Salam inchallah gehts und euren lieben allen gut, es sind schöne Geschichten für klein und groß
Geschichten aus dem Koran - Die Leute des Elefanten
Sura Al- Fil - Der Elefant
(offenbart zu Makka)
5 Ayat
Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Hast du nicht gesehen, wie dein Herr mit den Leuten des Elefanten verfahren ist? (1) Hat Er nicht ihre List misslingen lassen (2)
und Vögel in Scharen über sie gesandt (3), die sie mit brennenden Steinen bewarfen (4),
und sie dadurch wie abgefressene Saat gemacht? (5)
Aussprache
Bismillahi-r-rahmani-rahim!
Alam tara kaifa fa3ala rabbuka bi as7abi-l-fil (1) Alam yaj3al kaidahum fi tadlil (2)
Wa arsala 3alaihim tairan ababil (3) Tarmihim bi 7ijaratim-min-sijjil (4)
Sura Al-Fil ( Der Elefant )
Diese Sura behandelt den Fall Abrahas, der mit seinem kraftvollen Heer von Männern mit einem Elefanten kam, um die Kaaba zu zerstören. Vögel am Himmel schlugen diese Armee mit Steinen und brachten ihr Ende. Mit dieser Sura macht Allah den Gesandten Mohamed, Allahs Segen und Friede auf ihm, und die Araber seiner Zeit, unter denen die Botschaft des Islam ja erst entstanden ist, und alle Menschen auf Seine Allmacht im Zusammenhang mit bestimmten Ereignissen in der Geschichte aufmerksam. Ereignisse, die bei den Arabern jener Zeit wohlbekannt und so gravierend waren, dass sie sogar ihre Zeitrechnung danach bestimmten. Denn es war üblich bei den alten Arabern, die geschichtlichen Abläufe im Bezug auf das "
Jahr des Elefanten" zu erwähnen. Für den Islam ist es ein entscheidender Wendepunkt seiner Geschichte, denn nach islamischen Historikern zufolge wird das Jahr des Elefanten auch als das Geburtsjahr des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, angesehen. Und man nimmt an, dass beide Ereignisse, die Errettung der Kaaba, also das Jahr des Elefanten und das Geburtsjahr unseres Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihn, ein Ausdruck für Allahs Allmacht sind. Diese Sure enthält nur fünf Verse, doch sie reichen aus um auf ein gewaltiges Ereignis hinzuweisen. Man bedenke, dass zu dieser Zeit die Menschen Götzen angebetet
haben, und dass Allah der Allmächtige sein Haus ohne die Mitwirkung der Menschen gerettet hat.
Vorwort
Mit der Sura 105 macht Allah (t) Seinen Gesandten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, und die Araber seiner Zeit, unter denen die Botschaft des Islam ja erst entstanden ist, und alle Menschen auf Seine Allmacht im Zusammenhang mit bestimmten Ereignissen in der Geschichte aufmerksam- Ereignisse, die bei den Arabern jener Zeit wohlbekannt und so gravierend waren, dass sie sogar ihre Zeitrechnung danach bestimmten. Denn es war üblich bei den alten Arabern, die geschichtlichen Abläufe in Bezug auf das „Jahr des Elefanten“ zu erwähnen; sie pflegten, ihre Daten vor oder nach „dem Elefanten“ anzugeben, wo wie wir nach
islamischer Zeitrechnung die Zeit vor oder nach der Hijra angeben, weil diese für den
Islam ein entscheidender Wendepunkt seiner Geschichte ist.
In vielen geschichtlichen Werken islamischer Historiker wird das „Jahr des Elefanten“ als das Jahr unseres Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, angegeben, und sie nehmen an, dass Allah (t) diese beiden Ereignisse im Jahr des Elefanten, die Errettung der Ka´ba vor der Zerstörung und die Geburt des Gesandten Allahs, als Ausdruck Seiner Allmacht gelten lässt.
Die Sura enthält nur fünf Verse, und sie sind völlig ausreichend, um auf solch ein gewaltiges Ereignis hinzuweisen; denn die Offenbarung dieser Qur´an-Verse fand statt am Ort jenes Geschehens, in Mekka, und unter den Augenzeugen, den Makkanern, die die Vernichtung des Feindes durch Allahs Macht miterlebt hatten.
Wichtig in der Geschichte ist die Tatsache, dass Allah der Allamächtige Sein Haus ohne die Mitwirkung der Menschen gerettet hat, weil diese zu jener Zeit noch Götzendiener waren und Allah (t) ihnen deshalb die Ehre und den Ruhm eines Sieges nach einem Kampf um Sein Haus nicht geben wollte, damit sie später keinen
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Anspruch auf dieses Heiligtum erheben könnten (vgl. Qur´an 9:17f.)
Nun versetzt eich, meine lieben jungen Leser, zurück in das Jahr 53 vor der Hijra
/571 nach Jesus, um die spannende Geschichte an ihrem Schauplatz auf der Arabischen Halbinsel zu beobachten, und wenn ihr von eurem geistigen Ausflug zurückkehrt, werdet ihr bestimmt verstehen, warum Allah (t), unser Schöpfer, Seinem Gesandten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, im Qur´an (Sura 9) befahl, Sein Haus in Makka und seine Umgebung ein für allemal vom Unglauben und vor der Vielgötterei zu reinigen und diese zum Sperrgebiet für die „Kuffar, Ungläubigen“ zu erklären.
Der Traum des Königs
Unter den Fürsten und Königen, die den Yemen beherrschten, war auch Rabi3a Ibn Nasr, ein Abkomme des Ka7lan Ibn Saba´. Seine Herrschaft begann nach dem Einsturz des Staudamms vor Ma´rib, den König Saba´ Ibn Ya3rub Ibn Qa7tan errichtet hatte, um das Regenwasser für die Bewässerung des fruchtbaren Ackerlandes in den verschiedenen Gegenden des Yemen aufzufangen.
Jahrhundertelang hatte der Damm diesen Zweck erfüllt, bis Allah (t) es wollte, dass er einstürzte. Mit dem Ende jenes Ma´rib- Staudammes zerstreuten sich die Stämme des Yemen in alle Himmelsrichtungen: Einige wanderten in verschiedene Gegenden der Arabischen Halbinsel aus, andere blieben, wo sie waren. Und damals begann die Herrschaft von Rabi3a Ibn Nasr. Eines Nachts hatte Rabi3a einen Traum, der ihn in Schrecken und Furcht versetzte und ihn mit angstvollem Herzen auffahren ließ. In jener Nacht blieb der König wach, er konnte keinen Schlaf mehr finden. Unruhig wälzte er sich von einer Seite au die anderen, bis das Licht des Morgens anbrach.
Dann schickte er die Mannen seines Palastes los, um ihm alle Wahrsager, Traumdeuter und Priester herbeizuschaffen. Und im Nu erschienen die Wahrsager, die Traumdeuter und Priester, die in der Stadt waren, vor dem König, und dieser sprach zu ihnen:
„Ich möchte, dass ihr mir einen Traum deutet, den ich heute Nacht gesehen habe, und der mich bestürzt und erschreckt hat!“ „Wie du befiehlst, unser Herr“, sagten sie,
„erzähle uns doch deinen Traum, dann deuten wir ihn dir und legen ihn dir aus.“
Der König aber antwortete: „Wenn ich euch berichtete, dann könnte ich eurer Deutung und Auslegung nicht trauen. Nur wer den Traum kennt, bevor ich ihn erzählt habe, der weiß auch seine Deutung!“
Verwirrt von dem, was der König gesagt hatte, sahen sich die Wahrsager, Traumdeuter und Priester an. Wie sollten sie die Deutung eines Traumes kennen, denen Inhalt sie nicht kannten, von dessen Gegendtand sie nicht einmal erfahren
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hatten! Für eine Weile herrschte Schweigen, und jeder von ihnen überdachte die
Sache für sich.
Schließlich meinten einige der Priester: „Was du wissen willst, o König, können nur die beiden Priester Schaqq und Satih kennen. Denn was die Priesterweisheit angeht, so sind die die Kundigsten des Yemen, wenn nicht sogar der ganzen Erde. Sie sind es, die dein Anliegen erfüllen werden und dir das mitteilen werden, was du über den Traum und seine Deutung zu wissen wünschst.“ Da sprach der König: „Gut, dann
holt mir diese beiden Priester Schaqq und Satih!“ Er erließ den Befehl, die beiden Priester herbeizurufen, und sogleich zogen Boten in alle Himmelsrichtungen, um die beiden zu suchen.
