhalten, bereiten uns große Sorgen. Die Menschen, die getötet werden, sind unsere Geschwister; wir trauern aus tiefstem Herzen um sie und teilen das Leid der Hinterbliebenen. Dies ist ein Erfordernis der Geschwisterlichkeit. Denn unser Prophet sagte: „Die Gläubigen sind wie die Organe eines Körpers – in der Liebe, dem Erbarmen und der Barmherzigkeit, die sie gegeneinander zeigen. Wenn ein Organ erkrankt, sind die anderen auch davon betroffen.“ (Buhârî, Adab, 27)



Verehrte Muslime,

am Mittwoch haben jene, die sich kein bisschen um die gerechtfertigten Forderungen des Volkes kümmern, ein Massaker angerichtet. Nach diesem Massaker am eigenen Volk dürfte nun deutlich geworden sein, dass die Armee das Land nicht mehr länger regieren kann. Aus diesem Grund muss der rechtmäßig gewählte Präsident Muhammad Mursi sein Amt wieder aufnehmen und somit dem Willen des Volkes Genüge getan werden. Damit nicht noch mehr Menschen sterben, darf sowohl die Weltgemeinschaft als auch die westlichen Staaten nicht tatenlos zusehen und sollten sich darum bemühen, dass in Ägypten wieder Normalität einkehrt. Wir hoffen, dass die Situation in Ägypten bald ein Ende findet und das ägyptische Volk ein Leben in Ruhe und Frieden führen kann.



In diesem Sinne werden wir am kommenden Sonntag nach dem Morgengebet in allen IGMG-Moscheen Bittgebete sprechen - sowohl für unsere Geschwister, die in Ägypten ihr Leben verloren haben als auch alle anderen Muslime Ägyptens, die weiterhin den Gräueltaten ausgesetzt sind. Wir laden alle unsere Geschwister dazu ein, sich uns anzuschließen und für alle Muslime zu beten, die unter Ungerechtigkeit und Unterdrückung zu leiden haben.

 
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RE: Freitags Khutba

#11 von henout , 11.09.2013 12:25

Verschwendung vermeiden



„... Esst und trinkt, aber schweift nicht aus. Siehe, er liebt die Ausschweifenden nicht.“ (Sure Arâf, 7:31)

Verehrte Muslime,

unsere Zeit und unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Und nur wenn wir sie vernünftig nutzen, können wir den Gaben Allahs gerecht werden. Wenn wir aber nicht ausgewogen umgehen mit unserer Zeit, unseren Lebensmitteln, unseren Worten und Taten, dann laufen wir Gefahr, verschwenderisch zu sein. Unsere Religion sagt uns aber, dass wir in jedem Bereich unseres Lebens maßvoll sein sollen. Das gilt natürlich nicht nur für materielle Güter, sondern auch für unsere Worte und Taten. Imam Gazâlî beschreibt Verschwendung folgendermaßen: „In dem Maße auszugeben, was von der Religion, der Tradition und den Menschen als nötig angesehen wird, ist Großzügigkeit. Weniger als das auszugeben ist Geiz und mehr auszugeben ist Verschwendung.“ (Ihyâ Ulûm ad-Dîn, 3/259-260)



Liebe Geschwister,

die Gaben, die Allah für uns Menschen erschaffen hat, wurden uns anvertraut. Er hat sie uns anvertraut, damit wir sie dafür verwenden, seine Zufriedenheit zu erlangen und den Menschen gute Dienste zu erweisen. Unser Maßstab dabei ist der Koranvers: „... Esst und trinkt, aber schweift nicht aus. Siehe, er liebt die Ausschweifenden nicht.“ (Sure Arâf, 7:31)



Um Verschwendung und Maßlosigkeit zu vermeiden müssen wir uns erst einmal bewusst werden, dass zum Beispiel unsere Lebensmittel nicht einfach nur materielle Güter sind. Sie sind Geschenke Allahs. Ein Bewusstsein dafür zu entwickeln und entsprechend zu handeln ist eine der Botschaften des Korans und ein wichtiges Anliegen unseres geliebten Propheten Muhammad (s). Aus diesem Blickwinkel betrachtet, kann Verschwendung auf keinen Fall geduldet werden. Vielmehr ruft uns der Islam dazu auf, unsere Umwelt zu schützen, die Gaben Allahs verantwortungsvoll zu nutzen und gerecht zu sein. Als Muslime sollten wir das Verbotene und Unreine meiden und nur das Erlaubte und Reine suchen, auf Sauberkeit achten, unsere Gesundheit nicht gefährden und in jeder Hinsicht umsichtig handeln.



