Salamau3aleikum Wa Rahmatu Llahi Wa Barakatu,
habe hier eine Geschichte die inshallah zum Nachdenken anregen soll.
Die Ampel ist auf rot. Die Straße voll mit Autos. Es ist nicht mehr viel Zeit bis zu unserem
Treffen. Verflixte Ampel! Wäre ich nur in der ersten Reihe, dann wäre ich über Rot gefahren.
Die Sekunden verstrichen wie lange Minuten, ja sogar wie Stunden. Ich schaue immer wieder
abwechselnd auf die Ampel, dann auf die Uhr. Endlich! Es ist grün! Ich hielt die Hupe gedrückt,
drängelte mich nach vorne. Überholte den einen, mit dem anderen wäre ich beinahe
zusammengestoßen. Meine Fahrweise erschrak alle anderen Verkehrsteilnehmer. Ich
versuchte, rechtzeitig zu meinen Freunden zu kommen. Ich schaffte es nicht. Meine Freunde,
mit denen ich verabredet war sind schon weg. Aber wohin? Ich fluchte. Hätte ich nur gewusst
wo sie hingehen!
Mein Auto fuhr langsam weiter. Ich dachte nach, was ich nun tun sollte. Schließlich entschied ich
mich, den Abend zu Hause zu verbringen. Das wäre eine gute Idee, denn meine Tochter ist krank und
es wäre besser, wenn ich bei ihr bliebe. Ich parkte das Auto vor der Videothek und lieh mir einige
Filme aus, dann fuhr ich nach Hause.
Kaum betrat ich unsere Wohnung, schon rief ich nach meiner Frau, sie solle Tee und Kartoffelchips
holen. Ich dachte mir: "Was für eine komplizierte Frau. Gleich wird sie loslegen: "Ahmed, fürchte
Allah!" Mittlerweile habe ich mich an ihren gutgemeinten Rat gewöhnt und dieser Satz löst keine
weiteren Gedanken mehr in mir aus. Immerhin ist sie eine wundervolle Ehefrau. Gutmütig und treu.
Sie betrat das Wohnzimmer und brachte wie bestellt den Tee und die Kartoffelchips. Sie lächelte mich
an und sagte: "Endlich hast du deine Freunde satt und verbringst einmal den Abend mit uns!" Ich
bejahte und sagte ihr: "Komm und setz dich zu mir." Sie freute sich sichtlich und wollte sich eben
hinsetzen, als ich den Fernseher und den DVD Player einschaltete. Und schon begann die Musik zu
spielen. Die Arme senkte ihren Kopf und sagte leise: "Ahmed, fürchte Allah“ und ging traurig und
frustriert aus dem Zimmer.
Ich schaute weiter Fern.
Heute denke ich mir: "Hättest du bloß auf deine wundervolle Ehefrau gehört. Sie reichte dir ihre Hand,
um dich vor dem Ertrinken in den Sümpfen der Sünden zu retten; und du hast sie zurückgewiesen."
Mittlerweile wurde es laut bei mir im Zimmer: Musik, Gelächter, Geschrei ... Meine Augen fixierten sich
auf dieses Bildschirm. Die erste DVD war zu Ende. Die Uhr zeigte auf drei Uhr morgens.
Plötzlich bewegte sich der Türknauf langsam. Ich schrie: "Was willst du?!" - Stille. Die Tür öffnete sich
und meine kranke Tochter Sarah stand an der Tür. Ich war überrascht und hielt inne. Sie kam näher
zu mir und sagte in aller Ruhe: "Schäm dich Papa; fürchte Allah, Papa fürchte Allah!" - Dann ging sie
und schloss die Tür hinter sich. Ich rief nach ihr: "Sarah, Sarah. Keine Antwort. Ich ging ihr hinterher.
Ich konnte es kaum glauben: "War das eben meine Tochter?" Ich öffnete die Tür des Schlafzimmers,
aber sie war schon wieder neben ihrer Mutter eingeschlafen. Ich ging ins Wohnzimmer zurück und
schaltete die Geräte ab.
Die Stimme meiner Tochter klang immer noch in meinen Ohren: "Schäm dich Papa und fürchte Allah,
Papa fürchte Allah!" Ich bekam eine Gänsehaut, Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. Ich
wusste nicht was mit mir passierte. Ich konnte nur noch ihre Stimme in mir hören. Ich konnte nur noch
Sarah vor mir sehen, wie sie mich bemitleidend ansah ... Ihre Worte rissen alle Blockaden hinsichtlich
dieses Satzes: "Fürchte Allah, fürchte Allah" ab. Ihre Worte erinnerten mich an alles, was ich seit
geraumer Zeit vernachlässigt hatte: Das Gebet, meine Familie, die Muslime. Dafür habe ich geraucht,
unmoralische Filme geschaut, gesündigt ... Sarah, mit ihren Worten, weckte mich von meinem
jahrelangen mentalen Schlaf auf.