Satih deutet den Traum
Es dauerte nicht lange, bis die Boten Satih herbeibrachten. Als er nun vor dem König erschien, sagte dieser zu ihm:
„Ich hatte einen Traum, der mich erschreckte und erschütterte und mir den Schlaf raubte. Erzähle du ihn mir! Denn wenn du ihn richtig triffst, dann trifft auch deine Auslegung zu.“
„Jawohl!“, antwortete Satih, „ich werde ihn dir erzählen: du hast, o König, eine Glut gesehen, die von einem Land der Frevler ausging und in das Land Tuhama, das Gebiet am Meer, stürzte und dort alles auffraß.“
Erleichterung zeigte sich auf dem Gesicht des Königs. „Ja!“, sagte er zu Satih, „das war mein Traum, du hast in nichts gefehlt, Satih. Wie kannst du ihn nun deuten?“
Satih antwortete: „Ich schwöre bei den Schlagen, die sich zwischen den beiden Gebirgen befinden: Wahrlich, in euer Land werden die Abessinier einfallen und die zwei auseinander liegenden Gebiete zwischen Abain und Dschurasch unterwerfen.“
Beklommen sagte der König: „Bei deinem Vater, Satih, muss einen das nicht peinigen und erzürnen? Sag mir, wann wird dies sein, zu meiner Zeit oder nach mir? Antwortete Satih, „mehr als sechzig, siebzig Jahre werden vergehen.“
Da fragte der König Satih: „Wird denn die Herrschaft bei den Abessiniern bleiben, oder wird sie unterbrochen?“
„Nein!“, antwortete Satih, „nach ein paarundsiebzig Jahren wird sie zu Ende gehen, dann wird man sie niedermachen, und sie werden fliehend das Land verlassen.“
„Und wer wird den Kampf gegen sie und ihre Vertreibung übernehmen?“
„Ein Junge, ein Abkömmling des Dhu Yazan“, antwortete Satih. „Von 3adan der wird er gegen sie ziehen. Und keinen von ihnen wird man im Yemen lassen.“
„Wird seine Herrschaft dann andauern?“ fragte der König.
„Nein!“, sagte Satih, „sie wird zu Ende gehen.“
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Der König fragte: „Wer wird sie beenden?“
„Ein kluger Prophet, dem die Eingebung vom Allerhöchsten zugeht“, war Satihs
Antwort.
„Und von wem kommt dieser Prophet?“
„Vom Galib Ibn Fihr Ibn Malik Ibn An-Nadir stammt dieser Mann ab, bei dessen
Leuten die Herrschaft bis and Ende der Zeit bleiben wird“, sagte Satih. Und da fragte der König: „Hat denn die Zeit ein Ende?“
„Ja!“, antwortete Satih, „ihr Ende wird ein Tag sein, an dem die Ersten und die Letzten vereint sein werden, ein Tag an dem die Rechtschaffenen glücklich und die Übeltäter elend sein werden.“
„Ist das wahr, was du mir da verkündest, Satih?“
„Ja, bei der Morgendämmerung und dem Abendrot, was ich dir mitgeteilt habe, ist wirklich wahr.“
Die Traumdeutung von Schaqq
Damit wandte sich Satih vom König ab, und Schaqq trat nun an deine Stelle. Ihn fragte der König dasselbe, was er zuvor Satih über seinen Traum gefragt hatte, ohne ihn wissen zu lassen, was Satih ihm mitgeteilt hatte.
Schaqq sagte: „O König, du hast im Traum eine Glut gesehen, die aus einem Land von Frevlern hervorbrach, sich zwischen Gärten und Hügel stürzte und alles, was Atem hat, auffraß.“
Der König war verblüfft, wie sehr die beiden Aussagen der Priester übereinstimmten. Er wunderte sich, dass jeder der beiden für dich allein das Wesen und die Wahrheit seines Traumes gewusst hatte und er fragte Schaqq nach der Deutung seines Traumes. Die Antwort Schaqqs wich in nichts von dem ab, was Satih gesagt hatte. Der König hatte nun keinen Zweifel mehr an der Wahrheit seines Traumes, davon, dass die Abessinier eines Tages das Rote Meer überqueren würden, um den Yemen zu besetzen und zu beherrschen, um seine Könige gefangen zu nehmen und das Volk zu unterjochen.
Der König überlegte sich, was er tun sollte. Es war ihm zwar klar, dass jener Tag, an dem all dies eintreten würde, was ihm die beiden Priester angekündigt hatten, noch weit entfernt von seinen Tagen läge. Aber wenn man ihm selbst auch nichts mehr zufügen konnte, so könnte es doch seine Kinder und Nachkommen treffen. Die Abessinier würden sie gefangen nehmen und versklaven. Wie sollte er das Leben seiner Kinder und Enkel sichern? Und was konnte er für das Volk tun?
Tage und Nächte beschäftigte König Rabi3a Ibn Nasr nur dieser eine Gedanke: Wie konnte er den Einfall der Abessinier in den Yemen umgehen? Schließlich fand er,
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dass seine Kinder und Enkelkinder an einen fernen Ort zu schicken, wo sie Zuflucht fänden und sich eine neue Wohnstätte aufbauen könnten. So versorgte er alle Mitglieder seines Hauses mit dem, was sie brauchten und was ihnen auf dem Weg und in der Fremde nützen könnte, und schickte sie in den Iraq. Er schrieb ihretwegen an einen persischen König mit Namen Sabur Ibn Churzad und befahl sie seiner
Obhut an. Und als sie bei Sabur ankamen, ließ er sie sich in Al-Hira im Iraq ansiedeln.
Die Abessinier überfallen den Yemen
Und es verging nicht viel Zeit, bis die Bemühungen Daus´ von Erfolg gekrönt wurden und die abessinischen Soldaten, mit Kriegsgerät gerüstet, die Schiffe bestiegen, die der römische Kaiser geschickt hatte. So segelten sie über das Rote Meer, um den Yemen zu überfallen und zu besetzen.Weder ahnten die Yemeniten, was sich über ihnen zusammenbrauchte, noch spürte Dhu Nuwas etwas von dem, was sich im Verborgenen gegen ihn tat. Sie wurden es erst gewahr, als die Abessinier an der Küste des Yemen wie Heuschreckenschwärme einfielen, mit einem großen schwarzen Führer an ihrer Spitze, den sie Aryat nannten. Schrecken breitete sich unter den Yemeniten aus, und wer konnte, versuchte, vor dem vordringenden abessinischen Heer zu fliehen. Auch Dhu Nuwas war verwirrt. In aller Eile ließ er alle Stammesführer holen und befahl ihnen, weitere Männer als Krieger zu schicken, um sein Heer zu vergrößern und so viel Kriegsgerät wie möglich herbeizuschaffen.
Dann machte er sich an der Spitze seines Heeres auf, um die Eindringlinge zurückzuschlagen. Er war von unguten Vorahnungen erfüllt; er wusste, dass sein Heer in der Eile nur ungenügend vorbereitet war und einem zahlenmäßig überlegenen, gut ausgerüsteten Heer gegenüberstehen würde. Immer wieder versuchte er, mit glühenden Worten seine Männer anzufeuern, aber er fühlte, dass die Überraschung durch den unerwarteten Angriff ihre Wirkung auf die Männer bereits getan hatte.
Und so kam es, wie Dhu Nuwas es befürchtet hatte: Das yemenitische Heer wurde von den Abessiniern schnell geschlagen, und in heilloser Flucht wich es zurück. Als Dhu Nuwas sah, wie die Abessinier seine Soldaten niedermetzelten, konnte er sich vorstellen, was mit ihm geschehen würde, falls er lebend in die Hände der Abessinier fiele, und was der Bevölkerung bevorstand.
