As Salam alaikum wr wb
BismiLLAH
Das unten erwähnte Ereignis ist von Abdullah ibn Mubarak erzählt. Er war ein grosser Gelehrter und lebte in der Zeit der Abbasiden. Dieses Ereignis zeigt die Liebe zum Quran.
Eine aeltere arabische Frau sass im Schatten eines Baums auf dem Weg zur Hadsch. Abdullah ibn Mubarak kam diesen Weg entlang. Er hatte auch das Ziel zum Hause Allahs (swt) zu gehen. Er sah diese beunruhigte Frau, die in einem hoffnungslosen Zustan war und sprach zu ihr. Diese Unterhaltung hat er folgendermassen erzaehlt:
Abdullah bin Mubarak: Assalamu Alaykum wa Rahmatullah
Die Frau: 'Frieden!' - dies ist eine Botschaft von einem Sich Erbarmenden Herrn.' (Ya-Sin 36/58) Sie meinte damit, dass die Erwiderung des Friedensgrusses von Allah (swt) kommt. Und sie sagte: 'Für den, den Allah irreführt, kann es keinen geben, der ihn rechtleitet.' (Araf 7/186) Sie meinte damit, dass sie ihren Weg verloren hatte.
Abdullah bin Mubarak: Woher kommst du?
Die Frau: 'Gepriesen sei Der, Der bei Nacht Seinen Diener von der heiligen Moschee (Masdschid al Haram) zu der fernen Moschee (Masdschid al Aqsa), deren Umgebung Wir gesegnet haben, hinführte, auf daß Wir ihm einige Unserer Zeichen zeigten.' (Isra 17/1) Sie meinte damit, dass sie von Masdschid al Aqsa, also aus al Quds (Jerusalem) kommt.
Abdullah bin Mubarak: Wie lange bist du schon hier?
Die Frau: 'Drei (Tage und) Nächte.' (Maryam 19/10)
Abdullah bin Mubarak: Welche Vorbereitungen sind für dein Essen getroffen worden?
Die Frau: 'Und Der (Allah) mir Speise und Trank gibt. (Schuara 26/79) Sie meinte damit, dass ihr Essen von Allah (swt) vorbestimmt ist; dass Allah (swt) sie versorgt.
Abdullah bin Mubarak: Hast du etwas Wasser für den Wudu (rituelle Waschung)?
Die Frau: 'Wenn ihr kein Wasser findet dann sucht guten reinen Sand und reibt euch dann Gesicht und Hände ab; macht Tayammum.' (Nisa 4/43) Sie meinte damit, dass sie Tayammum machte, da sie kein Wasser gefunden hatte.
Abdullah bin Mubarak: Hier ist etwas zum Essen. Nimm dir davon.
Die Frau: 'Vollendet das Fasten bis zur Nacht.' (Baqara 2/187) Sie deutete an, dass sie fastete.
Abdullah bin Mubarak: Es ist nicht Ramadan.
Die Frau: 'Und wenn einer freiwillig Gutes tut, so ist Allah Erkenntlich, Allwissend.' (Baqara 2/158) Sie sagte damit, dass sie freiwillig fastete (nafila).
Abdullah bin Mubarak: Es ist erlaubt, das Fasten zu brechen, wenn man sich auf einer Reise befindet.
Die Frau: 'Und daß ihr fastet, ist besser für euch, wenn ihr es nur wüßtet!' (Baqara 2/184)
Abdullah bin Mubarak: Sprich wie ich auch spreche.
Die Frau: 'Der Mensch spricht kein Wort aus, ohne daß neben ihm ein Aufpasser wäre, der stets bereit ist, es aufzuzeichnen.' (Qaf 50/18) Sie meinte damit, dass jedes Wort, welches ein Mensch spricht aufgezeichnet wird und sie deshalb aus Vorsicht nur spricht, inde sie die Worte des Quran verwendet.
Abdullah bin Mubarak: Zu welchem Stamm gehörst du?
Die Frau: 'Und verfolge nicht das, wovon du keine Kenntnis hast. Wahrlich, das Ohr und das Auge und das Herz - sie alle sollen zur Rechenschaft gezogen werden.' (Isra 17/36) Sie meinte damit, dass man seine Kraft nicht damit verschwenden soll indem man über Dinge nachfragt, über die man kein Wissen besitzt oder die einen nichts angehen.
Abdullah bin Mubarak: Verzeih mir. Ich habe wirklich einen Fehler gemacht.
Die Frau: 'Kein Tadel treffe euch heute. Möge Allah euch vergeben!' (Yusuf 12/92)
Abdullah bin Mubarak: Willst du auf mein Kamel steigen und zu deiner Karawane stossen?
Die Frau: 'Und was ihr an Gutem tut, Allah weiß es.' (Baqara 2/197) Sie meinte damit, wenn du diese guten Taten für mich machst, wird Allah (swt) dich dafür belohnen.
Abdullah bin Mubarak: Gut, dann steig auf. Waehrend er dies sagte, brachte er das Kamel zum sitzen.