Wie gewissenhaft unser Prophet in diesen Dingen war, lernen wir aus folgender Überlieferung: Der Gesandte Allahs kam zu Sa’d (r), der für die Gebetswaschung mehr Wasser als nötig benutze. Er fragte: „Was soll diese Verschwendung?“ Sa’d (r) erwiderte: „Kann man auch bei der Gebetswaschung verschwenderisch sein?“ Da antwortete unser Prophet: „Ja, hüte dich vor der Verschwendung, selbst wenn du an einem Fluss stehst.“ (Ibni Mâdscha, Tahâra, 48, 1)



Verehrte Muslime,

Verschwendung ist ein ernstes Thema, für das wir ein Bewusstsein entwickeln müssen. Nur wenn wir gewissenhaft handeln, können wir unseren Kindern und den Menschen in unserer Umgebung ein Vorbild sein. Unser Prophet jedenfalls war uns allen ein gutes Beispiel. Er aß, schlief und sprach nicht mehr als notwendig und verdeutlichte uns so, was es bedeutet ausgewogen zu leben.



Dies sollten wir uns zu Herzen nehmen und praktisch umsetzen. In diesem Sinne könnten wir darauf achten, sparsamer mit Elektrizität und Wasser umzugehen. Dass dies unbedingt notwendig ist, sollten auch unsere Kinder auf diesem Weg lernen. Um zu erkennen, wie verschwenderisch wir manchmal sind, sollten wir mal darauf achten, was und wie viel wir tagtäglich unnötig verschwenden. Möge uns Allah zu seinen maßvollen und verantwortungsbewussten Geschöpfen zählen.

 
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RE: Freitags Khutba

#12 von henout , 11.09.2013 12:26

Dialog statt Vorurteile


„...Helft einander zur Rechtschaffenheit und Gottesfurcht und nicht zur Sünde und Feindschaft. Und fürchtet Allah; siehe, Allah ist streng im Strafen.“ (Sure Mâida, 5:2)

Verehrte Muslime,

der Wunsch, in Frieden zu leben, ist einer der ältesten Wünsche der Menschheit. Gleichzeit gehört er zu den Zielen, die am schwersten erreicht werden können. Das hat viele Gründe; doch einer der wichtigsten ist das Vorhandensein von Vorurteilen. In einem Sprichwort heißt es, man ist der Feind dessen, den man nicht kennt. Vorurteile entstehen, weil man seine Mitmenschen nicht kennt, nicht mit ihnen in Dialog tritt und sie infolgedessen als Fremde ansieht. Als europäische Muslime wissen wir nur zu gut, was Vorurteile sind. Denn leider gibt es immer noch viele Vorurteile, Annahmen und pauschale Urteile bezüglich unserer Religion und uns Muslimen selbst. Anstatt weniger zu werden, nehmen diese mit der Zeit immer weiter zu. Fremden- und Islamfeindlichkeit erschweren unser friedliches Zusammenleben enorm.



Liebe Geschwister,

Trotz dieser düsteren Situation sind wir Muslime verpflichtet, unsere Religion anderen Menschen in bester Weise näher zu bringen und uns so darzustellen wie wir uns selbst sehen. Dazu sollten wir mit unseren Mitmenschen in Dialog treten. Insbesondere mit den Wortführern der Gesellschaft und den Vertretern der Religionen sollten wir ins Gespräch kommen. Während all unserer Bemühungen sollten wir aber natürlich nicht den Dialog mit unseren muslimischen Geschwistern vernachlässigen.



Wenn wir von Dialog sprechen, meinen wir das respektvolle, tolerante und im Guten wetteifernde Miteinander. Dieses Miteinander fördert den gemeinsamen Einsatz für das Gute und die Abkehr von allem Schlechten. In einem Koranvers heißt es: „...Helft einander zur Rechtschaffenheit und Gottesfurcht und nicht zur Sünde und Feindschaft. Und fürchtet Allah; siehe, Allah ist streng im Strafen.“ (Sure Mâida, 5:2)



Verehrte Muslime,

in unserer heutigen Zeit ist es kaum vorstellbar, dass man sich vollkommen abschottet und nur für sich lebt. Die ganze Welt ist miteinander vernetzt; die Menschen sind quasi gezwungen zusammenzuleben. Deshalb ist es auch unsere Aufgabe, uns trotz allen Unterschieden für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit einzusetzen. Das aber ist nicht durch Zwang, sondern nur durch den Dialog machbar.



Natürlich gibt es in überall Menschen mit Vorurteilen, so wie es auch solche gibt, die anderen gegenüber aufgeschlossen sind. Wir sollten zu jenen gehören, die nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sind. Vor allem sollten wir unseren Mitmenschen in Dialog treten und uns gemeinsam mit all unserer Kraft für unsere Gesellschaft einsetzen. Denn wer nicht Teil der Lösung ist, der ist Teil des Problems.

 
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