„Das ist das Ende“, durchfuhr es ihn, „es ist vorbei.“ Noch einmal ließ er seinen Blick über das Schlachtfeld schweifen, das einen schaurigen Anblick bot, und das Siegesgeschrei der Abessinier gellte wie Hohngelächter in seinen Ohren. Dann riss er sein Pferd herum und stieß ihm die Sporen in die Seiten. Wie ein Pfeil trug es ihn zum Meer und stürzte sich mit ihm in das seichte Wasser. Noch einmal schlug Dhu
Nuwas auf sein Pferd ein – es bäumte sich auf und drang mit ihm weiter ins Meer vor, wo die Wogen beide verschlangen. Das war das Ende von Dhu Nuwas, und sein Tod war auch das Ende des Herrschergeschlechts der Banu Himyar und ihrer Könige.
Aryat herrscht über den Yemen
Aryat drang mit seinen Soldaten in den Yemen ein und besetzte ihn im Namen des Negus von Abessinien. Viele Gebäude riss er nieder, auch die berühmten Burgen der Könige, darunter die Burg Gamdan. Diejenigen, die darin Zuflucht gefunden hatten, schleppte er hinaus. Er nahm die Söhne der Könige und die bedeutenden
Männer der Banu Himyar gefangen und sandte ein Drittel dieser Gefangenen an den König der Abessinier. Das hatte er ihm versprochen, sobald der Überfall gelungen wäre und er den Yemen fest in der Hand hätte.
So überfielen die Abessinier den Yemen, und so bewahrheitete sich nach langen Jahren der Traum des Königs Rabi3a Ibn Nasr, und die Prophezeiung der beiden Priester Schaqq und Satih war nun Wirklichkeit geworden.
Aryat und Abraha im Zweikampf
Lange Jahre blieb Aryat der Herrscher des Yemen, und in dieser Zeit bekam der Yemen das Joch der Besetzung und die Bitterkeit der Gefangenschaft zu spüren. Doch dann geschah etwas Unerhörtes: Abraha, der unter Aryats Befehl einen Teil der abessinischen Soldaten angeführt hatte, machte Aryat die Herrschaft über den Yemen streitig, und die Soldaten unter seinem Befehl folgten ihm. So spaltete sich das Heer in zwei Lager, eines, das hinter Abraha stand, und eines, das Aryat unterstützte.
Wegen dieser Spaltung des Heeres blieb kein anderer Ausweg, als dass das eine Lager wich und mit ihm die Herrschaft eines der beiden Führer. Deshalb gingen schließlich die beiden Lager zum Kampf aufeinander los. Jeder wusste, dass es ein Kampf auf Leben und Tod sein würde. Mit ihren Führern an der Spitze trafen die beiden Lager aufeinander. Als sich die beiden Anführer gegenüberstanden, ließ Abraha Aryat sagen:
„Aryat, besinne sich! Wenn wir die Soldaten aufeinander stoßen lassen, vernichten wir damit sinnlos die Soldaten Abessiniens. Es geht nur um uns beide – einer von uns beiden muss sterben. Tritt du mir gegenüber, dann trete auch ich dir allein gegenüber! Wer von uns beiden seinen Kameraden erschlägt, der soll der Anführer der gesamten Soldaten und der Herrscher des Yemen einverstanden, und beide ließen ihre Soldaten einen Halbkreis hinter sich bilden.“
Es herrschte Totenstille, und gebannt hingen die Blicke der Soldaten an ihrem jeweiligen Führer. Sie wussten, dass beide unerschrockene erfahrene Krieger waren. Wer von beiden würde wohl gewinnen?
Aryat war ein großer, stattlicher Mann, während Abraha von kurzer, stämmiger Natur war. Mit dem Rücken zu den eigenen Soldaten, eine Lanze in der Hand, um den Gegner zu treffen, stehen sich die beiden nun gegenüber, jeder bis zur letzten Faser angespannt, und jeder wartet auf eine winzige Unachtsamkeit des anderen – da reißt Aryat seine Lanze hoch, wie ein Pfeil zischt sie durch die Luft und trifft Abrahas Stirn, gleitet hinab, spaltet seine Augenbraue und sein Auge, die Nase und die Lippen – Abraha taumelt, stürzt zu Boden.
„Ich habe es geschafft“, durchzuckt es Aryat, „Ich habe meine Macht zurückgewonnen!“
Und zu spät, um noch auszuweichen zu können, erkennt er den Speer, der auf ihn zurast und sein Herz durchbohrt. Atwada, ein Bursche Abrahas, hat ihn geworfen; er hatte sich hinter seinem Herrn niedergekauert, um ihm notfalls zu Hilfe kommen zu können.
Tödlich getroffen sinkt Aryat zu Boden.
„Ich, ich, Atwada, habe Aryat getötet!“, durchbricht ein Ruf die beklommene Stille, und dann greift Unruhe unter den Männern um sich.
Die Nächststehenden stürzen zu Aryat, um ihm zu helfen, aber zu spät – ihr Anführer ist tot. Doch was ist mit Abraha? Haben sich ihre Führer gegenseitig getötet? Taumelnd, gestützt auf einige Männer, erhob sich Abraha, und lauter Jubel brach
nun unter seinen Anhängern aus. Aber sein zerschmettertes Gesicht bot einen so grauenhaften Anblick, dass selbst diese harten Männer vermeiden, ihm ins Gesicht zu schauen.
Mit stockender Stimme wandte sich Abraha zu Atwada und sagte:
„Atwasa, wenn du nun…Aryat getötet hast, … so bleibt uns nichts, als …das Blutgeld zu zahlen. Du hast mir… einen sehr großen Dienst erwiesen. Verlange dafür von mir, was du willst, … ich werde es dir erfüllen!“
Abraha, der neue Herrscher
Aryats Soldaten schlossen sich Abrahas Soldaten an, worüber sich Abraha sehr freute. Denn er meinte, dass ihm nun die Herrschaft über den Yemen unstreitig sei. Aber der Negus war sehr zornig auf Abraha, als ihn die Nachricht erreichte, dass dieser seinen Statthalter Aryat getötet habe. Er tobte und wütete und schwor, dass er sich durch nichts abhalten lassen und nichts eher ruhen würde, bis er seinen Fuß auf die Erde des Yemen gesetzt und Abraha das Stirnhaar geschoren hätte.
Die Nachricht vom Schwur des Negus brachte Abraha keineswegs aus der Fassung, denn er hatte sofort einen Einfall: Er schor sich sein gesamtes Kopfhaar und wickelte es in ein Tuch, dann brachte er sich eine Wunde am Finger bei und füllte ein Fläschchen mit seinem Blut und schließlich einen Sack mit yemenitischer Erde.
Diese seltsame Gabe schickte er durch einen Boten an den Negus von Abessinien und ließ ihm in einem Brief mitteilen:
„O Negus, ich entbiete dir meine Grüße und versichere dich meiner tiefsten Ergebenheit. Zürne nicht über mich; denn wenn Aryat den Diener war – ich bin es ebenso. Um deiner Sache willen sind wir aneinander geraten, und jeder von uns beiden war dir dabei gehorsam. Nur war ich stärker als er darin, den Yemen zu regieren, und ich hatte die Führung besser in der Hand als er. Hier habe ich nun meinen Kopf geschoren und mein Blut fließen lassen, als ich von deinem Schwur hörte. Ich schicke dir auch Erde aus dem Yemen, damit du sie unter deine Füße legst. So kannst du, o König, deinem Schwur Genüge tun und vor ihm entbunden werden, indem du deinen Fuß auf yemenitische Erde setzt.“
Der Negus gab sich damit zufrieden; denn diese List Abrahas und seine kluge Politik gefielen ihm. So ließ er ihm ausrichten:
„Festige deine Statthalterschaft im Yemen, bis ich dir weitere Befehle sende!“
Da konnte Abraha gewiss sein, dass sich deine Lage geklärt hatte, und beruhigt wandte er sich der Verwaltung des Yemen zu, den er zum Wohl und Nutzen Abessiniens und des Christentums regierte.
Der Plan gegen Makka
Nun bemerkte Abraha, dass die Yemeniten sich in regelmäßigen Abständen zu einer Reise rüsteten und in großen Karawanen aufbrachen, denen sich unterwegs noch viele Araber aus verschiedenen Stämmen anschlossen, und alle waren versorgt mit genug Vorrat für eine lange Reise.
Eines Tages fragte er: „Wohin gehen eigentlich diese Leute?“
„Sie pilgern zum Haus Allahs nach Makka“, antwortete man ihm.
„So, so – zum Hause Allahs“, murmelte Abraha. „Und woraus ist dieses Haus gebaut?“, wollte er nun wissen.