Mein Herz pochte, ich legte mich auf den Boden. Ich versuchte zu schlafen ... vergebens. Die Zeit
verstrich in Windeseile. Mein verlorenes Leben lief vor meinen Augen wie ein Film ab. Immer wieder
höre ich meine Tochter: "Fürchte Allah, fürchte Allah."
Schließlich: Der Azan ertönte. Ich zuckte zusammen und begann erneut zu schwitzen. Wie oft hatte
ich meine Ohren vor dem Gebetsruf verschlossen und ignoriert. "Das Gebet ist besser als der Schlaf!"
Ich sagte mir: " Recht hat er! Das Gebet ist besser als der Schlaf! Ich habe zu lange geschlafen … all
diese Jahre.
Nach der Waschung machte ich mich auf den Weg in die Moschee. Ich betrat die Moschee, betete
zwei Einheiten zur Begrüßung und setzte mich zum Quranlesen. Meine Stimme verschlug sich ... seit
wie lange habe ich kein Quran gelesen?! Es war, als ob mich der Quran fragen würde: "Warum hast
du mich all diese Jahre nicht gelesen? Ich bin doch das Wort deines Herrn!" Ich las zufällig in Surat Al-
Zumar:
"Sprich: O meine Diener, die ihr euch gegen eure eigenen Seelen vergangen habt, verzweifelt nicht an
Allahs Barmherzigkeit, denn Allah vergibt alle Sünden; Er ist der Allverzeihende, der Barmherzige."
Ich dachte mir voller Bewunderung: "Wie großzügig ist wohl Allahs Barmherzigkeit ... SubhanAllah!"
Ich wünschte mir, ich könnte meine Lesung fortsetzen, wir wurden aber zum Gebet aufgerufen. Ich
stellte mich neben meine Brüder in der Reihe auf. Ich kam mir fremd vor zwischen ihnen ... Nach dem
Gebet blieb ich in der Moschee sitzen, bis zum Sonnenaufgang, dann ging ich nach Hause. Ich warf
ein Blick auf meine Frau und auf Sarah. Sie schliefen noch. Dann ging ich zur Arbeit.
Es ist nicht meine Gewohnheit, pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Meine Kollegen wunderten sich als
ich mein Büro betrat. Einige beglückwünschten mich belustigt für das erstmalige Pünktlichkommen.
Ich wartete auf Ibrahim, mein treuer Arbeitskollege, der mir oft gute Ratschläge gegeben hat. Er ist
eine liebenswerte Person mit guten Manieren und sanfter Umgangsweise. Endlich kam Ibrahim! Ich
stand auf um ihn zu begrüßen. Er traute seinen Augen nicht. Ich nahm seine Hand bevor er etwas
sagen konnte und drängte auf ein Gespräch mit ihm. Er schlug vor, in sein Büro das Gespräch zu
führen, aber ich bevorzugte den Aufenthaltsraum und nahm ihn mit mir dorthin.
Ibrahim schwieg und hörte mir aufmerksam zu. Ich erzählte ihm die Geschehnisse des gestrigen
Abends und der gestrigen Nacht. Seine Augen füllten sich mit Tränen und er lächelte: "Dies ist ein
Licht, dass nun endlich dein Herz erfüllt hat. So lösche es nicht erneut mit den Dunkelheiten der
Sünden.“
Es war ein aufschlussreicher Tag. Ich fühlte mich aktiver und produktiver bei der Arbeit wie lange nicht
mehr, trotz meiner schlaflosen Nacht. Einige Kollegen fragten mich verwundert, woher ich all diese
Aktivität und Motivation herhabe. Ich antwortete ihnen: "Es ist das Morgengebet in der Moschee!"
Armer Ibrahim. Er ertrug geduldig die Überstunden und das viele Arbeiten all diese Zeit. All die Arbeit,
die ich durch mein zu spät kommen versäumt hatte, erledigte er für mich. Er beschwerte sich nicht
einmal. Was für ein netter Kerl. Ja! Es ist der Glaube, wenn sein Licht die Herzen erfüllt...
Die Zeit verging und ich fühlte keinerlei Müdigkeit oder Erschöpfung. Ibrahim sagte mir: "Ahmed, du
solltest lieber nach Hause gehen und dich ausruhen. Ich werde für dich den Rest der Arbeit erledigen
– inshaAllah."