Die Frau: 'Sprich zu den gläubigen Männern, daß sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen.' (Nur 24/30)
Abdullah verstand sie und drehte sich um. Waehrend sie auf das Kamel stieg, zerrte das Kamel und ihre Kleider verfingen sich im Sattel des Kamels und sie sagte: 'Und was euch an Unglück treffen mag, es erfolgt auf Grund dessen, was eure Hände gewirkt haben.' (Schura 42/30) Mit diesen Worten wollte sie Abdullah bin Mubaraks Aufmerksamkeit auf ihr Missgeschick lenken.
Abdullah bin Mubarak verstand sie und er band die Füsse des Kamels an er zog die Gurte des Sattels fester an.
Sie spendete ihm Beifall für sein Können und seine Leistung indem sie: 'Wir gaben Salomo volle Einsicht.' (Anbiya 21/79) sagte.
Als die Reise began, rezitierte die Dame die Ayat, die man liesst, wenn man eine Reise unternimmt: 'Preis sei Ihm, Der uns dies dienstbar gemacht hat, und wir wären hierzu nicht imstande gewesen. Und zu unserem Herrn werden wir sicher zurückkehren.' (Zuhruf 43/13-14)
Abdullah bin Mubarak nahm das Zaumzeug des Kamels in seine Hand. Er fing an den Huddi (berühmtes arabisches Lied, welches bei (Kamel)-Reisen gesungen wird) zu summen. Und er fing an sehr schnell zu reiten.
Die Frau: 'Und schreite gemessenen Schrittes und dämpfe deine Stimme.' (Luqman 31/19)
Abdullah bin Mubarak verstand. Er ritt langsamer und wurde leiser.
Die Frau: 'So tragt denn so viel vom Quran vor, wie es euch leicht fällt.' (Muzzammil 73/20) Sie meinte damit, dass er anstatt des Huddi zu singen aus dem Quran vortragen soll.
Abdullah bin Mubarak fing an, den Quran zu rezietieren.
Die Frau war sehr erfreut und sagte: 'Doch niemand bedenkt dies außer den Einsichtigen.' (Baqara 2/269)
Nachdem Abdullah bin Mubarak eine Weile aus dem Quran vorgetragen hatte fragte er die Frau: 'Tante, hast du einen Mann?' Er wollte damit wissen, ob ihr Mann noch am Leben war.
Die Frau: 'O ihr, die ihr glaubt! Fragt nicht nach Dingen, die, wenn sie euch enthüllt würden, euch unangenehm wären.' (Maida 5/101) Sie wollte damit sagen, dass über dieses Angelegenheit keine Fragen gestellt werden sollen, und deutete somit an, dass ihr Ehemann verstorben war.
Schliesslich trafen sie auf die Karawane.
Abdullah bin Mubarak: Hast du Söhne oder Angehörige in dieser Karawane?
Die Frau: 'Besitztum und Kinder sind Schmuck des irdischen Lebens.' (Kahf 18/46) Sie meinte damit, dass ihre Söhne bei der Karawane waren und dass sie Proviant bei sich hatten.
Abdullah bin Mubarak: Was arbeiten deine Söhne in der Karawane? (Das Ziel dieser Frage von Abdullah bin Mubarak war es, es leichter zu machen, die Söhne der Frau zu erkennen.)
Die Frau: 'Und Wegzeichen; und durch die Gestirne finden sie die Richtung.' (Nahl 16/16) Damit meinte sie, dass ihr Sohn/ihre Söhne die Führer dieser Karawane waren.
Abdullah bin Mubarak: Kannst du mir ihre Namen sagen?
Die Frau: 'O Yahya, halte das Buch kraftvoll fest.' (Maryam 19/12) 'Und Allah nahm Sich Ibrahim zum Freund.' (Nisa 4/125) 'Und Allah hat mit Moses wirklich gesprochen.' (Nisa 4/164) Damit sagte die Dame, dass die Namen ihrer Söhne Yahya, Ibrahim und Musa waren.
Abdullah bin Mubarak rief diese drei Namen als sie inmitten der Karawane waren und sofort kamen drei junge Maenner herbeigeeilt.
Die Frau sagte, an ihre Söhne gerichtet: 'Nun entsendet einen von euch mit dieser eurer Silbermünze zur Stadt; und er soll sehen, wer von ihren Bewohnern die reinste Speise hat, und soll euch davon einen Vorrat bringen.' (Kahf 18/19) Mit diesen Worten befahl die Frau ihren Söhnen Essen für Abdullah bin Mubarak zu bringen.
Als das Essen gerbracht wurde sagte sie zu Abdullah bin Mubarak: 'Esset und trinkt und laßt es euch wohl bekommen für das, was ihr in den vergangenen Tagen gewirkt habt.' (Haqqa 69/24)
Und sie sagte: 'Kann der Lohn für Güte etwas anderes sein als Güte.' (Rahman 55/60) Damit drückte sie ihre Dankbarkeit für sein gutes Benehmen und seine Höflichkeit aus.
Diese Konversation endete mit dieser Ayah. Der Sohn der Dame sagte zu Abdullah bin Mubarak, dass seine Mutter die letzten vierzig Jahre nur auf diese Art, also in dem sie sich nur mit Ayat aus dem Quran ausdrückte gesprochen hat.