„Aus Stein, aus gewöhnlichem, nackten Stein? Oder aus bedeckten Steinen?“ fragte er weiter.
Man antwortete ihm: „Aus Steinen mit Wasail – das sind gestreifte Stoffbahnen, wie sie im Yemen gewebt werden und von dort als Bezug versandt werden, seitdem einer der früheren Könige des Yemen befohlen hatte, sie nach Makka zu schicken und das Haus Allahs damit zu beziehen. Dieser König nämlich, Tubban Asad Abu Karib, hatte im Traum gesehen, dass er die Ka3ba bedecken sollte.“
Abraha dachte nach über das, was er gehört hatte, und sagte dann:
„Bei Messias, ich werde euch ein besseres Haus bauen als das!“
Diese Angelegenheit beschäftigte Abraha von nun an ständig – kein anderer Gedanke kam ihm beim Wachen und Schlafen in den Sinn als der, auf den Bau eines Hauses hinzuarbeiten, mit dem er alle, Yemeniten und Araber, von der Pilgerfahrt nach Makka abbringen könnte.
So schrieb er an den römischen Kaiser und teilte ihm mit, dass er eine Kirche in San3aa bauen wolle, deren Wirkung und Ruhm über die Zeiten hin bleiben sollten und fragte ihn, ob er ihm nicht dabei helfen könne. Daraufhin sandte ihm der Kaiser Bauleute und Handwerker, versorgte ihn mit vielen Baustoffen und schickte ihm auch seltene Rohstoffe wie Marmor und Mosaiksteinchen.
Mit aller Kraft gingen die Bauleute an den Bau der Kirche; sie ließen sich kunstvolle Entwürfe einfallen, und die Handwerker wetteiferten darin, sie zu verschönern und auszuschmücken. Verschiedenfarbige Marmorsäulen wurden in Reihen angeordnet, goldene Kreuze errichtet, der Boden wurde mit Marmor und Mosaik ausgelegt, die Decken mit Malereien ausgeschmückt, die Wände mit Goldwasser überzogen und mit den Saphirperlen und Edelsteinen ausgelegt, die man aus den verschiedenen Palästen und Burgen des Yemen herbeigeschafft hatte. Darunter war auch das
kostbare und seltene Juwel, das den Thron der Königin Bilqis, der Königin con Saba´, geziert hatte, jenes Juwel, dessen Kostbarkeit und Herrlichkeit schon sprichwörtlich war und das von einem König des Yemen auf den anderen vererbt wurde, bis es
dann sein Schicksal wurde, dass mit ihm die Al-Qulais-Kirche ausgestattet wurde, die
Abraha nun baute.
Und schließlich brachte Abraha zustande, was er gewollt hatte: der Bau der Al-
Qulais-Kirche wurde vollendet, einer Kirche, die bis zu jener Zeit auf der ganzen Erde nicht ihresgleichen hatte. Dann sandte Abraha an den König der Abessinier ein Schreiben, in dem er ihm mitteilte:
„Ich habe dir eine Kirche gebaut, wie noch nie eine ihresgleichen für einen König gebaut worden ist. Und ich ruhe nicht eher, bis ich die Pilgerzüge der Araber zu ihr hin gelenkt habe.“
Der Zorn der Araber
Der Inhalt dieses Briefes von Abraha an den Negus der Abessinier kam den Arabern zu Ohren; sie besprachen ihn und gaben sich seine Nachricht gegenseitig weiter. Viele von ihnen gerieten in Zorn darüber, waren erbittert und erbost.
Ein Mann aber – er war ein Araber vom Stamm der Banu Kinana beließ es nicht dabei: Er reiste in den Yemen, schlich sich nachts in die Kirche, beschmutzte sie mit seinem Kot und verunreinigte sie mit Kadavern und Unrat. Darauf verschwand er wieder in sein Land.
Am Morgen sahen die Türhüter der Kirche, was der arabische Mann angerichtet hatte, und sogleich setzten sie Abraha davon in Kenntnis. Er wütete und zürnte und forderte, dass man sofort herausfinden sollte, wer diese abscheuliche Tat begangen hätte. Da bekam er die Nachricht:
„Ein Araber von den Banu Kinana war der Täter. Er zürnte, als er hörte, du habest gesagt, du werdest die Pilgerzüge der Araber von ihrem Haus, zu dem sie pilgern, abwenden und auf das Haus hinlenken, das du errichtet hast. So kam er hierher und verunreinigte die Kirche, wie um damit zu sagen: Dieses Haus ist der Wallfahrt und des Pilgerzugs nicht würdig!“
Über dieses Ereignis ärgerte sich Abraha so sehr, dass man es nicht beschreiben kann. Hatte er denn deswegen eine Kirche für Al-Qulais gebaut, wie ihresgleichen zuvor noch keine gebaut worden war, und sie mit teuren Perlen und kostbaren Juwelen geschmückt, brannten deswegen Tag für Tag Moschus und Amber für eine hohe Summe Geld in ihren Standleuchtern, hatte er deswegen eigens für sie
Türhüter und Diener eingesetzt, damit so ein grober, ungebildeter Araber daher käme und ihren Wert herabsetzte mit dem Ziel, dass sich die Leute voll Verachtung und voll Hohn über ihren Bau von ihr abwenden sollten? Nein das durfte nicht sein!
Abraha trifft Kriegsvorbereitungen
Weit und breit im Lande ließ Abraha verkünden, dass nur noch zur Al-Qulais-Kirche Wallfahrten durchgeführt werden dürfen. Darauf sandte er zu den Kinaniten einen seiner einheimischen Verwalter, Ibn Chuzai, den er über einige arabische Stämme eingesetzt hatte. Er sollte sie zur Pilgerfahrt nach Al-Qulais aufrufen.
Die Reaktion der Kinaniten darauf war, dass sie einen Mann namens Urwa Ibn Hiyad losschickten, der einen tödlichen Pfeil auf Ibn Chuzai abschossen. Da ging Abraha die Geduld aus – für Nachsicht und Güte war nun kein Platz mehr.
Er schrie:
„Das Haus der Araber, zu dem sie pilgern, muss zerstört werden! Niedergerissen und vernichtet muss es werden!“
Den Negus von Abessinien ließ er von dem, was er zu tun beabsichtigte, benachrichtigen, und er ließ ihm sagen:
„Sende mir deinen Elefanten, den Mahmud, damit mir durch ihn Sieg und Triumph zuteil werden!“
Die Antwort des Negus darauf war: „Tue, was du zu tun beabsichtigst. Die Sache ist dir überlassen!“
Dann schickte der Negus ihm seinen großen, mächtigen Elefanten, der Mahmud genannt wurde. Ihn schätzte der Negus sehr; denn ihn ritt er in den Kriegen, in denen ihm der Sieg zugefallen war. Der König begnügte sich aber nicht damit, allein den Elefanten zu schicken, sondern sandte auch eine große Zahl von kriegsgeübten abessinischen Soldaten. Währenddessen traf Abraha große Vorbereitungen, um
nach Makka zu ziehen. Ein gewaltiges Heer von Abessiniern stellte er dazu auf, das er mit allem Kriegsgerät ausrüstete.
Dann zog er, zusammen mit dem Elefanten Mahmud an der Spitze, in Richtung
Norden, um Makka zu erobern und die Ka3ba zu zerstören: Allahs heiliges Haus!
Der Widerstand gegen Abraha
Als die Stämme des Yemen und zahlreiche Stämme der Araber vom Vorhaben Abrahas erfuhren, bedrückte es sie sehr, dass ihr Wallfahrtsort und das Haus ihrer Pilgerfahrt zerstört werden sollten. In aller Eile riefen sie ihre Männer und Jünglinge zusammen, um ein Heer aufzustellen und damit Abraha entgegenzutreten und seinen Vormarsch aufzuhalten.
Dhu Nafr, ein yemenitischer Edelmann aus königlichem Geschlecht, zog inmitten einer Schar aus seinem Volke Abraha entgegen, und viele andere Stämme der
Araber schlossen sich ihnen an. Sie versperrten Abraha den Weg, bestürmten ihn mit ihren Lanzen und beschossen ihn mit ihren Pfeilen. Das Heer Abrahas aber schlug zurück, und es kam zu einer erbitterten Schlacht zwischen den beiden Heeren. Schließlich siegte das Heer Abrahas dank der Vielzahl seiner Krieger und der Überlegenheit seiner Ausrüstung. Dhu Nafr wurde gefesselt zu Abraha gebracht, und dieser befahl, ihn zu töten. Dhu Nafr aber bat um sein Leben und sagte zu Abraha:
„O König, tötet mich nicht! Denn es könnte sein, dass dir mein Leben mehr nützt als mein Tod.“
Daraufhin verschonte ihn Abraha und gab Befehl, ihn in Ketten zu legen und auf dem
Kriegszug mitzuführen.