Gleich ist es Zeit für das Mittagsgebet. Ich eilte in die Moschee, setzte mich in der ersten Reihe hin.
Ich bereute all die Tage, in denen ich vor dem Gebet geflohen bin und auf der Toilette eine Zigarette
geraucht hatte...
Nach dem Gebet fuhr ich nach Hause. Auf dem Weg überkam mich ein Gefühl der Besorgnis. Ich
sorgte mich plötzlich um Sarah. Wie es ihr wohl geht? Ich fühlte einen seltsamen Druck in der Brust.
Ich hatte eine Sehnsucht nach ihr. Ich wollte sie unbedingt in die Arme schließen und ihr und meiner
Frau für dieses Wiedererwachen danken.
Der Weg nach Hause kam mir diesmal sehr lang vor. Meine Angst nahm zu. Irgendetwas muss
geschehen sein ... Ich richtete mein Blick in den Himmel und bat Allah, meine Tochter Sarah zu heilen.
Endlich kam ich zu Hause an. Ich rief nach meiner Frau – keine Antwort. Als ich die Tür ihres Zimmers
öffnete, saß sie zusammengekauert auf dem Bett und weinte. Sie schaute mich tränenüberströmt an
und schrie: "Sarah ist tot!"
Ich konnte nicht glauben, was sie da sagte und rannte zu Sarah, nahm sie in die Arme und drückte sie
an mich ... sie fühlte sich erschreckend kalt an. Ich versuchte verzweifelt ihr Puls oder Herzschlag zu
fühlen ... nichts! Ich betrachtete unter Tränen ihr wunderschönes Gesicht ... wie ein schimmernder
Diamant. Ihre Mutter schrie: "Sarah, Sarah ..." und brach weinend zusammen. Ich war vor Schock
regungslos ... wie in einem Traum. Tränen flossen meine Wangen herunter. Ich strich ihr über ihre
weiche Stirn und über ihr samtes Haar. Ihre letzten Worte dröhnten immernoch in meinen Ohren:
"Schäm dich Papa, fürchte Allah, Papa fürchte Allah!"
Ich kam wieder zu mir und sagte immer wieder: "Wir gehören Allah und zu Ihm wird die Rückkehr
sein; wir gehören Allah und zu Ihm wird die Rückkehr sein.
Sofort rief ich Ibrahim an und flehte ihn an, er solle schnell kommen, Sarah sei tot! Einige Freundinnen
meiner Frau befanden sich im Nebenzimmer und wuschen Sarah, dann wickelten sie ihren reinen
Körper in ein weißes Tuch. Ich ging ins Zimmer, um Sarah ein letztes Mal zu sehen. Um mich von ihr
zu verabschieden. Fast hätte ich mein Gleichgewicht verloren und wäre gestürzt. Ich küsste sie auf
die Stirn und versprach ihr, bis zum Tode standhaft zu bleiben. Dann wandte ich mich an ihre Mutter,
nahm sie in die Arme und sagte ihr unter Tränen: "Sei nicht traurig, denn sie ist nun im Paradies so
Allah will; und dort werden wir sie wiedersehen ...
Daraufhin beteten wir das Totengebet für sie ... und trugen sie zum Friedhof. Ich schaue zu ihr, wie sie
auf den Schultern der Männer zu Grabe getragen wird und sehe das Licht, das mir mein Leben
erleuchtete. ...
Der Friedhof war beängstigend, man fühlte die Einsamkeit, die Kälte dieses Ortes. Ich stand am
Rande des Grabes, der für meine Tochter bestimmt war. Hier soll ich meine Tochter Sarah alleine
lassen?! Ibrahim hielt meine Schulter und sagte: "Sei geduldig Ahmed." Ich stieg ins Grab. Es ist deine
Wohnstatt, Ahmed. Heute oder Morgen. Was hast du für diese Wohnstatt vorbereitet?
Sie reichten mir meine Tochter, ich drückte sie noch ein letztes Mal zu meiner Brust, ich wünschte ich
könnte sie in meine Brust begraben. Dann legte ich sie ins Grab ... auf ihrer rechten Seite und sagte:
"Im Namen Allahs und auf die Religion von Allahs Gesandten." Ich stieg hinauf ... die Leute begannen,
Erde auf meine Tochter zu schütten. Ibrahim sagte: "Danke Allah, der dich mit dem Tod deiner
Tochter wieder zum Leben auferweckt hat!" ... Ich stand lange bei Sarah ... sehr lange, bis mich
Ibrahim nach draußen führte.
Inschaallah werden alle Muslimen über all das Nachdenken!!!
Wa Salam
Lg Hanan_ghzala!!!