Abraha zog nun mit seinem Heer weiter nach Norden, in der Annahme, dass das, was dem Heer Dhu Nafrs zugestoßen war, für alle anderen Stämme der Araber eine Lehre sein müsse und dass es keiner von ihnen mehr wagen würde, sich ihm in den Weg zu stellen und seinen Vormarsch aufzuhalten.
Die Stämme der Araber jedoch, an denen Abraha auf seinem Marsch vorüberkam, erkannten sehr wohl, dass der Krieg zur Verteidigung des Hauses ihrer Pilgerfahrt unvermeidlich war und dass es keinen anderen Weg hab, als sich dem Heer Abrahas entgegenzustellen. Es erschien ihnen ungeheuerlich, dass Abraha seinen Entschluss wahr machen könnte, und die Männer sagten zueinander:
„Können wir es zulassen, dass Abraha, dieser abessinische Fremdling, unsere Ka3ba, das Haus unserer Pilgerfahrt, zerstört? Das darf nicht geschehen!“ Daraufhin rückten unter dem Anführer Nufail Ibn Habib die Schahran und die Nahis
vom Stamm der Khatham aus, um gegen Abraha zu kämpfen. Doch stieß den beiden Stämmen dasselbe zu, was zuvor den Stämmen des Yemen widerfahren war, und Nufail ereilte dasselbe Schicksal wie Dhu Nafr. Nufail jedoch gelobte Abraha Gehorsam mit den Worten:
„O Abraha, töte mich nicht; denn ich will dein Führer im Lande der Araber sein, und diese meine beiden Hände reiche ich dir zum Zeichen dafür, dass dein Wort mir Befehl sein soll!“
So zog Abraha weiter, begleitet von einem Führer, der ihm den Weg in der Wüste der
Araber wies, bis das Heer kurz vor Taif stand.
Abraha in Taif
Da erfasste die Bewohner von Taif Furcht und heftiger Schrecken, denn sie dachten, dass Abraha gekommen sei, um ihren Tempel, der nach der Göttin Al-Lat benannt
war, zu zerstören, sowie er auch die Ka3ba zerstören wollte; sie waren Götzendiener, nämlich Verehrer und Anbeter der Göttin Al-Lat. Und viele Araber unternahmen eine Pilgerfahrt zu diesem Tempel, so wie sie auch zur Ka3ba zu pilgern pflegten.
Die Leute von Taif schickten eine Abordnung zu Abraha und flehten ihn an, ihr Al-Lat geweihtes Haus nicht zu zerstören, und sagten:
„O Abraha, unser Al-Lat geweihtes Haus ist nicht das Haus, das du suchst; was du suchst, das ist das Haus in Makka!“
Sa fragte Abraha: „Ist Makka weit entfernt von hier?“
Sie antworteten: „Einige Tagesreise, wir werden dir jemanden zu deinen Diensten zur
Verfügung stellen, der sich dorthin führen kann!“
Damit war Abraha einverstanden, und zufrieden verließ er Taif; dessen Bewohner von den Stämmen der Thaqif überließen ihm einen Mann namens Abu Righal, der ihm als Führer nach Makka dienen sollte.
Abu Righal begleitete nun die Abessinier Abrahas und zog mit ihnen, bis er sie in Al- Mughammis lagern ließ, einem Ort, der nicht mehr weit von Makka entfernt liegt.
Abraha steht vor Makka
In Al-Mughammis starb Abu Righal plötzlich und wurde auch dort von den Abessiniern begraben. Vor diesem Ort aus schickte Abraha einen seiner Abessinier mit Namen Al-Aswas Ibn Maqsud an der Spitze einer kleinen Heeresabteilung als Kundschafter los, und Al-Aswad führte seine Abteilung bis an das Tal von Makka, In der dortigen Ebene traf er auf Hirten, die Schafe hüteten und die Kamele ihrer Herren von den Tihama und den Vornehmen der Quraisch weiden ließen. Er stürzte sich mit seinen Männern auf das Vieh und erbeutete davon, was ihm in die Hände fiel, darunter auch zweihundert Kamele von Abdul-Muttalib Ibn Haschim, Großvater väterlicherseits des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, dem damaligen Oberhaupt und Anführer der Quraisch.
Voller Schrecken flüchteten die Hirten zum Berg Safa und suchten Hilfe bei ihren
Gebietern und Dienstherren; laut riefen sie:
„O Herr! O schlimmer Morgen! Die schwarzen Krähen sind in der Frühe über unser
Hab und Gut hergefallen und haben die Quellen unseres Lebensunterhaltes besetzt!“
Auf das Geschrei der Hirten hin kamen die Männer der Quraisch, der Kinana und der Hudhail herbei, um zu erkunden, was denn geschehen sei. Auf diese Weise erfuhren sie, dass das Heer Abrahas, des Abessiniers, in ihrer Nachbarschaft Halt gemacht hatte und in ihrer Nähe lagerte und sich nicht damit begnügen würde, über ihren Besitz herzufallen, sondern vielmehr auch mit der Absicht gekommen war, ihre Ka3ba, das Haus ihrer Pilgerfahrt, zu zerstören.
Da ergriff die Männer von Makka jäher Zorn, und sie beschlossen in wildem Eifer, die Ka3ba, ihre Stadt und ihren Besitz zu verteidigen und diesen Trupp Soldaten, der ihr Vieh überfallen hatte, zurückzuholen. Aber dann erfasste sie Mutlosigkeit, und voller Kummer begriffen sie, dass sie es nicht mit diesen Männern aufnehmen und keinen Kampf riskieren konnten; denn sie hatten erkannt, dass hinter diesem Trupp
Soldaten ein großes, gewaltiges Heer stand, kampfbereit und wohlausgerüstet mit Waffen und Kriegsmaterial! Die Männer waren bestürzt. Was sollten sie tun? Wie sollten sie reagieren?
Abraha schickt nach Abdul-Muttalib
Al- Aswad, der abessinische Kundschafter, was inzwischen mit der Beute seines Überfalls zu Abraha zurückgekehrt, dazu gehörten auch Nachrichten über die Bewohner von Makka, deren Vieh und deren Besitz. Nun ließ Abraha einen klugen Mann, den Himyariten Hunata, zu sich rufen; dieser gehörte zu seiner yemenitischen Begleitmannschaft, und zwar zu denen, die ihm als Dolmetscher dienten zwischen ihm und den Bewohnern der Orte, durch die er zog.
Er sagte zu ihm: „Hunata, reise nach Makka, geh hinein und frage nach dem Scherifen, dem Oberhaupt von Makka. Sage ihm: „Abraha ist nicht gekommen, um Krieg gegen euch zu führen; er ist vielmehr gekommen, um die Ka3ba zu zerstören. Wenn ihr ihn nicht bekämpft, dann besteht kein Anlass für ihn, nach eurem Blut zu trachten!“ Wenn jener Mann keinen Krieg gegen mich will, dann bringe ihn zu mir.“
Als Hunata in Makka eingetroffen war, fragte er nach dem Oberhaupt und Scherifen dieser Stadt, worauf man ihm sagte:
„Das Oberhaupt der Quraisch ist Abdul-Muttalib Ibn Haschim.“
Dann wiesen ihm die Leute den Weg zum Sitz Abdul-Muttalibs. Hunata begab sich zu ihm und teilte ihm mit, weswegen er von Abraha geschickt worden war.
Da sagte Abdul-Muttalib zu ihm: „Bei Allah, wir wünschen keinen Krieg gegen ihn, und wir verfügen auch nicht über die nötige Stärke dafür. Dies ist das heilige Haus Allahs, das Dessen Freund Abraham erbaut hat, und wenn Allah will, dann hält Er Abraha davor zurück, oder Er gibt, wenn Er will, ihm den Weg dazu frei!“
Daraufhin sagte Hunata zu Abdul-Muttalib: „In diesem Fall komme mit mir zu Abraha;
denn er hat mir befohlen, dich zu ihm zu bringen.“
Abdul-Muttalib bei Dhu Nafr
Da ging Abdul-Muttalib mit Hunata, begleitet von einigen seiner Söhne und einigen angesehenen Männern aus Makka. Unterwegs erfuhr Abdul-Muttalib von Hunata, wie es den beiden arabischen Heeren, die sich Abraha in den Weg gestellt hatten, ergangen war und welches Schicksal ihnen und ihren beiden Führern, Dhu Nafr und Nufail Ibn Habib, zuteil geworden war.
Abdul-Muttalib war ein enger Freund von Dhu Nafr, mit dem er immer zusammentraf, wenn dieser als Pilger nach Makka kam, so wie er selbst Dhu Nafr aufsuchte, wenn er zur Winterzeit in Yemen auf Handelsreise war (lese dazu Sura Nr. 106).
Darum bat Abdul- Muttalib Hunata: „Bringe mich zu Dhu Nafr, bevor du mit mir zu
Abraha gehst; denn wir sind alte Freunde.“
Als Abdul-Muttalib Dhu Nafr in seinem Gefängnis besuchte, sagte er zu ihm: „Lieber
Freund, kannst du uns nicht in unserer Lage behilflich sein?“
Traurig antwortete Dhu Nafr: „O Abdul-Muttalib, was kann ein Mann, der gefangen gehalten wird und von morgens bis abends auf seinen Tod gefasst sein muss, schon ausrichten! Nichts kann ich für euch tun, außer dass ich Unais kommen lasse, den Führer des Elefanten Mahmud. Unais ist ein aufrichtiger Mensch und er ist mein Freund geworden. Ich werde dich ihm herzlich anbefehlen, damit er, wenn nötig, bei Abraha Fürsprache für dich einlegt.“
„Das genügt mir“, erwiderte Abdul-Muttalib. Nun ließ Dhu Nafr Unais zu sich bitten und sagte zu ihm:
„Dies ist Abdul-Muttalib, der Anführer der Quraisch und das Oberhaupt der Leute von Makka. Er ist bekannt für seine Güte gegenüber Armen und Fremden. Sei ihm ein guter Fürsprecher bei Abraha!“
„Das will ich gern tun!“ entgegnete Unais.
Abdul-Muttalib verlangt seine Kamele zurück
Als Abdul-Muttalib zum Sitz Abrahas kam, hatte sich Unais bereits bestens bei Abraha für ihn eingesetzt. Abraha saß auf einem Stuhl im Vorderteil des Zeltes, das für ihn inmitten der Zelle seiner Soldaten errichtet worden war; um ihn herum hatte auf einem auf dem Boden ausgebreiteten Teppich eine Schar von seinen Männern Platz genommen. Als Abraha den sich ihm nähernden Abdul-Muttalib erblickte, war er von dessen Ernst, Würde und respektgebietendem Äußeren tief beeindruckt; so erwies er ihm alle Ehre und war sehr von ihm angetan.
Er deutete ihm an, auf dem Teppich Platz zu nehmen, doch dann widerstrebte es ihm, dass Abdul-Muttalib unter ihm saß, und so steig er von seinem Stuhl herab, ging auf Abdul-Muttalib zu und setzte sich neben ihn, um ihn zu ehren. Dann wandte sich Abraha zu Hunata, der vorgetreten war, um zwischen ihm und Abdul-Muttalib zu dolmetschen und sagte zu ihm: „Frage ihn nach seinem Anliegen!“
Als Hunata Abdul-Muttalib fragte, was sein Anliegen sei, da antwortete dieser:
„Ich wünsche, dass Abraha mir die zweihundert Kamele zurückgibt, die er mir genommen hat!“
Abraha war vor Verblüffung einen Augenblick sprachlos, als er von seinem
Dolmetscher hörte, was Abdul-Muttalib erwidert hatte. Dann sagte er zu Hunata:
„Sag ihm: „Als ich dich sah, da gefielst du mir, nun aber, da du zu mir gesprochen hast, machst du auf mich einen schlechten Eindruck! Sprichst du denn mit mir über zweihundert Kamele, die ich dir genommen habe, während du über ein Haus, das ein Zeichen deines Glaubens und des Glaubens deiner Väter ist, ein Haus, das ich zerstören will, kein Wort verlierst?“
Abdul-Muttalib antwortete darauf mit fester, ruhiger und gelassener Stimme:„Ich bin der Herr der Kamele; das Haus aber, die Ka3ba hat einen anderen Herrn, der es beschützen und verteidigen wird!“
Erstaunlich! War dies eine Eingebung, oder war das, was Abdul-Muttalib da sagte, nur eine Vermutung? Missmutig erwiderte Abraha:
„Nichts wird mich von eurem Haus abhalten!“
„Das ist deine Sache!“ meinte Abdul-Muttalib.
Damit endete das Gespräch zwischen Abdul-Muttalib und Abraha.
Die Männer jedoch, die Abdul-Muttalib begleiteten – darunter Hunata Ibn Nufatha, das Oberhaupt der Banu Bakr, und Khuwailid Ibn Wathila Al-Hudhaili, das Oberhaupt der Banu Hudhail – traten nun vor Abraha hin und unterbreiteten ihm großzügige Angebote, damit er seinen Plan, ihre Ka3ba zu zerstören, aufgäbe. Sie beteuerten, dass sie nicht eher von ihm gehen würden, bis er sie in der Angelegenheit der Ka3ba erhört hätte, und sie boten sogar an, ihm ein Drittel der Kamele der Tihama zu geben, wenn er sich von ihrem Heiligtum abwenden würde. Abraha jedoch weigerte sich,
blieb bei seinem Entschluss und lehnte es ab, weiter mit den Männern zu verhandeln. Abdul-Muttalib und seine Begleiter kehrten daraufhin nach Makka zurück, nachdem Abdul-Muttalib seine Kamele zurückerhalten hatte und nachdem sie jede Hoffnung
auf ein Einlenken Abrahas bezüglich der Ka3ba hatten aufgeben müssen.
Die Makkaner verlassen ihre Stadt
In Makka angekommen, ließ Abdul-Muttalib die führenden Männer der Stadt zu sich rufen, informierte sie über das, was Abraha im Schilde führte, und sprach zu ihnen:
„Männer von Makka, ihr habt zwar Kraft und Mut, aber nicht die Macht, das Heer Abrahas aufzuhalten; deshalb rate ich euch, befehlt euren Angehörigen und euren Untertanen, gemeinsam aus Makka auszuziehen, um auf den Gipfel und in den Schluchten der Berge Schutz zu suchen, bis sich der Ratschluss Allahs für Sein Haus erfüllt hat!“
Da gingen die Männer und überbrachten diese Anordnung ihren Sippen und Stämmen; und es dauerte nicht lange, da hatten alle Einwohner von Makka ihre Hütten und Häuser in Richtung der Gipfel und Schluchten der umliegenden Berge unter den Tränen der Frauen und dem bekümmerten Schweigen der Männer verlassen.
Abdul-Muttalib aber hatte sich mit einer Schar seiner Söhne und Freunde zur Ka3ba begeben, mit seinen Händen den Türring der Ka3ba ergriffen und die Gottheiten um Hilfe gegen Abraha angerufen, der mit seinem Heer gekommen war, um sich am Hause Allahs zu vergreifen. Dann verließen sie die Ka3ba und schlossen sich ihren Leuten an, die ihnen zu den Bergen vorausgegangen waren, und ließen Makka als verlassenen und öden Ort zurück, in der Hoffnung, dass sich Allah seiner gnädig annehme.
Der kniende Elefant
Als nun Unais, der Elefantenführer kam, um seinen Elefanten für den Ritt Abrahas vorzubereiten, blieb er überrascht und betroffen vor dem Elefanten stehen;
Erstaunen und Verwunderung kennzeichneten sein Gesicht. Was war das, was er da sah? Was war mit dem Elefanten geschehen?
Der Elefant kniete tatsächlich, so wie Nufail es ihm eingeflüstert hatte! Was Unais so verblüffte war, dass er noch keinen Elefanten knien gesehen hatte, so dass er durch diesen Anblick betroffen und niedergeschlagen stehen blieb!
Immer wieder murmelte er! „O Wunder, o Wunder!“
In aller Eile brachte er die Nachricht von dem knienden Elefanten zu den Männern, die in seiner Nähe lagerten, und sie kamen sofort herbei, um den Elefanten zu sehen und sein Verhalten zu bestaunen. Unais und die übrigen Männer um ihn herum versuchten, den Elefanten zum Aufstehen zu bewegen, aber sie schafften es nicht.
Die Nachricht, dass der Elefant in die Knie und zu Boden gegangen sei, verbreitete sich unter den Soldaten wie ein Lauffeuer und erreichte schließlich auch Abraha, der darin ein schlimmes Vorzeichen erblickte und den nun tiefer Pessimismus befiel. Er befahl den Männern sogleich, den Elefanten aufzuscheuchen. Die Soldaten haben sich auch reihum alle Mühe, den Elefanten aufzurichten, aber ihre Anstrengungen blieben ohne Erfolg: Sie kamen mit derben Stöcken und schlugen ihn dann stachen sie ihn mit ihren Lanzen; aber es nützte alles nichts! Sie waren bestürzt und ratlos; was sollten sie nur tun, da doch von Abraha ein Befehl nach dem anderen kam, immer verbunden mit der Frage, wie es um den Elefanten stehe?
Die Soldaten fanden aus ihrer Ratlosigkeit keinen Ausweg; sie tauschten ihre Meinungen aus und zerbrachen sich den Kopf. Schließlich schlug einer vor, eine zu einem Haken gekrümmte Eisenstange in den Schlund des Elefanten zu stecken und dann zu zerren, bis der Elefant vor Schmerz aufspringe. Die anderen fanden diese Idee ausgezeichnet und machten sich sogleich ans Werk. Sie holten lange Eisenstangen mit gebogenen Spitzen, steckten sie in den Elefantenschlund und versuchten, diesen damit blutig zu reißen; vielleicht würden die Schmerzen den Elefanten aufstacheln und zum Aufstehen bringen, wenn sie ihm gar zu groß würden.
Ihre Vermutung war zwar richtig: Der Elefant erhob sich, aber er wendete sich in Richtung Yemen und rannte drauf los! Die Leute stürmten hinter ihm her, bis sie ihn eingeholt hatten, sie hielten ihn fest und drehten ihn in Richtung Makka, um ihn zurückzubringen; der Elefant jedoch sträubte sich, auch nur einen Schritt zu tun. Die Männer wendeten ihn nach Osten, und er lief los, sie wendeten ihn nach Westen, und er lief los. Sobald sie ihn aber zurück in Richtung Makka drehten, wurde er wieder störrisch!
Der Zorn Allahs
Dann aber geschah etwas noch Seltsameres:
Merkwürdige schreckliche Vögel kamen herbei geflogen, immer mehr und immer mehr, bis schließlich Scharen über Scharen über dem abessinischen Heer kreisten.
Schon das eigenartige Verhalten des Elfanten hatte die Männer beunruhigt und in ihnen dunkle Vorahnungen geweckt, jetzt aber beschlich diese sonst so unerschrockenen Männer regelrecht Angst, und voller Beklommenheit blickten sie zu den Vögeln empor. Plötzlich schreit einer der Männer auf und stürzt zu Boden – Blut quillt aus seiner Schulter hervor, und die neben ihm Stehenden sehen, dass irgendetwas tief in seine Schulter eingedrungen ist. Was war das?
Vielleicht ein Steinchen, das einer der Vögel hat fallen lassen? Aber so etwas hatten sie noch nie erlebt! Doch da!
Ein zweiter Mann greift mit schmerzverzerrtem Gesicht nach seinem Arm, der von irgendetwas durchschlagen ist und dann prasselt auf einmal ein Hagel von Steinen auf das Heer herab – mörderische Höllensteine aus glühend gebranntem Ton, nur linsengroß, aber die Vögel lassen sie offenbar gezielt auf die Männer herabfallen, und wie fürchterliche Geschosse durchbohren sie die Körper der Soldaten. Schon winden sich viele unter qualvollen Schmerzen auf der Erde, voller Entsetzen versuchen diejenigen, die noch nicht getroffen sind, zu fliehen – sie trampeln, stolpern und fallen über ihre gestürzten Kameraden, sie raffen sich wieder auf, fallen erneut, werden selbst durchbohrt – es gibt kein Entkommen vor diesen furchtbaren Steinen!
Nachdem die Vögel ihren göttlichen Auftrag beendet hatten und daraufhin im weiten Reich des Himmels verschwanden und der Himmel anfing, sich langsam zu lichten, und man beinah glaubte, dass der Schrecken vorüber sei, da zogen dunkle Wolken auf. Der Wind wird stärker und immer heftiger. Immer dichter ballen sich die Wolken zusammen und der Himmel bedeckt sich mehr und mehr, der Wind wird zum heftigem Sturm, fegt Sandwolken vor sich her und wirbelt die Kiesel der Wüste empor.
Sand hüllt das Heer Abrahas ein, und nun prasseln die Kiesel auf die Gesichter und Körper der Soldaten. Voller Entsetzen und mit letzter Kraft versuchen diejenigen, die noch dazu in der Lage sind, sich in Sicherheit zu bringen, aber dann werfen auch sie sich mit den Gesichtern auf die Erde. Und so kam es, dass schließlich das ganze Heer Abrahas wie niedergestreckt am Boden lag bis auf wenige Männer, denen es gelungen war, in die Berge zu fliehen und sich dort in Höhlen, in Schluchten und hinter Felsen nieder zukauern. Allah (t) hatte sich verschont, damit sie später vor den Menschen und für die Geschichte als Augenzeugen des schrecklichen Geschehens auftreten konnten.
Nach einer Ewigkeit, wie es den Männern schien, ließ der Sturm endlich nach, die Nacht brach herein, und der Tag, an dem das abessinische Heer die Ka3ba hatte zerstören und Makka als stolzer Sieger hatte verlassen wollen, ging mit grenzenlosem Entsetzen und furchtlosen Qualen der Männer zu Ende.
Der Rückzug des geschlagenen Heeres
Befehlend rief Abraha seinen Männern zu: „Zurück in unser Land! Beeilt euch mit dem Satteln!“ Aber wo war die Energie der Männer geblieben, die nun aufbrechen sollten? Sie waren schwach und zitterten wie Halme im Sturmwind! Und wo waren
die Führer, die mit ihrer Ortskenntnis dem Heer geholfen hatten, den Weg zu finden? Zum Teil waren sie selbst erkrankt und zum Teil waren sie in die Berge geflohen.
Und wiederum befahl Abraha seinen Leuten in barschem Ton: „Nehmt all euren Mut zusammen und beeilt euch mit den Vorbereitungen; denn morgen früh werde wir aufbrechen!“
Der Morgen kam, und die Leute waren noch viel schwächer und viel mutloser geworden. Wer gesund geblieben war, fühlte sich kraftlos und zermürbt, bis auf wenige Männer, die aber kaum imstande waren, ihren so bedrängten Kameraden zu helfen und den Abzug vorzubereiten, obwohl Abraha ihnen mit freundlichen Worten Mut zu machen versuchte.
Mit Mühe, Anstrengung und letztem Einsatz schafften es die Gesunden schließlich,
die Kranken und Verletzten trotz deren großer Zahl für den Aufbruch bereitzumachen, indem sie sie auf die Kamelsänften luden und auf Tragegestelle, die auf den Pferderücken befestigt hatten.
So zog das Heer Abrahas dorthin zurück, wo von es gekommen war, ohne dass seine Soldaten Makka betreten und ohne dass ihre Augen das heilige Haus Allahs gesehen hätten! Gesund und stark, stolz auf ihre Zahl und Ausrüstung waren sie gekommen; krank, schwach und gedemütigt zogen sie ab, ihre Geräte, ihre Waffen, ihren Proviant und ihre Habe zurücklassend. Ohne eigentliche Schlacht und ohne eigentlichen Kampf war es soweit gekommen; übertraf doch die Schlacht, die Allah (t) ihnen geliefert hatte, die Schlacht der Menschen und Sein Kampf jeden anderen Kampf!
Die Freude der Makkaner
Die Einwohner Makkas, die in den Bergen Zuflucht gesucht hatten, waren gespannt darauf, was auf Abraha und seinem Heer und aus ihrem Einzug in Makka werden würde, und sie sorgten sich ängstlich um das Schicksal des Hauses Allahs. Wie groß aber war ihre Verblüffung, als die die Kunde erreichte, dass Abrahas Soldaten abgezogen waren – ohne einen weiteren Schritt in Richtung Makka getan zu haben und ohne sich ihrer Ka3ba, zu deren Zerstörung sie gekommen waren, genähert zu haben! Nur Abdul-Muttalib war darüber weder verblüfft noch verwundert; vielmehr sagte er zu den Leuten seiner Stadt im Tonfall dessen, der sich seiner Sache ganz sicher ist:
„Ich habe gespürt, dass Allah Sein Haus nicht den Absichten Abrahas ausliefern würde!“
Die Männer begannen nun, sich genauer zu erkundigen, und so erfuhren sie, wie
Allah (t) mit dem Heer der Angreifer umgegangen war.
Daraufhin kehrten die Leute sicher und unversehrt in ihre Häuser zurück, und allmählich regte sich wieder Leben in den Häusern und Hütten von Makka;
Hochzeiten wurden gefeiert, fröhliche Abendgesellschaften gegeben, und bald hab es in Makka keine Wohnung mehr, in der nicht ein heiteres und glanzvolles Freudenfest veranstaltet wurde. Dann gingen die Männer von Makka, allen voran Abdul-Muttalib, dorthin, wo das Heer der Abessinier gelagert hatte, und nahmen die Beute und die von den Fliehenden zurückgelassenen Waffen und Geräte in Besitz.
Allahs Zorn dauert an
Was aber die flüchtenden Abessinier betraf, so zürnte ihnen Allah (t) immer noch, und Sein Zorn verfolgte sie weiterhin. Kaum waren sie in Richtung Süden aufgebrochen, begleitet vom Seufzen der Leidenden und dem Stöhnen der Kranken, da überfiel sie ein sintflutartiger Regen, und mächtige Sturzbäche, die von den Bergeshöhen und Hügelkämmen auf ihren Weg herabflossen, überfluteten sie und brachten Unheil über Unheil, Krankheit über Krankheit.
Eine bösartige Seuche wütete bald schrecklich unter ihnen; sie waren zermürbt von den Strapazen des Kriegszuges, der Mühsal des Weges und der um sich greifenden Krankheit. Schließlich waren in der Karawane nur noch die Schreie der vom Schmerz Gepeinigten und die Hilferufe der Sterbende zu hören, doch es gab keinen, der imstande war, die Schreie zu erhören, doch es gab keinen, der imstande war, die Schreie zu erhören und die Hilferufe zu beachten; denn die wenigen Gesunden lenkten die Reittiere und versuchten, diese aus den vom Regen gebildeten Wasserfluten herauszubringen und den Sturzbächen auszuweichen. Aber ihre Anstrengungen waren vergeblich: Die Gewalt des Regens ging über ihre Kräfte, und die Fluten waren stärker als der Widerstand.
Ein Trupp dieser Männer ging nun zu dem Zug, in dem Abraha sich befand, um diesen um Rat zu fragen, was sie tun sollten. Aber Abraha hatte es aufgegeben, Befehle zu erlassen und Instruktionen zu erteilen. Auch ihn hatte es nämlich getroffen wie seine Männer: Die Seuche hatte auch seine Glieder erfasst!
Die Männer kehrten zu ihren Gefährten zurück und berichteten, was Abraha zugestoßen war. Bestürzt sahen sie keine andere Möglichkeit, als nach eigenem Gutdünken zu handeln und ihre eigenen Ratgeber zu sein. Sie beschlossen also, ihre Lasten zu verringern und diejenigen von ihrem Männern, für deren Leben es keine Hoffnung mehr gab, zurückzulassen. Dann warfen sie möglichst viele Lasten ab und ließen eine große Zahl von Männern zurück – den Regengüssen und Sturzbächen preisgegeben, sie sie überfluten und schließlich von ihren irdischen Leiden und Qualen erlösen würden. Aber das Los der Kranken, die bei der Karawane blieben, war nicht besser als das Schicksal derjenigen, die den Sturmfluten ausgeliefert worden waren; denn ihre Krankheit verschlimmerte sich, und ihr Zustand wurde immer ernster. Ihre Haut wurde zerfressen, und ihr Körper eiterte.
Einer nach dem anderen schied aus dem Leben, und so wurden mit der Zeit alle, die nicht gesund geblieben waren, dahingerafft. Als die kläglichen Reste des einst so stolzen Kriegszuges schließlich den Yemen erreichten, da waren es nur noch wenige, die überlebt hatten.
Abraha stirbt qualvoll
Abraha, von dessen Körper das Fleisch Stück für Stück abgefallen war, wurde auf eine Tragbahre gelegt und in seine Burg getragen. Seine Kinder Yaksum, Masruq und Bisbasa und seine Frau Raihana nahmen ihn in Empfang; aber kaum hatten sie ihn gesehen, da wurden sie blass und waren wie vom Blitz getroffen durch die Schrecklichkeit seines Zustandes und die ab stoßende Hässlichkeit seines Anblicks. Trotz der verstümmelten Nase, die sein Gesicht kennzeichnete, erkannten sie ihn nicht gleich, und erst nachdem sie sich ihn genau angesehen hatten, kamen sie zu der Gewissheit, dass er es wirklich war.
Abraha starb, nachdem er Fürchterliches durchgemacht hatte, und diejenige, die als kläglicher Rest seines Heeres übrig geblieben waren, folgten ihm in den Tod.
Die Kunde vom Schicksal Abrahas und seines Heeres verbreitete sich überall auf der Arabischen Halbinsel – wie er am Einzug in Makka in den Augen der Araber hohes Ansehen, und die Ka3ba waren ihnen nun noch heiliger als zuvor.
Dieses gewaltige Ereignis hatte noch eine weitere große Wirkung auf die Makkaner: Sie verfassten darüber viele Gedichte und hielten es für so wichtig, dass sie es für ihre Zeitrechnung verwendeten und in ihrem Schriften und Erzählungen sagten: „Im soundsovielten Jahr nach dem Jahr des Elefanten!“
Was aber den Yemen betrifft, so übernahm dort nach Abrahas Tod dessen Sohn Yaksum die Königswürde. Er demütigte die Yemeniten, verletzte die Ehre ihrer Frauen und zwang ihre Söhne zum Frondienst; auch die Frau seines Vaters, Raihana, und deren Sohn Saif Ibn Dhu Yazan behandelte er ohne jede Ehrerbietung.
Das Ende der abessinischen Herrschaft
Saif Ibn Dhu Yazan, dessen Name als Kind Ma´dikarib gelautet hatte, war der Sohn von Raihana und deren Mann Abu Murra. Wie schon berichtet, war dieser, nachdem ihm Abraha seine Frau geraubt hatte, im Lande umhergezogen und hatte bei den Arabern um Hilfe gegen Abraha gebeten; dann aber war er spurlos verschwunden. Als Saif Ibn Dhu Yazan größer wurde, erfuhr er von seiner Mutter von dieser Gegnerschaft zwischen seinem Stiefvater Abraha und seinem richtigen Vater Abu Murra, und er erfuhr auch, warum die Abessinier gegen seine Väter und Großväter gestimmt waren. Daraufhin zog er hinaus zu arabischen und nicht-arabischen Königen und bat um Hilfe, wie dies früher sein Vater getan hatte. Er reiste zum byzantinischen Kaiser, er reiste zu An-Nu3man Ibn Al-Mundhir, dem Statthalter von Al-Hira, er reiste zu Chusro, dem Herrscher Persiens – er war ratlos tätig.
Die Tage vergingen, und die Jahre lösten einander ab; Yaksum starb, und dessen Bruder Masruq wurde König des Yemen. Schließlich erreichte Saif Ibn Dhu Yazan das Ziel seiner Wünsche: Mit einem Heer, das ihm Chusro geschickt hatte, zog er in den Yemen ein und befreite das Land seiner Väter und Vorväter von der Herrschaft der Abessinier.
So endete die Herrschaft Abrahas, des Besitzers des Elefanten, und so endete die
Herrschaft seiner beiden Söhne.
Allah (t) hat sie für ihre hinterlistigen Machenschaften bestraft, und auf sie beziehen sich Seine heiligen Worte am Anfang dieses Buches.